Fußball

Viva España an der Säbener Straße FC Bayern baut sein System um

Aus "Thiago oder nix!" wurden noch drei weitere Spanier für Josep Guardiola.

Aus "Thiago oder nix!" wurden noch drei weitere Spanier für Josep Guardiola.

(Foto: imago sportfotodienst)

Mit Xabi Alonso wechselt der nächste spanische Superstar zum FC Bayern München. Damit hat Josep Guardiola fünf Landsmänner um sich geschart. Der Rekordmeister modifiziert damit seine bisherige "Zwei-Säulen"-Philosophie.

Vor noch nicht allzu langer Zeit transportierten die Bosse des FC Bayern das Bild des "Zwei-Säulen"-Systems in die Öffentlichkeit. Auf der einen Seite die Eigengewächse des Klubs wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Thomas Müller & Co - auf der anderen renommierte, gefragte Stars aus dem Ausland wie Franck Ribery oder Arjen Robben. Seit der spanische Trainer Josep Guardiola die Geschicke beim FCB leitet, hat sich in nur einem Jahr, ob gewollt oder auch nicht, aus dem Zwei- ein Drei-Säulen-Modell entwickelt. Denn mit Xabi Alonso ist schon Guardiolas fünfter Landsmann im Anflug auf die Säbener Straße, wo es endgültig heißt: Viva Espana!

2013 trat Guardiola nach dem historischen Triple-Jahr der Bayern seinen Dienst an. Zuvor hatte der Star-Coach fleißig Deutsch gelernt, wie er bei seiner großen Vorstellung eindrucksvoll unter Beweis stellte. Spanisch reden konnte er nach seinem Antritt höchstens mit seinen Assistenten, Claudio Pizarro, vielleicht Arjen Robben - und mit Javi Martinez, dem 40 Millionen Euro teuren Mann, der unter der Regie von Jupp Heynckes verpflichtet wurde und dem FCB gleich in seiner Premieren-Saison zum erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte verholfen hatte.

Bernat lässt aufmerken

Es wäre vermessen zu behaupten, dass Guardiola schon damals darüber nachgedacht hat, eine spanische Fraktion bei den Bayern zu installieren, war er doch nach eigener Aussage beim Dienstantritt begeistert vom Spielermaterial in München, von der guten Altersstruktur und viel Potenzial. Nur einen kleinen Wunsch, den hatte der langjährige Barcelona-Coach dann doch, als er Anfang Juli 2013 ins Büro der Bosse trat: "Thiago oder nix", gab er zu Protokoll.

Gemeint war Thiago Alcantara, Guardiolas Lieblingsschüler aus gemeinsamen Zeiten in Barcelona und eine durchaus sinnvolle Verstärkung fürs Mittelfeld. Als legitimer Nachfolger von Spielern wie Andres Iniesta und Xavi in Spaniens "Seleccion" versprach ihm Guardiola das, was Thiago bei Barca stets fehlte: Einsatzzeit. Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer vertrauten Guardiola und holten den 23-Jährigen für 25 Millionen Euro Ablöse nach München. Auch wenn er in seinem ersten Bayern-Jahr wegen Verletzungen immer wieder zurückgeworfen wurde, deutete die Nummer 6 bereits an, dass er künftig eine sinnvolle Investition sein könnte.

Das muss Juan Bernat noch unter Beweis stellen. Ein weiterer Spanier, dessen Name seit Anfang vergangenen Monats im FCB-Kader auftaucht. Den Münchnern war er 10 Millionen Euro wert; 1,72 Meter ist er groß, Typ Jordi Alaba und mehr als nur ein Backup für den bisherigen Stamm-Linksverteidiger David Alaba, wie Guardiola und Sammer unisono betonen. Ein Profi, den die Bayern-Scouts schon länger im Visier gehabt hätten, sagen die Verantwortlichen. Durchaus möglich. Aber vor allem auch ein Mann, den Guardiola bestens aus der Primera Division kennt. Gegen den VfL Wolfsburg zeigte Bernat mit erfrischendem Offensivdrang, einer guten Ballführung und Robustheit im Zweikampf, warum er nicht mehr in Valencia, sondern beim FCB die Fußballschuhe schnürt.

Van Gaal als Warnung

Wie es der Zufall so wollte, tut er das künftig gemeinsam mit Pepe Reina, seines Zeichens Weltmeister von 2010 und langjähriger Ersatzmann von Torwart-Ikone Iker Casillas in Spaniens Nationalelf. Weil auch in München die Suche nach einer zuverlässigen und international erfahrenen Nummer 2 den Transfersommer prägte, ist Reina nun in München - angekommen bei einem guten alten Bekannten und ehemaligen Teamkameraden in Barcelona: Josep Guardiola. Reinas Transfer erhöht auch auf der Torhüterposition die Qualität und ganz nebenbei die Zahl der spanischen Legionäre in München. 4 sind es jetzt, mit Alonso kommt noch vor Ablauf der Transferfrist der 5. dazu. Vorerst der letzte, zumindest für diesen Sommer.

Auch Alsonso ist ein Weltmeister und ein großer Name im internationalen Fußball. Aber ist der mittlerweile 32 Jahre alte Sechser noch gut genug, um den Bayern-Kader weiter zu verstärken? Schon die kommenden Wochen werden es zeigen. Schließlich kommt Alonso, "weil er sofort Qualität reinbringen kann", wie Matthias Sammer sagte. Aufgrund der großen Verletzungssorgen in München keine allzu schlechte Voraussetzung.

Dass viele Landsleute im Team einem Trainer nicht unbedingt Erfolg im Ausland garantieren, zeigt übrigens ausgerechnet das Beispiel FC Barcelona in der Saison 1999/2000 unter einem gewissen Louis van Gaal. Der "Tulpengeneral" holte vor der Spielzeit gleich fünf Holländer in den Kader der Katalanen und ging dann mit acht Landsmännern in die Saison - was für den späteren Bayern-Coach neun Monate später mit dem Rauswurf endete. Die Verantwortlichen setzten van Gaal nach Platz zwei in der Liga und dem Halbfinal-Aus in der Champions League vor die Tür. Glaubt man Rummenigge, dann werden er und seine Vorstandskollegen niemals von sich aus ein vorzeitiges "Adios Pep" anstimmen. Das sagte der FCB-Boss, noch ehe sich Reina und Alonso für ein "vida bonita en Monaco" entschieden hatten.

Quelle: ntv.de, sport.de

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