Fußball

Gesperrt, angeklagt, verfolgt Diese Männer vergaben 2010 die WM

Man kennt sich: Franz Beckenbauer und Joseph Blatter.

Man kennt sich: Franz Beckenbauer und Joseph Blatter.

(Foto: imago/pmk)

Die Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sollen in Russland und Katar stattfinden. Das ist umstritten. Und die meisten der 24 Funktionäre der Fifa, die das entschieden haben, sind mittlerweile gestoppt - auch Joseph Blatter und Franz Beckenbauer.

Vor fünf Jahren kürte das Exekutivkomitee der Fifa in geheimer Abstimmung dann doch etwas überraschend Russland und Katar zu den Ausrichtern der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Die Entscheidungen vom 2. Dezember 2010 hatten schon damals für große Kontroversen gesorgt, zu viel sprach gegen diese Wahl. Und allerspätestens im Rahmen des Fifa-Korruptionsskandals wurden die meisten Verantwortlichen nun von den Geistern der Vergangenheit eingeholt, darunter auch Präsident Joseph Blatter. Wie steht es heute um diese 24 Männer, die vor fünf Jahren die Entscheidung fällten? Ein Überblick:

Lebenslange Sperre? Michel Platini.

Lebenslange Sperre? Michel Platini.

(Foto: REUTERS)

GESPERRT

Fifa-Präsident Joseph Blatter: Die Ethikkommission des Weltverbandes zog den 79 Jahre alten Schweizer wegen einer Millionenzahlung an Uefa-Boss Michel Platini für zunächst 90 Tage aus dem Verkehr. Mittlerweile befasst sich bereits die rechtsprechende Kammer mit seinem Fall, im für ihn schlimmsten Fall droht Blatter ein lebenslanger Ausschluss aus dem Fußball. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt zudem gegen Blatter wegen des Verkaufs von TV-Rechten zu Dumping-Preisen. Vizepräsident Michel Platini: Der Uefa-Boss war lange Zeit Favorit auf die Nachfolge von Blatter als Präsident. Die dubiose Millionen-Zahlung des Schweizers wurde jedoch auch dem Franzosen zum Verhängnis. Dem früheren Nationalhelden, der die Équipe Tricolore 1984 in Frankreich zum Titel bei der EM führte, droht eine lebenslange Sperre. Franz Beckenbauer: Der Mann, den sie den Kaiser nennen, wurde in den vergangenen Wochen immer mehr zum Mittelpunkt der Affäre um die WM 2006, gab sich in einigen Interviews aber hartnäckig ahnungslos. Auch in Bezug auf die Entscheidungen von 2010 steht Beckenbauer weiter im Fokus, sein Fall liegt der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission zur Entscheidung vor. Schied 2011 aus der Exekutive der Fifa aus.

Vizepräsident Chung Mong-Joon: Der milliardenschwere Unternehmer und Sohn des Hyundai-Gründers verließ die Fifa-Exekutive nach der Entscheidung 2010. Anschließend brachte er sich als Kritiker der Weltfußball-Regierung in Stellung, wollte im Februar für das Präsidentenamt kandidieren - und wurde im Oktober für sechs Jahre gesperrt. Ihm werden Verstöße im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 vorgeworfen. Chung sprach ausdauernd von einem Komplott gegen seine Person. Vizepräsident Jack Warner: Der Funktionär aus Trinidad und Tobago ist eine der Schlüsselfiguren des Skandals, das fiel auch der Fifa irgendwann auf. Die Ethikkommission sperrte Warner im September lebenslang, er habe eine Hauptrolle beim Anbieten, Annehmen und Akzeptieren von illegalen Zahlungen gespielt. Weiterhin kämpft er in seinem Heimatland gegen eine Auslieferung in die USA. Warner gehört dort zu den angezeigten Funktionären, denen ein Strafverfahren droht. Mohamed bin Hammam: Der Strippenzieher aus Asien spielte eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Bewerbung Katars. Der katarische Unternehmer soll neben Schmiergeldzahlungen an Funktionäre auch seine wirtschaftlichen und politischen Kontakte missbraucht haben. Er verließ die Exekutive 2012 und ist mittlerweile lebenslang gesperrt. Worawi Mukadi: Der Thailänder verlor seinen Sitz bei der Fifa im Mai und wurde im Oktober wegen Korruptionsvorwürfen gesperrt, die Ermittlungen laufen. Reynald Temarii: Der Funktionär aus Tahiti war schon vor der Entscheidung 2010 gesperrt - wegen vermeintlichen Stimmenkaufs. Sitzt gerade eine achtjährige Sperre ab, weil er Geld von Bin Hammam angenommen hat. Amos Ademu: Der Nigerianer war vor 2010 in Stimmenkauf verstrickt, wurde für drei Jahre gesperrt und konnte an der damaligen Wahl nicht teilnehmen. Nun steht auch er im Zentrum neuer Fifa-Ermittlungen.

