Nuno muss gehen - kommt Conte? Cristiano Ronaldo rasiert Tottenham-Trainer
01.11.2021, 14:05 Uhr
Nuno Espírito Santo.
(Foto: imago images/Shutterstock)
Nuno Espírito Santo ist bei Tottenham schon wieder Geschichte. In den vergangenen vier Monaten hat der Portugiese den englischen Premier-League-Klub mit auf eine wilde Talfahrt genommen. Nach der 0:3-Pleite gegen Manchester United ziehen die Spurs die Notbremse und begeben sich erneut auf Trainersuche.
Es ging schnell dahin für Tottenham-Trainer Nuno Espírito Santo. Nach nur zehn Spieltagen beendete der Nord-Londoner Klub das Missverständnis mit dem Portugiesen, der erst im Sommer nach langer Trainersuche angeheuert worden war. Jetzt ist der kahlköpfige und vollbärtige 47-Jährige schon wieder Geschichte, gewissermaßen der Premier-League-Van-Bommel. Zum Verhängnis wurde ihm ein fulminanter Fehlstart und ein prominenter Landsmann. Am Wochenende rasierte Cristiano Ronaldo, der bekanntlich in Diensten des ewigen Krisen-Klubs Manchester United steht, die Spurs mit 3:0. Der alternde Superstar eröffnete den Torreigen in der ersten Halbzeit.
"Ich weiß, wie sehr Nuno und sein Trainerstab Erfolg haben wollten, und ich bedaure, dass wir diese Entscheidung treffen mussten", gab Geschäftsführer Fabio Paratici dem Ex-Coach mit auf den Weg in die Arbeitslosigkeit: "Nuno ist ein wahrer Gentleman und wird hier immer willkommen sein." Bei einer eventuellen Rückkehr ins Tottenham Hotspur Stadium, dem erst im April 2019 eröffneten Stadion des ehemaligen Klinsmann-Klubs, wird die Erinnerung an die traurigen Monate zwischen Juli und November hoffentlich ausgelöscht sein.
Desaströse Bilanz
Im vergangenen Frühjahr und Frühsommer war die Liste der potenziellen Trainer-Kandidaten der Spurs lang, sehr lang. Aber immer wieder hagelte es Absagen. Paulo Fonseca wollte nicht, Gennaro Gattuso war nicht erwünscht, Julian Nagelsmann ging zu den Bayern, Erik ten Hag blieb bei Ajax, Sevilla-Trainer Julen Lopetegui lehnte dankend ab, Antonio Conte wollte auch nicht. Blieb der Übertrainer der jüngeren Vereinsgeschichte, Mauricio Pochettino, ein Spieler-Entwickler. Doch der war nicht von Katar-Klub Paris St. Germain loszueisen und so erschien es irgendwann sogar realistisch, dass der ehemalige Hertha-Trainer Jürgen Klinsmann zu seinem alten Verein zurückkehren würde. Es wurde dann aber Nuno Espírito Santo, der die Wolverhampton Wanderers aus der Zweitklassigkeit ins Mittelmaß der Premier League geführt hatte.
Unter Nuno, wie er in England genannt wird, gelangen den Spurs nur neun Tore in zehn Ligaspielen, ihr Torverhältnis von minus sieben wird nur von den Schlusslichtern Norwich City und Newcastle United unterboten. In den insgesamt 17 Pflichtspielen unter dem Portugiesen gelangen dem Champions-League-Finalisten von 2019 nur acht Siege, die Premier-League-Tabelle weist sie auf Platz acht aus, die ihrer Gruppe in der UEFA Conference League nur auf Platz drei, noch hinter Stade Rennes und Vitesse Arnheim.
In der Liga hagelte es Pleiten gegen Chelsea, Arsenal, Crystal Palace und West Ham United. Die Erinnerungen an die drei minimalistischen Auftaktsiege, unter anderem gegen Pep Guardiolas Manchester City, verblasste schnell. Auch war es Nuno nicht gelungen, Star-Stürmer Harry Kane, der im Sommer mehrfach mit einem Wechsel flirtete, noch einmal für den Klub zu begeistern. In nur vier Monaten war der Portugiese komplett gescheitert, sein Rauswurf nur eine Frage nach der Zeit.
So viele Fehlgriffe
Erst am Sonntag hatte englische Medien, die traditionell von den Vereinen gebrieft werden, über ein bevorstehendes Krisenmeeting bei den Spurs berichtet. Nuno war angezählt, wenig später zog der Verein um den nicht immer beliebten Präsidenten Daniel Levy die Notbremse. Wie bereits im April 2021 als Tottenham José Mourinho absägte und sich letztendlich mit Interimstrainer Ryan Mason in die UEFA Conference League schleppte.
Seit dem Champions-League-Finale 2019 scheint ein Fluch auf Tottenham zu lasten. Erst trennten sich die Nord-Londoner von Mauricio Pochettino, der den Klub - trotz der traditionell konservativen Politik der Spurs und der zusätzlichen finanziellen Belastung durch den Stadionneubau - nicht nur in der nationalen Spitze gehalten, sondern ihn auch in die internationale katapultiert hatte. Doch danach folgte der bittere Absturz, im November 2019 war bereits gefeuert. Und bald folgte José Mourinho, dessen Felixmagathwerdung längst abgeschlossen ist, dessen Verpflichtung somit ein Fehlgriff war. Jetzt der nächste Rauswurf.
Wer auf Nuno folgen wird, ist bislang noch nicht bekannt. Die wildesten Namen werden gehandelt und in Kalifornien wartet vielleicht sogar Jürgen Klinsmann auf einen Anruf. Favorit aber soll Antonio Conte sein.
Quelle: ntv.de, sue