Fußball

18.000-Kilometer-Trip für 15 Minuten FC Bayern strapaziert seine Weltmeister

Keine Ausreden: Trainer Pep Guardiola will das Beste aus der zerstückelten Bayern-Vorbereitung machen.

Keine Ausreden: Trainer Pep Guardiola will das Beste aus der zerstückelten Bayern-Vorbereitung machen.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Nach Fußball-Weltmeisterschaften kommt der FC Bayern traditionell schwer in die Saison. Trotzdem muten sich die Münchner nach dem deutschen WM-Triumph eine besonders strapaziöse Vorbereitung inklusive US-Tour zu. Das merken vor allem die DFB-Kicker.

Erst Training, ...

Erst Training, ...

(Foto: imago/ZUMA Press)

Zweimal hat der FC Bayern in Nach-WM-Saisons zuletzt schlechte Erfahrungen gemacht, 2007 und 2011 blieben die Münchner jeweils ohne nationalen Titel. Konsequenzen daraus hat der deutsche Fußball-Rekordmeister für die Nach-WM-Saison 2014/15 nicht gezogen. Während sich die Bundesliga-Konkurrenz in gezielten Trainingslagern den Feinschliff holt, jetten die Münchner gerade durch die USA und proben den Balanceakt zwischen sportlicher Vernunft und wirtschaftlichen Zwängen.

Was Coach Josep Guardiola die ohnehin zerstückelte Vorbereitung noch weiter erschwert, wächst sich für die sechs deutschen Weltmeister sowie Arjen Robben und Dante zu einer echten Strapaze aus. Ihnen mutet der Rekordmeister einen Wahnsinnstrip zu, nur damit die US-Fans den WM-Stars in Portland ein paar Minuten live zujubeln dürfen.

Am Vormittag flogen die acht Profis knapp 9000 Kilometer von München nach Portland an die US-Westküste. Nach kurzem Ausspannen steht dort ein Spiel (18.30 Uhr Ortszeit/3.30 Uhr MESZ am Donnerstag) gegen eine Allstar-Auswahl der Major League Soccer (MLS) an. Anschließend geht es zum Flughafen. Die Landung in München ist für 19.35 Uhr am Donnerstagabend geplant. Das heißt, die Münchner muten den Spielern knapp 18.000 Flugkilometer und etwa 34 Stunden für ein paar Minuten Fußball zu.

Sportlich mindestens grenzwertig

... dann Autogramme für die Trainingsgäste. So sieht das Tagesprogramm des FC Bayern in den USA aus.

... dann Autogramme für die Trainingsgäste. So sieht das Tagesprogramm des FC Bayern in den USA aus.

(Foto: AP)

Aus Marketinggründen mag die Maßnahme sinnvoll sein. Sportlich ist sie mindestens grenzwertig, zumal die Vorbereitung des Rekordmeisters ohnehin schon problematisch verläuft und die acht Profis kaum spielen sollen. "Vielleicht 15 Minuten jeder, nicht mehr", kündigte Trainer Pep Guardiola an. Nach drei Wochen Urlaub ("Den haben sie verdient") will der Bayern-Trainer "kein Risiko eingehen" und eine Verletzung riskieren. Zeigen will der Verein seine Weltmeister aber schon, wenn er denn mal welche hat.

Die Bayern-Verantwortlichen machen gut zwei Wochen vor dem Bundesligastart gute Miene zu den wenig erfreulichen Begleitumständen. Solche Reisen gehören bei "den wichtigsten Vereinen der Welt dazu", sagte Guardiola lapidar. Man müsse sich "als Trainer anpassen". Er könne das aus vereinspolitischer Sicht verstehen, fügte Sportvorstand Matthias Sammer an, "aber sportlich gesehen bin ich froh, wenn wir in München sind. Dann können wir alle zusammen trainieren."

Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich nicht nur der FC Bayern bewegt. Auf der einen Seite wollen die Vereine und die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Erlöse im Ausland von bislang 75 Millionen Euro pro Jahr erheblich steigern. Dafür müssen sich die Klubs aber auch in Amerika oder Fernost präsentieren und etwaige Probleme in Kauf nehmen.

Auch Leverkusen hatte in der vergangenen Woche für eine Tour nach Südkorea rund 17.000 Kilometer bewältigt. Hamburg und Bremen reisten im Juli nach China. Laut Dortmunds Geschäftsführer Michael Zorc ist jedoch gerade bei den Nationalspielern "die Belastungsgrenze erreicht, teilweise schon überschritten". Der BVB bereitet sich in der Schweiz auf die neue Saison vor.

Erst New York, jetzt Portland

Die Bayern touren hingegen seit dem 30. Juli durch die USA. Erste Station war New York an der Ostküste, wo die Bayern auch ein Büro eröffnet haben. Nun sind sie seit Samstag in Portland/Oregon im Westen unterwegs. Diverse Medien- und PR-Aktivitäten müssen dabei mit einem einigermaßen vernünftigen Trainingsrhythmus koordiniert werden.

Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Thomas Müller, Mario Götze und Jerome Boateng durften sich nach ihrem WM-Triumph bislang noch in Deutschland erholen. Auch die beiden Halbfinalisten Robben und Dante hatten noch Urlaub. Dass es am Mittwoch gleich von null auf hundert geht, sieht zumindest Robben einigermaßen entspannt: "Der USA-Trip ist schön. Und es ist doch gut für uns, dass wir auch dort viele Fans haben und uns in den USA zeigen."

Zunächst sollten die acht Profis schon am Dienstag in die USA fliegen. "Das haben wir aber noch einmal umgeplant, dass sie nicht in den Jetlag reinkommen", berichtete Sammer. Man sei "happy, dass sie da sind. Aber mit der richtigen Vorbereitung werden sie erst in München beginnen".

Viel Trainingsarbeit, wenig Zeit

Viel Zeit bleibt Guardiola dann trotzdem nicht mehr, um den Double-Gewinner auf Kurs zu bringen. Am 13. August steht das Spiel um den Supercup gegen Borussia Dortmund an, am 17. August geht es im Pokal gegen Preußen Münster weiter, ehe am 22. August der Bundesligastart gegen Wolfsburg ansteht.

Doch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sieht trotz der Vorzeichen "keinen Grund, pessimistisch zu sein. Wir haben einen Top-Kader. Und das Wichtigste: Wir haben einen Trainer, der in dieser Sache Erfahrung hat, der es 2010 mit Barcelona erlebt hat, als Spanien Weltmeister wurde", sagte er bei Sport1. Guardiola habe gesagt, "wir sollen uns keine Sorgen machen. Und ich habe großes Vertrauen in diesen Mann". Prophylaktisch erklärte Rummenigge schon einmal, Guardiola sei unkündbar.

Der Spanier selbst hatte bereits angekündigt, dass er keine Ausreden gelten lassen wird. "Ich werde mit den Spielern reden. Wir müssen uns an die Situation anpassen. Die ist nicht ideal, aber ich will keine Klagen", sagte Guardiola.

Der Bayern-Coach muss gegen die MLS-Allstars einen Weg finden, den Zuschauern zum einen die Stars zu präsentieren, diese aber nach Urlaub und ewiger Anreise nicht zu sehr zu strapazieren. "Pep wird das schon machen", meinte Sammer, der die Prioritäten für das Spiel klar umriss: "Wir wollen gewinnen. Aber wichtig ist, dass nichts passiert."

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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