Unruhe vor dem Spitzenspiel Den Hamburger SV plagt Unfall- und Doping-Ärger
11.02.2023, 10:21 Uhr
Tim Walter ist mit seiner Mannschaft zumindest sportlich in der Spur.
(Foto: dpa)
Tim Walter würde vor dem Zweitliga-Topspiel in Heidenheim lieber über Fußball reden. Doch der Trainer des formstarken Hamburger SV wird mit anderen, mit unangenehmen Themen konfrontiert. Er ist sich allerdings sicher, dass sein Team in dieser turbulenten Zeit stressresistent ist.
Dass es nur am Rande um das Zweitliga-Topspiel des Hamburger SV beim 1. FC Heidenheim gehen würde, hatte HSV-Trainer Tim Walter schon vor der obligatorischen Medienrunde zum anstehenden Spieltag geahnt. Deshalb dürfte der 47-Jährige über die Fragen nach dem Unfall von Jean-Luc Dompé und William Mikelbrencis sowie zum Stand im Dopingfall Mario Vuskovic nicht sonderlich überrascht gewesen sein. Doch zugleich war Walter anzumerken, dass er viel lieber über die Partie des Tabellenzweiten am Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) beim -dritten in Heidenheim geplaudert hätte.
"So ist das Leben. Allgemein spielt das Leben Kapriolen und nicht immer ist alles vorauszusehen", sagte Walter über die nicht-sportlichen Nebenplätze, auf denen er und der HSV bisweilen gezwungen sind zu spielen. "Trotzdem gibt es auch in anderen Vereinen Dinge, die nicht so laufen. Die haben wir natürlich auch, immer wieder." Es werde medial in Hamburg mehr unterstützt als in anderen Bereichen oder in anderen Städten. "Damit müssen wir umgehen, damit müssen wir leben. Ich glaube, dass wir das ganz gut machen." Und sportlich merke man ja, "dass man die Dinge meistern kann".
Auch wenn er eine stabile Mannschaft beisammen hat, der Unfall vom Montagabend mit den beiden Franzosen kam zu einer Unzeit. "Wir müssen professionell mit der Situation umgehen. Und professionell heißt in dem Fall das Spiel", meinte er. "Wir sind Profisportler, entsprechend ist unser Fokus ausgelegt." Immerhin kann der HSV am Samstag nach den beiden Erfolgen zum Rückrundenauftakt gegen Eintracht Braunschweig (4:2) und bei Hansa Rostock (2:0) mit einem Sieg einen seiner Hauptkonkurrenten im Aufstiegskampf deutlich distanzieren.
"Wenn er sich sportlich qualifiziert ..."
Ob Dompé in Heidenheim mithelfen darf, ließ Walter erst einmal offen. "Wenn er sich sportlich qualifiziert, dann darf er am Wochenende auch ran", sagte der Cheftrainer. Der Franzose ist im Angriff der Hanseaten eigentlich gesetzt. In 13 Punktspielen gelangen ihm bisher sieben Torvorlagen und ein Treffer. Am Montagabend hatte der Stürmer einen Autounfall in der Hafenstraße in Hamburg verursacht und sich mit seinem Teamkollegen William Mikelbrencis (18) von der Unfallstelle unerlaubt entfernt. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts eines verbotenen Autorennens und unerlaubten Entfernens vom Unfallort.
Am Mittwoch hatte sich der 27-Jährige bei der Mannschaft entschuldigt und vor den Medien schuldbewusst gezeigt. Zuvor hatte der HSV angekündigt, ihn und seinen Landsmann Mikelbrancis mit einer hohen Geldstrafe zu belegen. "Alles andere müssen wir abwarten, was dann die Gerichte darüber entscheiden", sagte Walter. Dem würden sich beide Spieler stellen. "Das, was wir regeln können, auch was die Mannschaft anbelangt, das haben wir geregelt. Was die Jungs außerhalb machen, können wir nicht immer regeln."
Noch überhaupt nicht geregelt und entschieden ist der Dopingfall von HSV-Verteidiger Vuskovic. Walter hofft noch immer auf einen positiven Ausgang für seinen Spieler und spricht von "berechtigten Zweifeln". Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt/Main hatte am Donnerstag nach dem zweiten Verhandlungstag entschieden, einen unabhängigen Sachverständigen zu beauftragen und für den 10. März einen weiteren Verhandlungstag angesetzt. "Dass die Sache noch einmal in die Verlängerung geht, wirft ja noch mehr Fragen auf", meinte Walter und fügte mit Blick auf die Kritik am Ablauf der Dopingproben und deren Auswertung hinzu. "Da ist auch nicht alles so professionell, wie man sich das vorstellt."
"Wir tun alles dafür, dass da das Richtige entschieden wird"
Der 47-Jährige betonte, dass der Verein zu dem 21 Jahre alten Kroaten steht. "Er ist mein Spieler, er ist unser Spieler", sagte Walter. "Wir tun alles dafür, dass da das Richtige entschieden wird und die Wahrheit ans Licht kommt." Man sehe ja, "wenn alles so klar wäre, wie es zu sein scheint, dann wäre ja schon ein Urteil gefällt". Vuskovic wird Doping mit dem Blutdopingmittel Erythropoetin (Epo) vorgeworfen. Er bestreitet das und beteuert seine Unschuld.
Ein wenig durfte Walter bei der Spieltags-Pressekonferenz dann doch noch über das anstehende Spiel und den Gegner sprechen. "Da trifft die beste Heimmannschaft auf die beste Auswärtsmannschaft. Wir sind so selbstbewusst, dass wir dahin fahren und auch gewinnen wollen", sagte Walter. Und mit Blick auf die Nebengeräusche meinte er: "Die Jungs haben gezeigt, dass sie mit solchen Situationen umgehen können, mit Stresssituationen."
Quelle: ntv.de, tno/dpa