Ex-Star mit steiler These Dietmar Hamann erteilt Reus Katar-Verbot
16.11.2021, 09:40 Uhr
Augen zu und durch: Hamann überlegt sich eine steile These.
(Foto: imago images/Sven Simon)
Dietmar Hamann ist sauer auf Marco Reus. Der hat im vergangenen Sommer seinen Körper über das Wohl der Nationalmannschaft gestellt. Ein Unding für den Ex-Nationalspieler, der gerne mal einen raushaut, um im Gespräch zu bleiben. Reus, sagt Hamann, darf nicht zur WM nach Katar fahren.
Dietmar Hamann hat mal wieder einen rausgehauen. An steilen Thesen mangelt es dem Ex-Nationalspieler ohnehin selten. Es ist seine Art, sich gegen das langsame Verschwinden in die Bedeutungslosigkeit zu wehren. Gerne erinnert man sich an seine Einschätzung zu Robert Lewandowski im Februar 2019. Damals legte der ehemalige Nationalspieler den Bayern den Verkauf des polnischen Stürmers dringend ans Herz. Nach einer langen Ereiferung über die Spielweise des Bayern-Stars, folgerte er schlussendlich: "Er will immer als der drittbeste Spieler der Welt gesehen werden - davon ist er meilenweit entfernt. Da gibt es im Moment fünf, sechs oder zehn, die an ihm vorbeigezogen sind."
Nur ein Jahr später wurde Lewandowski zum besten Spieler der Welt gewählt und ein weiteres Jahr darauf brach er Gerd Müllers legendären 40-Tore-Rekord. Kaum jemand zweifelt momentan daran, dass Lewandowski der beste Spieler der Welt ist. Auch bei den kommenden Wahlen werden ihm die größten Chancen zugeschrieben. Vielleicht sogar von Dietmar "Didi" Hamann, der längst ein anderes Thema gefunden hat, das ihm die notwendige Aufmerksamkeit, auch an dieser Stelle, einbringt. Seit einiger Zeit arbeitet Hamann sich nun also am BVB-Kapitän Marco Reus ab. Der habe, so der Ex-Bayern-Spieler, jedes Recht auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2022 und auch auf eine Berufung in die Nationalmannschaft verwirkt.
Ein Hamann vergisst nicht
Das Reus-Vergehen: Der Verzicht auf die Europameisterschaft im vergangenen Sommer. Eine Todsünde, beinahe schon Landesverrat laut Hamann, der sich jetzt in der Sendung "Projekt Weltmeister - Road To Qatar" auf Sky Sport News mit seiner dringenden Empfehlung an Bundestrainer Hansi Flick zu Wort meldet. "Er hat in den sechs Monaten davor mit den besten Fußball seiner Karriere gespielt. Er wäre zur EM eingeladen worden, und ich glaube auch, dass wir ihn gut hätten gebrauchen können", erklärte Hamann also und legte nach: "Wenn du aus freien Stücken ein großes Turnier sausen lässt, dann ist deine Karriere als Nationalspieler beendet." Maximal als Notnagel im kommenden Winter und nur nach zwölf überragenden Monaten dürfe Flick über eine Nominierung nachdenken. Der Nationaltrainer wird den Eingang der Empfehlung gerne vermerken und abheften.
Dabei liegt Hamann mit einem Teil seiner Aussage nicht einmal sonderlich verkehrt. Nach langer Anlaufphase war es Reus in der vergangenen Saison gelungen, mit Borussia Dortmund das Ruder umzureißen. Der Dortmunder Kapitän hatte sein Team mit teils überragenden Leistungen zurück in die Champions League und zum Pokal-Sieg geführt. Im Finale in Berlin war er mit zwei Assists entscheidend am 4:1-Erfolg gegen Leipzig beteiligt. Daraufhin hatte Reus, der aufgrund seiner starken Leistungen wieder ins Blickfeld des damaligen Bundestrainers Joachim Löw geraten war, seinen Verzicht auf die Europameisterschaft verkündet.
"Es war definitiv keine leichte Entscheidung. Sie war für meinen Körper und meinen weiteren Karriereverlauf aber wichtig. Ich kam aus einer langen Verletzung, die sehr schwierig zu therapieren war", sagte Reus kürzlich bei Sport1. "Ich bin immer noch überzeugt, dass es richtig war. Ich bin erstmals seit Langem in der Vorbereitung gesund geblieben. Ich bin topfit. So kann ich der Nationalmannschaft doch viel besser helfen."
Flick hält große Stücke auf Reus
Mit insgesamt 49 Pflichtspielen in einer Saison hatte Reus erstmals seit 2012/2013 eine Spielzeit nahezu ohne Verletzungssorgen starten und auch beenden können. Der 32-Jährige nahm sich nun eine Auszeit, um noch ein paar Jahre auf hohem Niveau spielen zu können. Ohne Reus, der ohnehin seit 2019 nicht mehr Bestandteil der Nationalmannschaft gewesen war, schied Deutschland früh aus dem Turnier aus. Und Hamann ließ mit seinen Luftleer-Aussagen keine Zweifel daran, dass er Reus für das Ausscheiden mitverantwortlich macht.
Anders als Hamann hält der neue Bundestrainer Hansi Flick große Stücke auf den Dortmunder. Er nominierte ihn bislang für jeden Lehrgang, gönnte ihm aber auch Ruhepause, die kurzzeitig auch zu einem Bundesliga-Zoff zwischen Bayern und Dortmund führten. Gegen Liechtenstein gelangen Reus erstmals in seiner Nationalmannschafts-Karriere vier Torbeteiligungen, der "Kicker" wählte ihn zum Spieler des Spiels und vor seiner Abreise vor dem Spiel gegen Armenien sagte Reus Sport1: "Ich kenne meinen Körper nach all den Verletzungen mittlerweile sehr gut und weiß, wann eine Pause nötig ist."
Dietmar Hamann kennt diesen Körper nicht, aber er weiß, wie man sich wieder ins Gespräch bringt. Und so erteilte er Marco Reus nun Katar-Verbot. Nach allem, was man über Hamanns bisherige Aussagen weiß, bedeutet das: Reus wird im kommende Jahr der Spieler des Turniers werden.
Quelle: ntv.de