Fußball

Als Großmäuler stilvoll durchs Leben DFB-Elf demontiert Österreich

Mesut Özil lieferte eine überragende Partie, ...

Mesut Özil lieferte eine überragende Partie, ...

(Foto: dapd)

Mit einer Lust, die Laune macht, besiegen Deutschlands Fußballer die aus Österreich mit 6:2 und dürfen als nun im nächsten Jahr bei der EM mitspielen. Nebenbei zeigt die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw, dass es bisweilen nicht unangebracht ist, den Mund ein wenig voller zu nehmen.

Es gibt zwei Arten, auch als Großmaul stilvoll durchs Leben zu gehen. Entweder man scheitert - und trägt die Niederlage mit Würde. Oder man liegt nach einer knappen halben Stunde gegen Österreich mit 3:0 in Führung und gewinnt das Spiel am Ende mit 6:2. Die haben sich am Freitagabend im mit 53.313 Zuschauern ausverkauften Gelsenkirchener Stadion für die zweite, deutlich angenehmere Variante entschieden und sich so endgültig ihr Mitspielrecht für die Europameisterschaft im kommenden Jahr in und der Ukraine gesichert.

... gleich zweimal kamen die Kollegen zum Gratulieren.

... gleich zweimal kamen die Kollegen zum Gratulieren.

(Foto: dpa)

Am Ende war es so, wie Bundestrainer Joachim Löw vor dem achten Sieg im achten Qualifikationsspiel angekündigt hatte: "Ich glaube, dass wir nichts anbrennen lassen." Kapitän und Nebenberufskritiker hatte sich gar noch weiter aus dem Fenster gelehnt: "Wir werden den Österreichern klarmachen, dass für sie bei uns nichts zu holen ist." Das klang alles etwas forscher als gewohnt, hatte aber bei Lichte betrachtet weniger mit Großmäuligkeit als vielmehr mit gesundem Selbstbewusstsein zu tun. Sie haben ja nur gesagt, wie es ist. Und so betonte Joachim Löw auch hinterher, seine Mannschaft habe die Österreicher "90 Minuten lang nicht atmen lassen" und "in jeder Hinsicht absolut beherrscht".

Es gibt Spiele, da sagen selbst die Gewinner, der Sieg sei zwei, drei Tore zu hoch ausgefallen. Das 6:2 der DFB-Elf auf Schalke gehört nicht dazu. Das musste auch ein angeschlagener Trainer der Österreicher anerkennen.

Dabei hatte die Mannschaft von Didi Constantini ihre Sache Anfang Juni beim unglücklichen 1:2 noch richtig gut gemacht. "Ich glaube, dass Deutschland es heute ernster genommen hat als in Wien." Ihm sei schon klar gewesen, dass es fatal ist, die DFB-Elf spielen zu lassen. Nur fehlten halt die Mittel, auch wenn immerhin sechs Bundesligaspieler von Anfang an mitmachen durften. "Das haben wir eh alles gewusst. Aber das hängt auch von Menschen ab, und die machen Fehler."

Özil als Tipp-Kick-Männchen

Österreich konnte meist nur hinterherschauen.

Österreich konnte meist nur hinterherschauen.

(Foto: dpa)

Die Deutschen haben in diesem Spiel, bis auf die Innenverteidiger Holger Badstuber und Mats Hummels bei den beiden Gegentoren, nichts falsch gemacht. "Die Mannschaft hat klasse das umgesetzt, was wir wollten", sagte Joachim Löw. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf und gewannen schnell an Fahrt. Keine acht Minuten waren vergangen, als der überragende Mesut Özil nach einer Flanke von Bastian Schweinsteiger und einer verunglückten Kopfballabwehr des Österreichers Emanuel Pogatetz das linke Bein wie ein Tipp-Kick-Männchen schwang und den Ball Richtung Tor beförderte. Die Uefa entschied hinterher, dass Miroslav Klose mit dem Fuß noch dran war, und so durfte der sich über seinen 62. Treffer in 111. Spiel im freuen.

Das 2:0 erzielte Özil dann im doppelten Zusammenspiel mit Klose einwandfrei selbst (23.), beim 3:0 fünf Minuten später zeigte der zuvor vom Bundestrainer gerügte Lukas Podolski, dass er gut mit Zuckerbrot und Peitsche umgehen kann und wieder mit ihm zu rechnen ist. Die Chancen stehen besser als zuvor, dass er nach seinem 43. Länderspieltor, mit dem er Uwe Seeler eingeholt hat, den Ehrenspielführer in absehbarer Zeit auch überholen wird. Bremens Marko Arnautovic verkürzte kurz vor der Pause auf 1:3, ehe wieder Özil nach einem Solo auf 4:1 (47.) erhöhte. Der Stuttgarter Martin Harnik zeichnete sich für das 2:4 (51.) verantwortlich, ehe in den letzten sechs Minuten der für Podolski eingewechselte André Schürrle sowie der für Toni Kroos gekommene Mario Götze wunderschön und volley den 6:2-Endstand besorgten und den Zuschauern ein rauschhaftes Erlebnis boten.

Jedes Spiel ein kleines Fest

Bedient: Sechsmal musste Christian Gratzei hinter sich greifen.

Bedient: Sechsmal musste Christian Gratzei hinter sich greifen.

(Foto: dpa)

Das Erstaunliche an dieser deutschen Mannschaft ist, dass sie nicht enttäuscht. Dass sie sich nach dem gefeierten 3:2-Sieg im Freundschaftsspiel vor vier Wochen gegen Brasilien nicht mit einem schnöden Pflichtsieg zufrieden gibt, sondern auch eine Partie gegen überforderte Österreicher zu einem kleinen Fest gestaltet. Dass sie selbstbewussten Worten schlicht und ergreifend ein gutes Fußballspiel folgen lässt, und das mit einer Lust, die Laune macht. Da verzeiht der geneigte Zuschauer auch gerne die beiden Abwehrschnitzer bei den Gegentoren und ein paar Nachlässigkeiten gegen Ende der Begegnung.

Wie stark sich die deutsche Mannschaft fühlt, zeigt, dass selbst der sonst außerhalb des Platzes sehr zurückhaltende Mesut Özil ("Wer das Tor gemacht hat, ist uninteressant") davon sprach, dass "wir verdient so hoch gewonnen haben". Klingt so, als hätten er und seine Kollegen ernsthaft vor, auch weiterhin stilvoll durchs Leben zu schreiten.

Deutschland - Österreich 6:2 (3:1)

Deutschland: Neuer - Höwedes (46. J. Boateng), Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Kroos (85. Götze) - Müller, Özil, Podolski (74. Schürrle) - Klose. Trainer: Löw
Österreich: Gratzei - Klein, Schiemer, Pogatetz, Fuchs - Ekrem Dag, Baumgartlinger, Alaba, Royer (73. Hoffer) - Harnik, Arnautovic. Trainer: Constantini
Schiedsrichter: Paolo Tagliavento (Italien) - Zuschauer: 53.313
Tore: 1:0 Klose (8.), 2:0 Özil (23.), 3:0 Podolski (28.), 3:1 Arnautovic (42.), 4:1 Özil (47.), 4:2 Harnik (51.), 5:2 Schürrle (84.), 6:2 Götze (89.)

Quelle: ntv.de

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