Fußball

Leroy Sané von Fans gefeiert FC Bayern demütigt Europa munter weiter

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Am 9. Februar 2020 gelingt Julian Nagelsmann eine Sensation, die sich erst Stück für Stück erschließt. Als Bayern-Trainer arbeitet er daran, diese Sensation zu einer noch größeren zu machen. Auch gegen Kiew gelingt ihm das. Der souveräne 5:0-Erfolg der Münchner garantiert Stabilität.

Um zu verhindern, dass der Mensch die Orientierung verliert, braucht er Konstanten. Gegenstände, Personen, wiederkehrende Ereignisse, die als Anker dienen und Verlässlichkeit garantieren. In der sich stets wild drehenden Welt bietet der FC Bayern München genau diesen Halt. Der Rekordmeister aus Deutschlands Süden ist nicht nur sehr gut, sondern auch ein wichtiger Fixpunkt.

Bayern München - Dynamo Kiew 5:0 (2:0)

Tore: 1:0 Lewandowski (12., Handelfmeter nach Videobeweis), 2:0 Lewandowski (26.), 3:0 Gnabry (68.), 4:0 Leroy Sane (74.), 5:0 Choupo-Moting (87.)

München: Neuer - Süle, Upamecano, Hernandez, Davies (69. Pavard) - Kimmich, Goretzka (79. Sabitzer) - Gnabry (69. Musiala), Thomas Müller, Leroy Sané (80. Sarr) - Lewandowski (79. Choupo-Moting). - Trainer: Nagelsmann

Kiew: Bushchan - Tymtschyk (46. Kedziora), Sabarnyj, Schabanow, Mykolenko - Sydortschuk, Andrijewskyj - Zyhankow (70. Karawajew), Schaparenko (46. Schepelew), de Pena - Harmash (69. Supriaha). - Trainer: Lucescu

Schiedsrichter: Marco Guida (Italien)

Zuschauer: 25.000

Am 9. Februar 2020 fegte der Orkan Sabine über Deutschland hinweg. Aus Sicherheitsgründen wird am Niederrhein das Bundesliga-Spiel Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln kurzfristig abgesagt (und später als erstes Geisterspiel der Pandemiezeit nachgeholt), bei der Deutschen Bahn herrscht verständliches Chaos. Züge fallen in allen Landesteilen aus. In der Münchener Allianz Arena arbeitet Julian Nagelsmann an einer Sensation. Die gelingt ihm auch. Doch zufrieden ist er nicht. Denn er sieht die Sensation nicht. Sie wird sich erst Stück für Stück erschließen.

Ein Schuss, ein Tor: Die Bayern

Mit seinem damaligen Klub RB Leipzig könnte er mit einem Sieg im Spitzenspiel gegen die Bayern die Tabellenführung übernehmen. Doch trotz einer kurzen Drangphase will den Leipzigern kein Treffer gelingen. Immerhin bleibt die Abwehr um Verteidiger Dayot Upamecano und Torhüter Peter Gulacsi ebenfalls ohne Gegentor. Das Spiel endet 0:0, die von Interimstrainer Hansi Flick gecoachten Münchener bleiben an der Spitze der Bundesliga.

Dann kommt die Pandemie, der Fußball irgendwann zurück. Die Welt richtet sich neu ein. Upamecano verkündet seinen Wechsel zu den Bayern, Flick seinen Abschied und Nagelsmann heuert als Nachfolger an. Joe Biden löst Donald Trump als US-Präsident ab, in Deutschland bekommt jeder, der es will, ein Impfangebot, der Wahlkampf beginnt, erst stürzt Annalena Baerbock ab und später auch Armin Laschet, die SPD gewinnt die Wahl. Die Pandemie schleicht sich langsam aus.

Alles verändert sich permanent, nur eins bleibt bestehen: Bayern München trifft in jedem Pflichtspiel nach diesem 9. Februar 2020, diesem Tag, der beinahe 20 Monate später wie aus einem anderen Leben erscheint. Bayern München trifft immer.

"Leroy, Leroy"-Rufe in der Arena

In nunmehr 81 aufeinanderfolgenden Spielen. Und natürlich war es auch am 29. September 2021 nicht anders. Der 33-jährige Robert Lewandowski zeigte sich gut erholt von seinem Torlos-Spiel gegen Fürth. Mit einem Doppelpack schraubte er sein Konto in der Champions League auf 77 Treffern, nur Cristiano Ronaldo und Lionel Messi sind erfolgreicher.

