Fußball

Kathedrale und Mythos Wembley Eine Schicksalsstätte des deutschen Fußballs wird 100

Drin oder nicht? Entscheiden Sie selbst.

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(Foto: picture alliance / AP Photo)

Vor genau 100 Jahren wird das legendäre Wembley-Stadion eingeweiht. Anschließend entwickelt es sich zur Kathedrale und zu einem Mythos. Die Geschichte der berühmtesten Arena der Welt ist dabei nicht zuletzt auch eine des deutschen Fußballs. Geschichten von großen Momenten, dramatischen Endspielen - und einem Ball, der nicht hinter der Linie war.

5. Mai 1956, FA-Cup-Finale: Manchester City - Birmingham City 3:1. Als Kriegsgefangener nach England gekommen, hütete Bert Trautmann im englischen Pokalfinale 1956 das Tor von Manchester City. Durch einen Zusammenprall mit Birminghams Stürmer Peter Murphy zog sich der Keeper 17 Minuten vor dem Ende einen Genickbruch zu. Trotz sichtbar starker Schmerzen spielte "Traut the Kraut" bis zum Schlusspfiff weiter. City triumphierte mit 3:1 und der deutsche Keeper avancierte zum Helden von Manchester.

19. Mai 1965, Europapokal-Finale der Pokalsieger: 1860 München - West Ham United 0:2. Beim ersten Spiel einer deutschen Vereinsmannschaft in Wembley handelte sich 1860 München eine Abfuhr ein. Das 0:2 vor 97.974 Zuschauern war zugleich das erste internationale Endspiel eines deutschen Klubs überhaupt. "Das große Erlebnis, in Wembley in einem Finale gespielt und gut ausgesehen zu haben, nimmt uns niemand mehr", schwärmte Löwen-Legende Petar Radenkovic.

30. Juli 1966, WM-Finale: England - Deutschland 4:2 nach Verlängerung. "Was the ball behind the line?", fragte der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst seinen sowjetischen Linienrichter Tofik Bachramow. 2:2 stand es zu diesem Zeitpunkt in der Verlängerung, als Geoff Hurst den Ball an die Unterkante der Latte knallte. Von dort hüpfte das Leder auf die Torlinie und zurück ins Feld. Wolfgang Weber köpfte den Ball über die Latte ins Aus, Eckball für England also. Doch Bachramow bejahte Diensts Frage und zeigte zur Mittellinie: Tor für England. Dieser Treffer ging als "Wembley-Tor" in die Fußballgeschichte ein. 35 Jahre später gestand Torschütze Hurst, der insgesamt dreimal erfolgreich war, in seiner Autobiografie, dass der Ball nicht hinter der Linie war. Weber und Helmut Haller erzielten die deutschen Treffer.

29. April 1972, EM-Viertelfinale: England - Deutschland 1:3. Im EM-Viertelfinale, das damals noch in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde, gelang der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach zuvor fünf vergeblichen Anläufen der erste Sieg im Wembley-Stadion. Die überragenden Franz Beckenbauer und Günter Netzer führten die Gäste zum Sieg, der den Weg zum Titelgewinn ebnete. "Der Sieg von Wembley hat den Geist unserer Mannschaft geprägt - davon haben wir jahrelang profitiert", sagte Netzer.

26. Juni 1996, EM-Halbfinale: England - Deutschland: 5:6 (1:1) im Elfmeterschießen. Nachdem im Elfmeterschießen die ersten fünf Schützen beider Teams jeweils verwandelt hatten, versagten Gareth Southgate die Nerven. Andreas Möller machte es anschließend besser und schoss Deutschland ins Finale. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Alan Shearer (3.) für England und Stefan Kuntz (16.) für die DFB-Auswahl erzielten die Treffer. Im Finale gewann Deutschland 2:1 n.V. gegen Tschechien, wobei dem späteren DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff das erste Golden Goal gelang.

7. Oktober 2000, WM-Qualifikation: England - Deutschland 0:1. England-Legionär Dietmar Hamann vom FC Liverpool bereitete den Gastgebern einen schmerzlichen Abschied vom alten Wembley-Stadion. Mit einem Freistoß aus gut 30 Metern besiegelte er dreieinhalb Monate nach dem 1:0 der Engländer im EM-Vorrundenspiel in Charleroi den deutschen Achtungserfolg. Der ernstgemeinte Vorschlag, eine Brücke, die zum neuen Wembley-Stadion führt, nach Hamann zu benennen, wurde von den Verantwortlichen später ignoriert.

22. August 2007, Freundschaftsspiel: England - Deutschland 1:2. Auch im ersten Aufeinandertreffen im neuen Wembley hatte England gegen Deutschland das Nachsehen. Die beiden damaligen Schalker Kevin Kuranyi (26.) und Christian Pander (40.) trafen beim 2:1 und besiegelten damit die erste Niederlage Englands in Neu-Wembley.

25. Mai 2013, Finale der Champions League: Borussia Dortmund - FC Bayern München 1:2. Im bisher einzigen rein deutschen Champions-League-Finale deutete bereits alles auf eine Verlängerung hin. Doch in der 89. Minute tauchte plötzlich Bayern-Star Arjen Robben frei vor Roman Weidenfeller auf und schob den Ball am BVB-Keeper vorbei ins Tor. Die Bayern waren zuvor durch Mario Mandzukic (60.) in Führung gegangen. İlkay Gündoğan (68.) glich wenig später per Elfmeter aus. Die 2:1-Führung retteten die Bayern schließlich über die Zeit und machten damit den zweiten von insgesamt drei Titeln der Saison perfekt.

29. Juni 2021, EM-Achtelfinale: England - Deutschland 2:0. Für Joachim Löw war es nach 5477 Tagen das letzte Spiel als Bundestrainer nach einer 15 Jahre währenden Erfolgsära. Im Achtelfinale der EURO endeten die EM-Träume der DFB-Auswahl im Wembley-Stadion. Raheem Sterling (75.) und Harry Kane (86.) besiegelten den Triumph für die Three Lions. Die Löw-Elf spielte zu verhalten, scheute das Risiko und verlor verdient gegen die englischen Stars, die zwölf Tage später im Finale an gleicher Stelle Italien unterlagen.

31. Juli 2022, EM-Finale der Frauen: Deutschland - England 1:2 nach Verlängerung. Ohne die verletzte Anführerin Alexandra Popp verpassten die DFB-Frauen gegen Gastgeber England den neunten EM-Titel. In einem Kampf auf Biegen und Brechen erzwang Lina Magull (79.) durch ihren Ausgleichstreffer zunächst noch die Verlängerung. In der 111. Minute erzielte Chloe Kelly vor einer EM-Final-Rekordkulisse (Frauen und Männer) von 87.192 Fans den entscheidenden Treffer für die Engländerinnen, die damit ihren ersten großen Titel holten.

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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