Trauer um Fußballer Mrosko Der Charly ist in der Stadt
20.03.2019, 13:05 Uhr
Charly Mrosko kann feiern - hier den Pokalsieg 1971 gemeinsam mit Uli Hoeneß.
(Foto: imago sportfotodienst)
Der frühere Fußball-Bundesliga-Profi Karl-Heinz "Charly" Mrosko ist tot. Im Alter von 72 Jahren verstirbt der ehemalige Spieler des FC Bayern und von Hannover 96. Unser Kolumnist erinnert sich an seine Trophäen abseits des Rasens.
Anfang der 1970er-Jahre mischte ein echter Playboy die Bundesliga auf. Der Bayern-Profi Karl-Heinz, genannt "Charly", Mrosko sagte über sich selbst: "Ich bin ehrgeizig, impulsiv - fast explosiv, unausgeglichen und kameradschaftlich. Ich bin anders wie die anderen und versuche, meine unorthodoxen Gedankengänge auch aufs Spielfeld zu übertragen."
Das gelang im Starensemble des FC Bayern München nur hier und da. Wesentlich mehr Trophäen heimste Mrosko abseits des Rasens ein: "Ja, ich habe Erfolg bei Frauen. Warum, weiß ich eigentlich selbst nicht. Ich bin doch so furchtbar unstetig. Außerdem stelle ich irrsinnig hohe Ansprüche an das weibliche Geschlecht - zu hohe wahrscheinlich ..."
Als er merkte, dass es mit dem Job des Fußball-Profis die Karriereleiter nicht immer weiter nach oben geht, beginnt er mit 24 Jahren sein Jura-Studium: "Ich möchte geistig im Beruf mehr leisten als auf dem Fußballfeld. Mein Berufstraum wäre Frauenarzt - was aber nicht mit meiner Leidenschaft für Frauen zusammenhängt."
"Sage immer, was ich denke"
Als ihn einmal ein Mannschaftskollege als "linker Vogel" bezeichnete, war Mrosko richtig sauer: "Das ist doch das Letzte, was man von mir behaupten kann. Ich sage doch wirklich immer, was ich mir denke. Also kann ich auch kein linker Vogel sein." Und wie sich das anhörte, wenn Charly Mrosko, der von sich selbst am meisten überzeugt war, den Mund aufmachte, dann las sich das so: "Wenn alle Fußballer konform sind, kriegst du keine Klassetruppe. Eine große Mannschaft braucht Extremindividualisten. Dann ist sie nicht mehr ausrechenbar. Sonst können wir doch gleich Schach spielen."
Am Ende waren es beim Playboy der Liga dann aber doch immer wieder eher die außersportlichen Dinge, die ihn bekannt machten. "Mädchen und Autofahren waren sein liebster Sport. Dabei gab es für den Charly immer nur Handelsklasse A", sagte ein ehemaliger Mitspieler über ihn. Der Präsident eines süddeutschen Zweitligisten ließ abends seine Tochter sogar nicht mehr aus dem Haus, mit der sagenhaften Begründung: "Der Charly ist in der Stadt."
Quelle: ntv.de