Leroy Sané, der Anfang der Saison so hart kritisierte Außenstürmer, trumpfte wieder groß auf, ist in einer außergewöhnlichen Form, die es ihm erlaubt, eine missglückte Flanke erst wie einen perfekten Torschuss aussehen zu lassen, nur um den von allen Beobachtern gefeierten perfekten Torschuss dann nüchtern als missglückte Flanke zu demaskieren. Sein Zaubertor zum 4:0, ein wuchtiger Schuss vom linken Flügel, der Kiews Keeper Heorhiy Bushchan auf dem falschen Fuß erwischte, sei so überhaupt nicht gewollt gewesen, gestand er.

Auf DAZN sagte Sané: "Nein, das war keine Absicht. Ich wollte normal reinflanken. Da habe ich ein bisschen Glück gehabt, dass in dem Moment meine Technik nicht so gut war." Es war trotzdem die Krönung der Sané-Show, die ihm nach Pfiffen zu Saisonbeginn jetzt "Leroy, Leroy"-Rufe in der Arena einbrachte und die von Coach Nagelsmann als "herausragend" eingeordnet wurde.

Nagelsmannn lobt Upamecano

Nach dem 3:0 in Barcelona folgte jetzt also ein 5:0 gegen Kiew. Nagelsmanns Elf konnte ihre Siegesserie auf neun Spiele ausbauen, nur im ersten Saisonspiel bei Borussia Mönchengladbach wollte kein Sieg gelingen. Das Pflichtspiel-Torverhältnis in dieser noch jungen Saison steht nach nur zehn Partien bei 46:6. Geht es in diesem Tempo weiter, fallen die 100 Tore beim Bundesliga-Hit gegen Borussia Dortmund Anfang Dezember.

Die Statistik zeigt: Bayern München trifft immer und muss selten Gegentore hinnehmen. Eine perfekte Kombination, um erfolgreich zu sein. Um also gegen Bayern München zu gewinnen, braucht der Gegner mindestens zwei Tore. Das ist möglich. Gewiss. Aber es ist aktuell auch nicht sehr wahrscheinlich. Trotz der Abgänge von David Alaba und Jérôme Boateng ist das Defensivgerüst in dieser Saison bislang mindestens ebenso beeindruckend wie die Offensivpower. Neuzugang Upamecano, der dereinst im Februar 2020 für die Sensation sorgte, hat sich nach anfänglichen Problemen mehr als stabilisiert und atmet bereits jetzt Bayerns gefürchtete "Mia San Mia"-Mentalität. Kurz vor Schluss gelingt ihm eine Abwehraktion, die er wie einen Sieg feiert.

Ein Moment, den Nagelsmann nach dem Spiel hervorhob. "Die beste Szene war, als Upamecano in der 89. Minute einen Querpass klärt und jubelt, dass wir zu null spielen. Das ist ein großer Schritt, den wir gehen, und das ist sehr wichtig", sagte der 34-Jährige bei DAZN. Kurze Zeit später kam der Trainer, dessen Fehlen sein alter Arbeitgeber Leipzig bereits jetzt schmerzlich bemerkt, auch auf eine der wichtigsten Eigenschaften der Bayern zu sprechen. Seinem Team Charakterstärke attestierend, sagte er: "Wenn man bei Bayern München oder einem anderen Weltverein spielt, dann hat das Gründe, und manchmal hat es auch mit der Gier und dem Charakter zu tun. In diesem Punkt ist unsere Mannschaft sehr vorbildlich."

Der Anker

Ein besonderes Beispiel dieser Gier lieferte erneut der ewige Weltklasse-Torhüter Manuel Neuer ab, der seinen Job gegen Kiew trotz Unterbeschäftigung erneut überragend machte. Als die Ukrainer mit Carlos de Pena kurz vor der Pause doch einmal gefährlich vor dem Tor der Münchener auftauchten, riss er seine Arme hoch, parierte den Schuss aus kurzer Distanz und bewies erneut, welche Stütze er trotz seines gehobenen Alters von mittlerweile 35 Jahren immer noch ist.

Um zu verhindern, dass der Mensch die Orientierung verliert, braucht er Konstanten. Bayern München, dieser Superklub aus Deutschlands Süden, dominiert nicht nur die nationale Liga und die Champions League, sondern hat sich längst als wichtiger Anker etabliert.

Quelle: ntv.de

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