Fußball

Bauernopfer in der WM-Affäre? DFB feuert seinen Vize-Generalsekretär

Stefan Hans (l.) muss den Deutschen Fußball-Bund verlassen. Den Vorwurf der Vertuschung bestreitet er allerdings vehement.

Stefan Hans (l.) muss den Deutschen Fußball-Bund verlassen. Den Vorwurf der Vertuschung bestreitet er allerdings vehement.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Enthüllungen zu Korruption vor der Fußball-WM 2006 haben weitere Konsequenzen. Laut eines Medienberichts trennt sich der DFB von Vize-Generalsekretär Stefan Hans. Er soll Beweise vertuscht haben, bestreitet das aber energisch.

Wegen des dubiosen Beckenbauer-Warner-Vertrags trennt sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) jetzt von seinem Vize-Generalsekretär Stefan Hans. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Hans hatte im Auftrag des kürzlich zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach im Verbandsarchiv nach Unterlagen über fragwürdige Geschäfte rund um die WM gesucht. Vorausgegangen war im Juni ein Hinweis aus der Fifa an Niersbach, dass etwas nicht in Ordnung sein könne. Hans hatte den Warner-Vertrag gefunden, er soll dann aber seine Vorgesetzten nicht rechtzeitig darüber informiert haben.

Nach Angaben aus DFB-Kreisen hat sich das Verbandspräsidium vergangenen Freitag lange mit dem Fall befasst. Dabei kam man zu der Einschätzung, Hans habe eine schwere Pflichtverletzung begangen. Er werde deshalb gekündigt, offenbar sogar fristlos. Hans ist langjähriger DFB-Mitarbeiter und war schon im WM-Organisationskomitee unter Beckenbauer dabei. Er ist laut "SZ" im DFB als gewissenhaft bekannt. Im WM-OK hatte er sich um die Finanzen gekümmert. Einmal hatte er sogar notiert, weil ein Mitarbeiter "Nahrungsmittel für die private Nutzung" entnommen habe, sei eine Rechnung um den betreffenden Betrag gekürzt worden.

Vor knapp zwei Wochen hatte Hans in einem Brief an das DFB-Präsidium den Vorwurf energisch zurückgewiesen, über den von ihm gefundenen Warner-Vertrag nicht informiert zu haben. Er habe Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock unverzüglich unterrichtet. Laut "Spiegel" sei der Vertrag anschließend wieder im DFB-Archiv abgelegt worden, allerdings an einer anderen Stelle. Für Sandrock hatte die DFB-Präsidiumssitzung offenbar keine Konsequenzen.

Beckenbauer soll erneut aussagen

Die externen DFB-Ermittler der Kanzlei Freshfields hatten den Vertrag dennoch entdeckt. In dem fragwürdigen, von Franz Beckenbauer unterschriebenen Vertrag vom 2. Juli 2000 werden dem damaligen Fifa-Funktionär Jack Warner aus der Karibik Ticket-Kontingente für WM-Spiele und Entwicklungshilfe für dessen Verband von Trinidad & Tobago zugesagt. Vier Tage später bekam Deutschland vom Weltverband Fifa mit 12:11 Stimmen den Zuschlag für die WM 2006. Warner war einer der Wahlmänner gewesen. Vom DFB selbst wird dieser Kontrakt inzwischen als möglicher Bestechungsversuch gewertet.

Beckenbauer soll von den Freshfields-Ermittlern am Dienstag nach einmal zu dem Kontrakt befragt werden, da das Papier bei dessen erster Befragung noch nicht vorgelegen hatte. Beckenbauer war erst Chef des WM-Bewerbungskomitees und später auch des Organisationskomitees gewesen. Einen Korruptionsversuch weist der Ex-OK-Chef weit von sich. Dabei beruft er sich auf Unkenntnis oder Erinnerungslücken.

Quelle: ntv.de, cwo

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