Fußball

"Zukunft Profifußball" unklar DFL-Taskforce liefert fast nichts Handfestes

Die Erwartungen waren groß, die Ergebnisse aber nicht bahnbrechend.

Die Erwartungen waren groß, die Ergebnisse aber nicht bahnbrechend.

Als "einzigartiges Format" bezeichnet DFL-Chef Christian Seifert die Arbeitsgruppe, die sich um die Zukunft des Profifußballs in Deutschland bemühen soll. Doch an die Regeln, die meist nur Empfehlungen sind, muss sich niemand halten. Entsprechend fällt die Kritik aus.

Spannende Ansätze, gute Ideen, aber auch viel heiße Luft: Die Revolution im deutschen Profifußball fällt erstmal aus. Die mit großen Erwartungen gestartete "Taskforce Zukunft Profifußball" hat das Allheilmittel für die Beseitigung der offensichtlichen Missstände noch nicht gefunden und statt klaren Regeln lediglich lose Handlungsempfehlungen gegeben. Diese sollen den Fußball in Deutschland bis 2030 wirtschaftlich gesünder, nachhaltiger und generell besser machen - daran halten muss sich allerdings niemand.

"Hat das eine Alibi-Funktion? Ist das eine Debatte für die Kameras? Ganz sicher war es das nicht", rechtfertigte sich DFL-Geschäftsführer Christian Seifert im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz: "Es ist etwas sehr Besonderes entstanden." Es gelte nun, "die Ideen und Leitplanken schrittweise in die Zukunft zu bauen".

Zu den 17 Vorschlägen der Taskforce gehören unter anderem eine Arbeitsgruppe zur Stärkung der wirtschaftlichen Stabilität, ein Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, die Gründung einer DFL-Kommission für den Fandialog sowie die Förderung des Frauenfußballs und der Geschlechtergerechtigkeit im Fußball. Die Erkenntnisse sollen zeitnah dem DFL-Präsidium vorgelegt werden, die finale Entscheidung treffen die 36 Profiklubs der Bundesliga und 2. Bundesliga im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung.

Große Reformen klingen anders

Als Anreiz zur Ausführung der Handlungsempfehlungen soll ein Belohnungssystem entwickelt werden. Es gehe bei den Vorschlägen des Gremiums nicht darum, jemanden zu "schelten", betonte die Psychologie-Professorin Heidi Möller, die bei allen Sitzungen der Taskforce als Moderatorin fungierte. Jemand, der "noch nicht so weit ist", um gewisse Maßnahmen umzusetzen, dürfe nicht bestraft werden.

Die Corona-Krise hatte die Missstände im deutschen Profifußball gnadenlos aufgedeckt. "Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermachen wie bisher", kündigte Seifert im April an. Ein "Weiter-so" könne es nicht geben. Die im September ins Leben gerufene Taskforce sollte das Allheilmittel für Probleme wie Entfremdung von der Fanbasis, andauernde Misswirtschaft oder die immer größere finanzielle Schere zwischen den Klubs finden.

In drei heterogen zusammengesetzten Arbeitsgruppen befassten sich 37 Teilnehmer aus Sport, Politik, Forschung, Wirtschaft und Medien seit Mitte Oktober "ergebnisoffen" mit den Themen Wettbewerbsbalance, Zahlungsströme, gesellschaftliche Verankerung, Ethik-Richtlinien, Fan-Interessen, wirtschaftliche Stabilität und Förderung von Frauenfußball.

Seifert pries das Projekt als "einzigartiges Format im Weltsport", die Erwartungen waren immens. Die Ziele, dass der Wettbewerb "fair und integer" sein müsse und deutsche Klubs "zur Weltspitze" gehören sollten, klingen aber kaum nach großartigen Reformen. Wie das geschehen soll, bleibt auch weitgehend offen. Viele Passagen des Abschlussberichts wirken eher wie Präambeln, klare Richtlinien und Vorgaben sind Mangelware.

"Ergebnisse werden die Fans enttäuschen"

So sind darin beispielsweise keine konkreten Vorschläge zur Eindämmung der Millionenausgaben zu finden. Auch zur von vielen Seiten als ungerecht angeprangerten Verteilung der TV-Gelder wurde kein Lösungsvorschlag entwickelt. "Rein aus den nationalen Wettbewerben erschließt sich nicht die festgefahrene Situation in der Tabelle", begründete Seifert, dass dies kein großes Thema war.

Taskforce-Mitglied und Grünen-Politiker Cem Özdemir sah in einigen Punkten des Abschlussberichts dennoch "echte Meilensteine". Schalkes Marketing-Vorstand Alexander Jobst lobte die "effiziente Arbeit" der Taskforce. Jetzt gehe es darum, "dass die Klub-Verantwortlichen diese Empfehlungen in ihre Arbeit einfließen lassen".

Vielen Fans reichen die Empfehlungen nicht aus. "Die Erwartungshaltung an die Arbeit der Taskforce war hoch - die Ergebnisse werden viele organisierte Fans enttäuschen", sagte Helen Breit, Vorsitzende des Fanbündnisses "Unsere Kurve". Bloß den Status Quo zu verbessern, wie es die DFL vorhat, reiche nicht aus. "Wir sehen tiefgreifenden Handlungsbedarf", heißt es in der Stellungnahme des Bündnisses. Taskforce-Mitglied und Anti-Korruptionskämpferin Sylvia Schenk sieht das ähnlich. Vor allem ist sie besorgt, dass der Abschlussbericht zu einem wertlosen "Papiertiger" verkommt. Denn verbindlich ist davon erstmal nichts.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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