Fußball

Der Bundesliga-Check: Schalke 04 Die werden doch nicht …?

Die Schalker Fans träumen nach einer schwachen Saison von besseren Zeiten. Sie wünschen sich die Rückkehr in die Champions League.

Die Schalker Fans träumen nach einer schwachen Saison von besseren Zeiten. Sie wünschen sich die Rückkehr in die Champions League.

(Foto: imago/Norbert Schmidt)

Man traut seinen Augen kaum, aber auf Schalke scheint sich ernsthaft etwas zu tun. Gute Transfers, ein auf Anhieb beliebter Trainer - aber keine Sorge, so ganz ist das gute alte Chaos nicht verschwunden.

Wie machen die Schalker Fans das bloß? Da mosern sie sich durch eine Graupensaison ihrer Lieblinge, schreien an gegen Horst Heldt, verspotten ihre Mannschaft nach dem 0:2 in Hamburg am letzten Spieltag - aber pünktlich zur neuen Spielzeit sind sie wieder euphorisch. Zum Schalke-Tag pilgerten vergangenes Wochenende schlappe 100.000 Fans. Die Sonne schien, das Bier floss, nur der ein oder andere kam etwas durcheinander.

Entweder es handelt sich um eine Art Fußball-Alzheimer, die sich jeden Sommer im Raum Gelsenkirchen ausbreitet, oder die Anhänger der Knappen drücken regelmäßig kollektiv auf den Reset-Knopf. Wie auch immer: Sie machen weiter. Trotz alledem. 

Was gibt’s Neues?

Ah, da versucht sich wieder wer an diesem Kader. Beim neutralen Beobachter ruft jede neue Trainerbesetzung auf Schalke ja einen ähnlichen Reflex aus wie ein Wechsel auf dem Chefposten des BER: Viel Spaß auch mit dem neuen Job! Aber halt: André Breitenreiter könnte tatsächlich der richtige Mann zur richtigen Zeit sein. Der 41-Jährige vereint die Trainingsanzug-Aura von Mike Büskens mit dem trockenen Humor von Huub Stevens und dem taktischen Anspruch von Ralf Rangnick. Für Sportdirektor Horst Heldt war der Ex-Paderborner offenbar trotzdem erst die 3. Wahl – was bei Heldts Händchen für Trainer und Spieler aber wahrscheinlich einfach bedeutet, dass Breitenreiter ohnehin der beste Kandidat war.

Aber halt, wir müssen den Jermaine-Jones-Modus für einen Moment abschalten. In dieser Transferperiode könnte der ungeliebte Manager gleich drei Königstransfers gelandet haben: Mit Johannes Geis schaltet und waltet ein jetzt schon fast kompletter 21-Jähriger in der defensiven Zentrale, Stürmer Franco di Santo soll mit oder ohne Klaas Jan Huntelaar für Torgefahr sorgen, und in Junior Caicara bearbeitet einer die Außenlinie, den Breitenreiter schon eine „Maschine“ genannt hat. Schlagen sie ein wie geplant, stärkt das Heldts Position im Verein.

Auf wen kommt es an?

Es klingt esoterisch, aber: auf jeden Einzelnen. Auf dem Papier verfügt André Breitenreiter über einen der talentiertesten Kader der Bundesliga. Nur hatte man in den letzten Jahren nicht unbedingt das Gefühl, dass jeder auf Schalke das Maximum rausholen wollte – weder für sich noch für die Mannschaft. Bestes Beispiel Julian Draxler, dem der Jubel um ein paar gelungene technische Einlagen oft schon genug scheint. Das Hickhack um seinen möglichen Wechsel zu Juventus Turin dürfte seine Lage nicht einfacher machen. Er muss nachweisen, dass er tatsächlich zu Höherem berufen ist. Mit Johannes Geis haben die Schalker einen geholt, der Draxler in Sachen Talent nicht das Wasser reichen kann, aber schon in jungen Jahren bei Mainz Verantwortung übernommen hat. Kapitän Benedikt Höwedes, Geis, Huntelaar – so könnte die neue Achse bei S04 aussehen. An ihrer Seite können May Meyer, Leon Goretzka, Leroy Sané und all die anderen Talente reifen. Und vielleicht findet auch Julian Draxler zu seiner früheren Form zurück. Seiner Nummer Zehn prophezeit André Breitenreiter übrigens „ein großartiges Jahr“.

Wie gut kennen Sie den FC Schalke 04?
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Was fehlt?

Thilo Kehrer. So richtig weiß bei Schalke 04 keiner, wo der Kapitän der U19-Meistermannschaft steckt. Seit Wochen fehlt der 18-Jährige unentschuldigt beim Training. Sein Berater verkündete, Kehrer habe einen Vertrag bei Inter Mailand unterzeichnet. Die Schalker pochen auf ihren eigenen Vertrag mit dem Talent. Nun wird wohl die Uefa entscheiden, welcher Kontrakt gültig ist. Es wäre ja auch wirklich beängstigend, wenn es auf Schalke nicht wenigstens ein bisschen chaotisch zugehen würde. Weiteres Beispiel gefällig? Kevin-Prince Boateng, als „Aggressive Leader“ geholt und dann für zu bossig befunden, soll wechseln. Doch der Transfer zu Sporting Lissabon scheiterte in letzte Sekunden – angeblich konnten sich die Parteien nicht über die Vermarktungsrechte an den Bildern von KPB9 einigen. Klang unglaubwürdig, war eine Lüge. Boateng bestand den Medizincheck nicht, klärte Sporting nun auf.

Wie lautet das Saisonziel?

Er hat Jehova gesagt! So locker sich die Verantwortlichen von S04 sich in diesen Tagen geben, so schmallippig werden sie beim Thema Saisonziel. Auch den Spielern wurde eingeimpft, keine konkrete Vorgabe zu machen. „Guten Fußball“ wollen sie spielen, sagte Horst Heldt zuletzt, Trainer Breitenreiter will „die Fans begeistern, möglichst in jedem Spiel.“ Implizit gibt der Kader aber natürlich ein Saisonziel vor: Den Internationalen Wettbewerb, möglichst die Champions League.

Die n-tv.de-Prognose

Schalke 04 wird Deutscher Meister. Sagt dieser Mann. Wir kennen ihn nicht, aber er sieht verdammt überzeugend aus.

Wer wären wir, zu widersprechen? Nun ja, wir wären Realisten. Machen wir es kurz: Meister – Nein. Europa – Ja. Champions League – Nur, wenn Gladbach und Leverkusen schwächeln.

Quelle: ntv.de

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