Fußball

Militärmarsch seiner Fans DFB ermittelt gegen Dynamo Dresden

Sie laufen in Camouflage-Shirts und martialisch bemalt durch Karlsruhe. Sie zünden Pyrotechnik, sollen Polizisten und Ordner verletzt und Imbissstände überfallen haben. Fans von Dynamo Dresden sorgen in Liga zwei für Entsetzen. Nun reagiert der DFB.

Der Deutsche Fußball-Bund wird nach den Vorfällen beim Zweitligaspiel zwischen dem Karlsruher SC und der SG Dynamo Dresden (3:4) Ermittlungsverfahren gegen beide Vereine einleiten. Das bestätigte der DFB auf Anfrage. Der Kontrollausschuss werde den Klubs schreiben und sie auffordern, Stellung zu nehmen. Nach Vorliegen und Auswertung der Stellungnahmen sowie weiterer Materialien werde entschieden, wie es weitergeht.

Sympathische junge Frauen und Männer, mutmaßlich aus Sachsen, zu Besuch in Karlsruhe.

Sympathische junge Frauen und Männer, mutmaßlich aus Sachsen, zu Besuch in Karlsruhe.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Am Sonntag war es vor und während der Begegnung in Karlsruhe zu Krawallen gekommen. Dabei wurden nach Angaben der Polizei 15 Beamte und 21 Ordner verletzt. Dresdner Fans zeigten im Auswärtsblock des Wildparkstadions ein Plakat mit der Aufschrift "Krieg dem DFB" und ein weiteres mit einem durchgestrichenen Logo des Verbandes. Dass sich die Dresdner Fans Kriegsrhetorik bedienten und Militär-Outfits trugen, könnte beim Strafmaß eine Rolle spielen. "Dieser militärische Anstrich ist eine neue Komponente, die wir in unsere Überlegungen einzubeziehen haben", sagte Hans E. Lorenz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, der Zeitung "Die Welt".

Zuvor hatte die SG Dynamo Dresden die Krawalle und das fragwürdige Verhalten ihrer eigenen Fans verurteilt. Die teilweise martialischen Aktionen seien optisch zwar "zum Teil beeindruckend, zum Teil aber weit über die Grenzen hinaus und so nicht akzeptabel" gewesen, sagte Geschäftsführer Michael Born der "Sächsischen Zeitung". Der Klub wolle die Vorfälle nun sachlich aufarbeiten. "Das ist eine Sache, die wir ganz in Ruhe analysieren und keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Dann werden wir mit Sicherheit unsere Konsequenzen daraus ziehen."

"Das können wir nicht einfach ignorieren"

Vor dem Anpfiff war ein Großteil der etwa 2000 Fans in Camouflage-Shirts mit der Aufschrift "Football Army Dynamo Dresden" sowie der dazugehörigen Gesichtstarnung und Mütze durch Karlsruhe marschiert und hatte dabei für Ärger gesorgt. Im Stadion hätten Anhänger der Sachsen die Imbissstände im Gästebereich des Stadions "regelrecht geplündert und dabei das Personal massiv angegangen", berichtete die Polizei. Einige Gästefans "benahmen sich ganz erheblich daneben", sagte Einsatzleiter Fritz Rüffel. Vor und während des Spiels hätten die Fans immer wieder pyrotechnische Gegenstände gezündet und teils gezielt auf Polizisten geworfen.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat die Zwischenfälle ebenfalls verurteilt. "Wir mussten bei einem Fußballspiel wieder Dinge sehen, die wir wirklich nicht sehen wollen. Das können wir nicht einfach ignorieren. Das zeigt, wie notwendig es ist, dass wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen." Strobl hat einen Sicherheitsgipfel angekündigt, bei dem alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden sollen, um nach Lösungen gegen die Gewalt zu suchen. Das Treffen wird voraussichtlich Anfang Juli stattfinden.

Auslöser für das gestiegene Interesse der Landesregierung am Thema Stadion-Sicherheit war indes das Derby zwischen dem VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC am 9. April. Bei der Zweitliga-Partie waren unter anderem aus dem KSC-Block Leuchtraketen aufs Spielfeld gefeuert worden. Das Fußballspiel stand zeitweise kurz vor dem Abbruch. Während der Zweitliga-Partie am Sonntag ließen Dynamos-Anhänger auch unter dem Applaus der Karlsruher Haupttribüne plakativ einen Panzer rollen, erklärten dem DFB symbolisch den Krieg. Der Verein distanzierte sich. "Gewalt, Kriegsrhetorik & Panzer auf Zaunfahnen? Die SGD ist stark und ruhmreich. Aber ganz gewiss nicht so", twitterte Dynamo noch Sonntagabend.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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