"Wir sind Vielfalt" DFB reagiert nach Boateng-Beleidigung
29.05.2016, 20:01 Uhr
Zeichen gegen Rassismus: Der DFB steht hinter Jerome Boateng.
(Foto: Facebook/DFB)
Die Deutschen würden nicht gerne neben "einem Boateng" wohnen, meint AfD-Vize Gauland und rudert später zurück. Der DFB setzt ein klares Zeichen für Toleranz - ohne viel Worte zu verlieren.
Der DFB hat mit einer 30-Sekunden-Videobotschaft auf die abfälligen Aussagen von AfD-Vize Alexander Gauland gegen den deutschen Nationalspieler Jérôme Boateng reagiert. Statt vieler Worte beschränkte sich der Fußballverband auf das Wesentliche und setzte ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz. In dem Video-Clip sind die Köpfe des aktuellen EM-Kaders vor schwarzem Hintergrund zu sehen. Am Ende steht der Schriftzug "Wir sind Vielfalt".
Boateng selbst ging beim Länderspiel gegen die Slowakei seiner Arbeit nach, als sei nichts gewesen. Bundestrainer Joachim Löw verzichtete zwar darauf, Boateng symbolträchtig als Mannschaftskapitän anstelle des angeschlagenen Bastian Schweinsteiger zu berufen - doch auch ohne diese Geste war die Rückendeckung überwältigend. So postete Benedikt Höwedes Fotos von sich und Boateng im Internet, dazu schrieb er: "Wenn du für Deutschland Titel gewinnen willst, brauchst du Nachbarn wie ihn." Boateng ist Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters und träumt davon, als "erster farbiger Spieler die Kapitänsbinde für Deutschland zu tragen".
Die Kapitänsbinde trug in Augsburg der tunesisch-stämmige Sami Khedira - die Unterstützung für Boateng war dennoch sichtbar, etwa auf Spruchbändern, die von den Zuschauern aufgehängt wurden: "Jerome, sei unser Nachbar!", stand auf einem zu lesen. Zu diesem Zeitpunkt war Gauland längst zurückgerudert, hatte die Aussagen bestritten. Die FAS widersprach der Darstellung des AfD-Politikers und erhielt dabei Unterstützung vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV), dessen Bundesvorsitzender Frank Überall Gauland "perfides Spiel" vorwarf.
"Jerome ist eigentlich entspannt und fokussiert. Es belastet ihn nicht", berichtete Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff in der Halbzeitpause des vorletzten Testspiels vor der EM (10. Juni bis 10. Juli): "Aber es ist unschön, weil er in eine Diskussion kommt, in der er nicht rein will. Blöd ist auch, dass seine Familie belastet wird, man fragt nun in der Nachbarschaft rum. Also alles Dinge, die man nicht in seinem Privatleben haben möchte."
Gauland kann sich nicht mehr erinnern
Ehe Boateng am Sonntagabend zum 58. Mal für Deutschland auflief, hatte es zahlreiche Solidaritätsadressen gegeben. Boatengs Klubchef Karl-Heinz Rummenigge teilte in einer öffentlichen Stellungnahme mit: "Diskriminierungen jeder Art haben im Sport und in unserer Gesellschaft nichts verloren und verdienen die Rote Karte. Jerome Boateng ist ein wunderbarer Mensch und ein vorbildlicher Fußballprofi unseres Vereins. Wir sind stolz, dass er auch für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt!" Der frühere Profi Hans Sarpei, in Ghana geboren und in Deutschland aufgewachsen, twitterte: "Jerome Boateng hat bisher 57x für die Nationalmannschaft gespielt. Damit hat er 57x mehr für Deutschland getan als die AfD."
Gauland war in der FAS mit den Worten zitiert worden: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut, aber wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben." AfD-Chefin Frauke Petry sagte n-tv.de: "Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der bereits jetzt entstanden ist."
Unter der Woche hatte bereits eine regionale Facebook-Gruppe von Pegida mit offenbar rassistisch geprägten Internet-Kommentaren versucht, sich über die Nationalmannschaft zu profilieren. Grindel hatte die Kommentare gegen Kinderfotos von Ilkay Gündogan und Boateng auf der Kinder-Schokolade als "geschmacklos" bezeichnet.
Quelle: ntv.de, dsi/sid