Nächste Runde in Schlammschlacht Dembélé wirft Barcelona "Erpressung" vor
21.01.2022, 10:19 Uhr
Dembélé beim Champions-League-Spiel in München.
(Foto: picture alliance / Jens Niering)
Neue Wendung im Vertrags-Zoff um Ousmane Dembélé. Der französische Weltmeister wirft seinem aktuellen Arbeitgeber FC Barcelona "Erpressung" vor. Die Katalanen schweigen und scheiden ohne den 24-Jährigen aus dem Pokal aus.
Welch ein Irrwitz: Ousmane Dembélé, der sich einst von Borussia Dortmund zu Barcelona streikte, wird nun in den letzten Monaten seines Vertrags bei den katalanischen Giganten vom eigenen Verein bestreikt. Die wollen ihn loswerden. Sofort. Noch in dieser Transferperiode soll er verschwinden. Es bleiben dem französischen Weltmeister von 2018 noch zehn Tage, um einen neuen Verein zu finden. Oder auch viel länger, um seinen Vertrag bis Ende der Saison auszusitzen.
Denn er sei "kein Mann, der betrügt, geschweige denn ein Mann, der sich erpressen lässt", schimpfte Dembélé auf Instagram. Seinem Verein stehe er selbstverständlich weiter "voll und ganz" zur Verfügung, teilte er, nur wenige Stunden nachdem Barcelonas Fußball-Direktor Mateu Alemany ihn mit den Worten "wir hoffen, dass ein Transfer vor dem 31. Januar zustande kommt" vor die Tür gesetzt hatte, mit. Bei der Pokalpleite bei Athletic Bilbao war er schon nicht mehr im Kader. Der 55-Millionen-Euro-Mann Ferran Torres schon. Er erzielte seinen Debüt-Treffer für Barcelona und spielt auch in der Schlammschlacht zwischen Barcelona und Dembélé eine Rolle.
Denn für Dembélé hätte es nun wirklich erstmals in seiner Zeit beim FC Barcelona alles gut werden können. Nach langen Verletzungspausen hatte er sich zuletzt nicht nur in die Mannschaft der Katalanen zurückgekämpft, sondern hatte sich vielmehr auch noch zu einem der Leistungsträger emporgeschwungen. Bewundert auch von den Klub-Bossen, die ihm noch vor wenigen Monaten Honig um den Bart schmierten.
Besser als Mbappé
"Wir haben eine gute Verbindung mit Dembélé und er will bleiben", hatte Präsident Joan Laporta im Catalan TV 3 gesagt: "Und wir wollen natürlich auch, dass er bleibt, weil er ein großartiger Spieler ist - und besser als Kylian Mbappé." Klare Ansage also. Kylian Mbappé ist nicht irgendwer, sondern neben Erling Haaland der kommende Superstar des Welt-Fußballs und anders als Erling Haaland auch bereits erfolgreich auf Klub- und Nationalmannschaftslevel.
Auch der neue Trainer Xavi Hernandez hatten nichts als Lob für ihn parat, setzte auf ihn in seinem 4-3-3 und Dembélé zahlte mit Leistung zurück, war der wichtigste Offensivspieler von Barcelona und erlebte seine wohl beste Phase seit seinem 135-Millionen-Euro-Wechsel von Borussia Dortmund im Jahr 2017. Und damit, mit den Leistungen und den Vergleichen, begannen die Probleme zwischen dem Franzosen und dem Verein.
Der Franzose wollte einen neuen Vertrag. Das wollte Barcelona auch. Doch die Gespräche steckten fest, weil die eine Seite, euphorisiert von dem überschwänglichen Lob des Vereins, gerne 30 Millionen Euro im Jahr verdienen wollte, der klamme Klub jedoch weit weniger als die 20 Millionen Euro anbot, die Dembélé aktuell verdient. Das war natürlich auch der katastrophalen finanziellen Lage Barcelonas, die 1,35 Milliarden Euro Schulden angehäuft haben, geschuldet, aber nicht nur, denn mit Torres, der für sehr gutes Geld von Manchester City kam, wurde bereits ein neuer, schneller und eventuell sogar treffsicherer Flügelstürmer verpflichtet. Auch das machte Team Dembélé stutzig. Ist er nicht besser als Mbappé? Wieso dann Torres?
Dabei liebt Dembélé doch Barcelona
Womöglich waren also all die Lobeshymnen auf Dembélé nur leere Worte, um ihn zu locken, um ihn an den Verein zu binden, und dann abzugeben. Für eine gute Transfersumme, weit oberhalb des jetzt zu erzielenden Ramschpreises. Der Verein, so hört man, soll das auch Dembélé und seinem Berater, Moussa Sissoko, nahegelegt haben. Pistole auf die Brust: Vertrag verlängern, neuen Verein finden und wechseln. Oder eben: Vertrag nicht verlängern und auf der Tribüne versauern, womöglich damit alle Chance auf die WM-Teilnahme mit Frankreich verspielen. Das, so ist zu hören, könnte die Erpressung sein, die Dembélé meint.
Doch nun ist die Sache zudem noch so, dass Berater mehr verdienen, wenn sie ihre Spieler ablösefrei bei einem Verein unterbekommen und bei Dembélé ist die Sache zudem so, dass Sissoko bei dem immer noch aktuellen Transferrekord der Fußball-Bundesliga keinen Cent verdient haben soll. Dafür sei schlichtweg kein Geld mehr dagewesen. Und so hat Sissoko kaum Interesse an einer Vertragsverlängerung, zudem zu schlechteren Bedingungen. Dazwischen gefangen: Ousame Dembélé, der Barcelona liebt, aber eben auch als schlampiges Genie gilt. Einer, dessen Lebenswandel bislang eine steilere Karriere verhindert hat, und der jetzt mal wieder in eine Schlammschlacht verwickelt ist. Erpressung hin oder her.
Quelle: ntv.de