Fußball

"Wir alleine schaffen das nicht" Demut macht Tuchels Stars so gefährlich

Die Superstars Neymar (links) und Mbappé wollen ihre Egos hintenanstellen.

Die Superstars Neymar (links) und Mbappé wollen ihre Egos hintenanstellen.

(Foto: REUTERS)

Neymar und Kylian Mbappé grinsen zwar von jedem PSG-Plakat, aber der französische Meister ist mehr. Die dick befreundeten Superstars haben verstanden, dass nicht nur sie im Rampenlicht stehen können. Das macht sie umso gefährlicher für den FC Bayern im Finale der Champions League.

Die Aussicht auf Europas Fußball-Thron lähmt Neymar kein bisschen, sie entspannt ihn nur noch mehr. Selbst vor Paris St. Germains so verzweifelt herbeigesehntem Spiel der Spiele stieg der Magier in Stollenschuhen seelenruhig hinter seinem Sturm-Adjutanten Kylian Mbappé aus dem Bus, der beide zum Training gefahren hatte. Hier ein Surfergruß für die Kamera, dort eine Instagram-Story aus dem Sauerstoffzelt für die Follower: Das Champions-League-Finale ist Neymars Show.

Endlich bietet sich der Moment für den Brasilianer, aus dem Schatten von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi herauszutreten, um auch sportlich seinen fast gottgleichen Status in der Heimat zu rechtfertigen. Mbappé sagte kürzlich ganz treffend: "Ich bin mir sicher, wenn wir die Champions League gewinnen, kann er Weltfußballer werden." Und jeder weiß, dass Neymar nichts sehnlicher will, als die Titel und Auszeichnungen zu sammeln, die ihm aufgrund der Regentschaft zweier lebender Legenden verwehrt blieben.

Dass Neymar ausgerechnet am Sonntag (21 Uhr/ZDF, Sky und DAZN) im Endspiel gegen Bayern München das Zepter übernehmen könnte, hat viel mit ihm selbst zu tun, aber auch mit Mbappé. Die 2017 für zusammen 402 Millionen Euro nach Paris gelotsten Superstars sind dicke Freunde, was dabei geholfen hat, dass sie seitdem zusammen 160 Pflichtspieltore erzielten. "Wir sind mehr oder weniger im selben Alter, und wir lachen viel zusammen abseits der Platzes", berichtete der 21-jährige Mbappé über den 28-jährigen Neymar: "Wir waren sofort auf einer Wellenlänge."

Egos hintenangestellt

Doch es gab Zeiten, da waren die ziemlich besten Freunde isoliert, besonders Neymar frustrierten mehrere Verletzungen und Europapokal-Schlappen in den Vorjahren, 2019 wollte er weg aus Paris. Immer wieder hagelte es Schlagzeilen über Zickereien in der Mannschaft und Misstöne mit Trainer Thomas Tuchel. Mittlerweile aber, das erzählte Mbappé nach dem Finaleinzug gegen RB Leipzig, verstünden er und Neymar ihre Rolle besser, "weil wir verstehen, dass wir alle zum Gewinnen brauchen", so der Franzose: "Nur wir beide können das nicht schaffen." Elf Freunde statt zwei Diven.

Neymar hat sein Ego hintenangestellt, wie es scheint, und das hilft ihm persönlich enorm. Der Drang zur Selbstinszenierung ist verflogen, er konzentriert sich darauf, überragend Fußball zu spielen. Und dies tut er beim Finalturnier in Lissabon mit Bravour, obwohl weder er noch Mbappé bisher trafen. Neymar bringt sich anders ein: "Er hat die richtige Siegermentalität", sagte Tuchel: "Die Mentalität, zeigen zu wollen, dass er einer der besten Spieler der Welt sein und das Team nach vorne bringen kann."

Sein früherer Berater und immer noch enger Vertrauter Wagner Ribeiro sieht den neuen Neymar gar besser als seine zwei ewigen Rivalen im Kampf um die Aufmerksamkeit auf der Weltbühne Fußball. "Jetzt ist er besser als Messi und Cristiano, technisch und körperlich gesehen", sagte Ribeiro dem brasilianischen Internetporal UOL. Messi und Ronaldo sind raus - zumindest in diesem Jahr. Es könnte also das Jahr des Neymar Jr. werden. Geht es nach Trainer Tuchel, folgt die Krönung gegen die Bayern: "Wenn er im Finale trifft, wäre ich total glücklich."

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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