Rückkehr des verlorenen Sohnes Dieser Transfer hilft Götze und dem BVB
15.07.2016, 15:08 Uhr
Können vielleicht bald wieder gemeinsam jubeln: Marco Reus und Mario Götze.
(Foto: imago sportfotodienst)
Borussia Dortmund steht vor einem Neuanfang. Viele Stars verlassen den Klub. Mit der Verpflichtung Mario Götzes würde dem BVB ein Coup gelingen, der am Ende allen nutzen dürfte.
Genau genommen ist Dortmund nicht seine Heimat. Auch wenn Mario Götze dort aufwuchs, in verschiedenen Jugendteams spielte und zum Star wurde. Er stammt aus Memmingen im Allgäu. Als Kind schlief er in Bettwäsche des FC Bayern. Um die Causa Götze und seine mögliche Rückkehr zum BVB zu begreifen, ist das nicht ganz unwichtig. Und dennoch mag es sich nicht nur für den 24-Jährigen so anfühlen, als käme er nach drei wechselhaften Jahren in der Ferne nach Hause. Der Schütze des Siegtors im WM-Finale 2014 steht vor den Scherben einer eigentlich großen Karriere. Dortmund ist da fast schon so etwas wie die letzte Chance. Der Transfer ist dabei so naheliegend wie sinnvoll, für beide Seiten.
Ob bei den Bayern oder im Nationalteam: Götze ist verunsichert, man musste ihm zuletzt nicht lange beim Fußballspielen zuschauen, um das zu bemerken. Auch bei der EM spielte er keine Rolle. In Götzes Beurteilung kommt dabei jedoch einiges zu kurz. Nach seinem Wechsel nach München 2013 hat der Mittelfeldstratege zwei ordentliche Saisons gespielt (59 Bundesligaspiele, 19 Tore). Erst in der dritten Spielzeit hakte es. Zunächst fehlte er lange verletzt, dann setzte Trainer Josep Guardiola lieber auf andere und Götze auf die Bank, viel Unterstützung erhielt er nicht.
Als dieser sich nach der Saison zum Klub bekannte, reagierte Klubchef Karl-Heinz Rummenigge eher rüde als dankbar. In München haben sie keine großen Ambitionen, ihn wieder aufzubauen. Götze wird nicht mehr gebraucht. Wenn er wechselt, wäre das aus Sicht aller Beteiligten richtig. Das Gleiche gilt für Götzes Entscheidung gegen ein Abenteuer, in Form eines Transfers in die Premier League, und für die sichere Option.
Viele haben ihm nicht verziehen
In Dortmund träfe er zwar nicht mehr auf Ex-Trainer Jürgen Klopp, aber dennoch auf ein vertrautes und unaufgeregtes Umfeld, auf bekannte Strukturen und Mitspieler, darunter Kumpel Marco Reus. Wenn es da nicht wieder bergauf geht, wo Götze einen so steilen Aufstieg hingelegt und entscheidend zu zwei Meistertiteln und einem Pokalsieg beigetragen hat, wo dann? Die Voraussetzungen sind günstig, dass Götze in Dortmund, wo er nach wie vor ein Grundstück besitzt, zu Selbstbewusstsein und alter Stärke zurückfinden kann. Auch für den BVB ist der Nutzen klar. Götze soll – auch das ist etwas Besonderes bei dieser Personalie - seinen Nachfolger, den zuletzt überragenden, aber zu Manchester United gewechselten Henrikh Mkhitaryan, ersetzen. Wäre doch eine schöne Geschichte, wenn ihm das gelänge.
Zugegeben: Romantik ist in der heutigen Fußball-Welt vielfach kein geeigneter Maßstab mehr. Das zeigt nicht nur der teilweise überharte Umgang mit Götze in den vergangenen Monaten. Der neue Alt-Dortmunder ist dafür auch aus eigenem Verschulden kein positives Beispiel. Viele besonders eingefleischte BVB-Fans haben es Götze bis heute nicht verziehen, wie er den Verein 2013 in Richtung des Erzrivalen verlassen hat. Und wie der Wechsel ausgerechnet am Tag vor dem wichtigen Champions-League-Spiel gegen Real Madrid bekannt wurde.
Auch deshalb wird Götze nicht nur mit offenen Armen empfangen werden. Der verlorene Sohn müsste sich neu um die Gunst des Dortmunder Anhangs bewerben. Wenn die Leistung stimmt und Götze dort wieder anknüpft, wo er vor drei Jahren aufgehört hat, werden sie ihm ganz schnell verzeihen. Dann sehen sie ihm auch nach, wenn er sein Bettzeug nicht in Schwarz-Gelb hüllt.
Quelle: ntv.de