Keine Gnade mit Donezk FC Bayern kantert sich ins Viertelfinale
11.03.2015, 22:37 Uhr
Gierig nach Erfolg: Bayern-Star Thomas Müller - am Ende schießt der deutsche Rekordmeister im Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel Schachtjor Donezk mit 7:0 (2:0) ab.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sieben Tore in einem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gab es auch bei der Partie Real Madrid gegen Schalke 04. Allein beim Spiel der Bayern gegen Schachtjor Donezk erzielt nur ein Team die Treffer. Das "Wie" zeigt, wie gierig der deutsche Rekordmeister ist.
Am Ende war dann alles nicht einmal halb so spannend, wie viele vorher gedacht hatten. Die Fußballer des FC Bayern stehen nach einem 7:0 (2:0)-Sieg gegen Schachtjor Donezk im Viertelfinale der Champions League. Im Grunde war an diesem empfindlich kühlen Abend in München nach drei Minuten alles gelaufen. Schachtjors Verteidiger Olexandr Kutscher foulte Mario Götze im Strafraum, der schottische Schiedsrichter William Collum zeigte dem Ukrainer die schnellste Rote Karte in der Historie der Königsklasse und entschied auf Elfmeter - den Thomas Müller sicher verwandelte.
Und weil Jérome Boateng elf Minuten vor der Pause per Abstauber das 2:0 nachlegte, gab es bereits nach 45 Minuten keinen ernsthaften Zweifel mehr daran, wer hier als Sieger den Rasen verlässt. Dass das Ganze dann in eine Art bajuwarisches Schützenfest ausartete, lag daran, dass ein drückend überlegener FC Bayern in Überzahl auch nach dem Wechsel nicht nachließ, weiter munter kombinierte und nicht einen Hauch von Mitleid für den doch so früh dezimierten Gegner zeigte. Allerdings hätte sich bei Schachtjor niemand beklagen können, wenn Flügelspieler Douglas Costa nach einem rüden Foul an Frank Ribéry nach 38 Minuten ebenfalls vom Platz geflogen wäre.
Zehn Spieler aus Donezk sind kein Maßstab
Vier Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als eben jener Ribéry nach feinem Doppelpass mit dem Kollegen David Alaba den Ball locker im von ihm aus gesehen langen Eck des von Andriy Pyatov gehüteten Donezker Tores unterbrachte - 3:0. Wiederum 120 Sekunden später erhöhte Thomas Müller nach einer feinen Flanke von Ribéry im Nachschuss mit seinem zweiten Treffer auf 4:0 für den Bundesligisten.
Weiter ging’s dann in der 63. Minute, als mit Holger Badstuber ein überragend souveräner Innenverteidiger das 5:0 erzielt e. Eine Hereingabe des Außenverteidigers Rafinha nickte der Innenverteidiger mit dem Kopf ins Tor und krönte so seinen ersten Startelfeinsatz in der Champions League seit zweieinhalb Jahren. Eine Viertelstunde vor dem Schluss durfte dann auch der polnische Nationalstürmer Robert Lewandowski sein Tor erzielen und das halbe Dutzend für einen gnadenlosen FC Bayern vollmachen. Doch damit nicht genug. Drei Minuten vor dem Schlusspfiff erzielte Mario Götze, der sein Leben lang als WM-Endspiel-Torschütze firmieren wird, schließlich das alles entscheidende 7:0. Damit blieb Donezk nur der Trost, in München ein Tor weniger kassiert zu haben als der Hamburger SV im Bundesligaspiel vor knapp vier Wochen.
Dabei hatten sie in München durchaus Respekt vor dieser Partie gegen Schachtjor gehabt. Für sie wurde es, das wussten sie nur zu gut, zum ersten Mal ernst in dieser Saison. Auch im DFB-Pokal gab es Spiele, in denen sie hätten ausscheiden können. Theoretisch. Praktisch aber waren Mannschaften wie die von Eintracht Braunschweig, vom Hamburger SV und vom SC Preußen Münster kein Problem.
Aber an diesem Abend ging es darum, ins Viertelfinale der europäischen Königsklasse einzuziehen. Kein großes Spiel, das nicht. Aber eben eines, das sie gewinnen mussten, um weiter auf die ganz großen Spiele hoffen zu dürfen. Ziel des FC Bayern ist es, das größte aller Spiele zu erreichen. Das findet am 6. Juni im Berliner Olympiastadion statt, wenn dort die beiden besten Mannschaften Europas gegeneinander spielen. Sagen wir es so: Zehn Spieler aus Donezk war sicherlich kein Maßstab. Aber die Münchner sind auf einem guten Weg.
Vom Ende her betrachtet, haben die Bayern jedenfalls gegen den ukrainischen Meister alles richtig gemacht. Sie gingen die Sache durchaus offensiv an. Trainer Josep Guardiola schickte eine 4-1-4-1-respektive 4-1-3-2-Formtion auf den Rasen, in der jedenfalls mit Arjen Robben - der allerdings nach 19 Minuten verletzt raus musste -, Mario Götze, Thomas Müller, Franck Ribéry und Robert Lewandowski fünf Spieler in der Startelf standen, die auch bei engerer Auslegung des Begriffs als Angreifer durchgehen. Was sie dann auch zeigten.
Und, hört, hört, kleine Randnotiz: Kapitän Philipp Lahm, just genesen von seinem Sprunggelenksbruch, saß nach zwei Tagen Training mit den Kollegen überraschend auf der Bank. Allerdings wartete er vergeblich auf sein Comeback. Und erstmals in der Champions League, in der es in den Stadien nur Sitzplätze geben darf, waren 70.000 Zuschauer in der erweiterten Münchner Arena. Nicht nur für sie war es ein rundum gelungener Abend. Auch wenn es wirklich alles andere als spannend war.
Quelle: ntv.de