Schmierbar: Chuck Blazer.

Schmierbar: Chuck Blazer.

(Foto: imago/ZUMA Press)

ANGEKLAGT

Chuck Blazer: Als Kronzeuge gab der Amerikaner den US-Behörden ausführlich Auskunft über korrupte Machenschaften der anderen Funktionäre des Fußball-Weltverbandes. Der 70-Jährige hat die Annahme von Schmiergeldern eingeräumt und zahlreiche Verdächtige beim Namen genannt. Nicolas Leoz: Der frühere Präsident der Südamerika-Konföderation Conmebol aus Paraguay steht vor einer Auslieferung in die USA im Rahmen der Schmiergeld-Ermittlungen. Er steht derzeit unter Hausarrest.

VERFOLGT

Ricardo Teixeira: Der Brasilianer ist nachweislich in die ISL-Korruptionsaffäre beim Weltverband verstrickt, soll in diesem Zusammenhang Millionen-Zahlungen angenommen haben. Der Ex-Schwiegersohn des ehemaligen Fifa-Bosses João Havelange verabschiedete sich 2012 aus dem Exekutivkomitee und legte sein Amt als Chef des brasilianischen Verbandes nieder. Seit Jahren wird gegen ihn auch in Brasilien wegen korrupter Machenschaften ermittelt.

VERWARNT

Vizepräsident Angel Maria Villar Llona: Der spanische Verbandspräsident und zugleich geschäftsführende Interimschef der Europäischen Fußball-Union wurde zuletzt von der Ethikkommission verwarnt. Zudem muss er eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Schweizer Franken, also 23.167 Euro zahlen. Dem Exekutivmitglied der Uefa und Fifa wird laut Mitteilung der Ethikkommission ein "Fehlverhalten" in Verbindung mit der Untersuchung der WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) vorgeworfen.

FRAGWÜRDIG

Senior-Vizepräsident Julio Grondona: Bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr im Alter von 82 Jahren rankten sich viele Kontroversen um den Argentinier. Er soll eine Zahlung über 10 Millionen Dollar genehmigt haben, die aus Südafrika in die Karibik floss - und die laut der amerikanischen Ermittler Schmiergeld für Stimmen bei der Wahl des WM-Ausrichters 2010 war. In diesem Jahr wurde Grondona zudem mit Spielmanipulationen in Verbindung gebracht. Jacques Anouma: Der Chef des ivorischen Verbandes verlor seinen Fifa-Sitz im Mai, er bestreitet entschieden die Annahme von Schmiergeldern im Rahmen der WM-Vergaben.

UMSTRITTEN

Vizepräsident Issa Hayatou: Der Kameruner steht dem Weltverband zunächst bis zum Ablauf von Blatters Sperre am 5. Januar vor, unumstritten ist auch er nicht. So soll er laut ARD-Berichten eine Millionen-Zahlung erhalten haben, um bei der fraglichen Wahl für Katar zu stimmen. Dennoch fiel sein Name seltener im Zuge des neuerlichen Korruptionsskandals als der anderer zwielichtiger Gestalten im Fifa-Exko.

BISHER UNBESCHOLTEN

Vizepräsident Geoff Thompson: Übernahm Englands letztlich gescheiterte Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2018, verließ die FIFA-Exekutive im Jahr 2012. Michel D'Hooghe: Der Belgier, langjähriges Exekutivmitglied, wurde von der Ethikkommission befragt und freigesprochen, sagte anschließend, er habe sich wie ein Mörder gefühlt. Mitglied der Exekutive seit 1988. Senes Erzik: Der Türke verließ die FIFA-Führung 2015 nach 19 Jahren. Junji Ogura: Verließ die Fifa 2011 als einer der einflussreichsten Funktionäre im asiatischen Fußball. Marios Lefkaritis: Der Mann aus Zypern trat 2007 der Exekutive bei und ist zugleich Zeil der Uefa-Führung. Rafael Salguero: Der Funktionär aus Guatemala verließ die Fifa zwei Tage nach der Razzia in einem Züricher Hotel, bei der sieben Offizielle festgenommen wurden. Hany Abo Rida: Der Ägypter gehört zu den Führungszirkeln der Fifa und der afrikanischen Konföderation. Er soll Mohamed bin Hammam nahe stehen. Witali Mutko: Russlands Sportminister hat angesichts des Dopingskandals in seiner Heimat derzeit auch andere Dinge um die Ohren. Zudem muss er die umstrittene WM 2018 über die Bühne bringen.

Quelle: ntv.de

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