Fußball

Mia san überfordert Die neue Professionalität des FC Bayern

Einer ist jetzt weg.

Einer ist jetzt weg.

(Foto: imago/Sven Simon)

Rummenigge versteckt sich hinter einer Mitteilung, Hoeneß plaudert mit westfälischen Lokaljournalisten und Salihamdizic hangelt sich an Platzhaltern entlang. Der FC Bayern ist mit der Trennung von Trainer Ancelotti überfordert.

Die gute, wenn auch wenig spektakuläre Nachricht aus München ist: Der FC Bayern hat sich am Tag nach der Entlassung von Trainer Carlo Ancelotti der Öffentlichkeit gestellt. Die schlechte Nachricht ist: Der Fußball-Bundesligist schickte seinen neuen Sportdirektor Hasan Salihamidzic vor. Das ist entsprechend seines Stellenprofils eine legitime Weisung, zumal sich die anderen Alphatiere via Pressemitteilung und Lokalradio-Interview ja schon positioniert hatten. Aber Salihamidzic ist Berufsanfänger. Mit der souveränen Aufarbeitung der größten Klubkrise der jüngeren Vergangenheit ist er überfordert. Selbst wenn er mit fortschreitender Dauer immer selbstbewusster im Vortragen der immer gleichen, defensiven Floskeln wurde.

Das soll der Hasan mal machen: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

Das soll der Hasan mal machen: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

(Foto: imago/Sven Simon)

Da stellt sich schon die Frage, warum sich an diesem Freitag nicht zumindest einer der beiden deutlich abgezockteren Chefs aus der Deckung wagte. Doch Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, und Uli Hoeneß, der Präsident, sie waren nicht zu sehen, während ein sichtlich nervöser Salihamidzic zu erklären versuchte, was er kaum erklären konnte. Was nach gut 20 Minuten dieser in jeglicher Hinsicht armseligen Pressekonferenz hängen bleibt, ist überflüssig erkenntnisarm: (1) Der FC Bayern nennt keine Namen möglicher Nachfolger, (2) der FC Bayern äußert sich nicht zum neuen Trainerprofil, (3) der FC Bayern - also Hoeneß, Rummenigge und Salihamidzic - entscheidet einstimmig. Und sonst so? Nichts.

Obwohl doch: Eine Reaktion der Mannschaft, die nun erstmal von Interimstrainer WIlly Sagnol betreut wird, erwarten sie schon, wenn es am Sonntag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im Berliner Olympiastadion am siebten Spieltag gegen die Hertha geht. Aber was sollte nun dieser Auftritt, zudem der Klub eigens per Mail eingeladen hatte? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Was dieser Auftritt indes bewirkt, kann dem deutschen Rekordmeister nicht gefallen. Er verfestigt das Bild, dass sie in München damit überfordert sind, die Entlassung eines seit Wochen abgezählten Trainers und die schwer wiegenden atmosphärischen Störungen professionell zu moderieren - zuletzt hatten sie dieses Problem an der Säbener Straße 2011 mit dem Niederländer Louis van Gaal.

"Ein schlechtes Signal"

Also übernehmen die Medien die Deutungshoheit: Aus allen Informationen, noch so kleinen Schnipseln und Meckerattitüden, die in den vergangenen Tagen und Wochen gesammelt wurden, ergibt sich nicht erst seit heute ein Bild, das die Vereinsführung als Opfer eines internen Machtverlusts zeichnet. So hat es sich der geschasste Trainer mit seiner sportlich und menschlich nicht zu identifizierenden Linie mit jenen Spielern verscherzt - gehandelt werden Franck Ribéry, Arjen Robben Thomas Müller und Mats Hummels - , die nicht nur fußballerisch, sondern wohl auch machtpolitisch zu den stärksten Kräften beim FC Bayern gehören.

Klubpräsident Hoeneß, auch so eine eigenartige Geschichte, hat diese fatale Zustandsbeobachtung bei einem Kamingespräch auf Einladung des Büromöbelherstellers "Hees Bürowelt" im nordrhein-westfälischen Siegen untermauert. Am Abend, als sein Verein sportlich führungslos war. Als der Verein über Rummenigge nüchtern und nichts erklärend hatte ausrichten lassen, "dass die Leistungen nicht die Erwartungen entsprachen" und Konsequenzen erforderten.

Die "Gazzetta dello Sport" liegt mutmaßlich gar nicht so falsch, wenn sie aus dem gar nicht so fernen Mailand über die Münchner urteilt: "Wo ist die deutsche Ernsthaftigkeit geblieben? Der Klub, der Ancelotti nach nur sechs Spieltagen rauswirft, ist ein Verein, der Planung und Ernsthaftigkeit zu seinem Stil gemacht hatte. Die Tatsache, dass Ancelotti Ende September rausgeworfen wird, wahrscheinlich wegen des Unmuts einiger Spieler, ist ein schlechtes Signal für den europäischen Fußball." Vielleicht ist das so. Es ist auf jeden Fall ein schlechtes Zeichen für den FC Bayern.

Quelle: ntv.de

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