Fußball

Die Zeit drängt, Kimmich auch FC Bayern wird das Torwart-Problem nicht los

Sven Ulreich ist hochgeschätzt, genießt aber nicht das uneingeschränkte Vertrauen beim FC Bayern.

Sven Ulreich ist hochgeschätzt, genießt aber nicht das uneingeschränkte Vertrauen beim FC Bayern.

(Foto: imago images / Buzzi)

Manuel Neuer wird in dieser Saison nicht mehr für den FC Bayern München spielen, das ist klar. Wer den Kapitän in den wichtigen Spielen des deutschen Fußball-Rekordmeisters auf dem Weg zu Titeln vertreten wird, ist weiterhin nicht geklärt. Die Zeit drängt.

Dem FC Bayern steht derzeit nur ein gesunder Torwart mit nennenswerter Erfahrung zur Verfügung - doch der kann nicht mit den ganz hohen Zielen des Klubs mithalten. Davon sind sie beim deutschen Fußball-Rekordmeister überzeugt und wollen deshalb Sven Ulreich nach dem Saison-Aus des schwer verletzten Manuel Neuer eine neue Kurzzeit-Nummer-Eins vor die Nase setzen. Doch das gestaltet sich weiter schwierig. Und die Zeit drängt. Denn das Puzzle bleibt kompliziert.

Die erste intern gesetzte Frist bei der Suche nach einem neuen Torwart hat der FC Bayern mit Pauken und Trompeten verpasst: Eigentlich sollte die T-Frage bis zum 6. Januar und dem Start ins Trainingslager in Katar geklärt sein. Das gelang jedoch nicht. Laut "Kicker" haben sich die Verantwortlichen des FC Bayern als nächste Deadline zur Klärung seiner dringendsten Personalie den Re-Start in der Bundesliga gegen RB Leipzig am 20. Januar gesetzt.

Manuel Neuer wird dem FC Bayern noch sehr lange fehlen. Der Nationaltorwart hat sich im WM-Urlaub Schien- und Wadenbein gebrochen. Zuletzt machte die Runde, dass die Verletzung schwerer und komplizierter sein könnte, als zunächst angenommen. Manuel Neuer ist 36 Jahre alt, da wurden schnell Gedanken laut, dass der Bayern-Kapitän sogar um die Fortsetzung seiner Karriere kämpfen muss. Neuer selbst hatte jedoch keinen Zweifel daran gelassen, bei der Heim-EM 2024 im DFB-Tor stehen zu wollen - und dementsprechend vorher auf höchstem Niveau wieder für den FC Bayern zu spielen.

Mit Ulreich ins erste Schlüsselspiel?

Eine Gemengelage, die eine Rückholaktion von Alexander Nübel erschwert, der mehrfach deutlich gemacht hatte, dass er überhaupt keine Lust darauf hat, gemeinsam mit - und im Zweifel im Schatten von Neuer beim FC Bayern zu arbeiten. Nicht schon wieder. Nach seinem Wechsel vom FC Schalke durfte er drei Pflichtspiele für den FC Bayern absolvieren, inzwischen ist er bei der AS Monaco sehr glücklich. Dennoch soll Nübel, so schreibt es der "Kicker", einem Wechsel zurück - und sei es nur für eine Halbserie - gegenüber nicht abgeneigt sein. Der 26-Jährige steht bis 2025 beim FC Bayern unter Vertrag, kehrt Neuer zur neuen Saison tatsächlich zurück, müsste Nübel wohl wieder auf Reisen gehen. Für den FC Bayern wäre es wohl die einfachste externe Lösung.

Die Verantwortlichen um Sportvorstand Hasan Salihamidžić müssen erstmal die hohen Ziele für die zweite Saisonhälfte absichern: Im Februar wartet mit Paris St. Germain im Achtelfinale der Champions League eine gewaltige Hürde. Und die Meisterschaft ist nach dem Erfolgslauf von RB Leipzig auch so offen, wie lange nicht mehr, auch wenn die Mannschaft von Marco Rose derzeit noch sechs Punkte hintendran ist. Das Problem: Nächste Woche muss der FC Bayern zum Bundesligagipfel nach Leipzig reisen (Freitag, 20.30 Uhr/Sat.1, DAZN und im ntv.de-Liveticker).

"Wir haben mit Ulle auch schon in den letzten Jahren das eine oder andere Mal als Nummer eins gespielt. Wir alle vertrauen ihm voll. Er hat auch in dieser Saison schon ein paar Spiele gemacht und das immer herausragend gut", sagte Joshua Kimmich - und mahnte dennoch zum Handeln: "Trotzdem ist es ja keine Frage, dass wir noch einen Torhüter brauchen." Trainer Julian Nagelsmann gab sich am Donnerstag bedeckt: "Es gibt mehrere Optionen. Ich glaube, das liegt auf der Hand. Ulreich hat es sehr gut gemacht. Dennoch, denke ich, haben wir die Pflicht einen neuen Torwart zu holen. Unabhängig davon, ob als Nummer eins oder Nummer zwei." Das Vertrauen in Ulreich ist groß, aber eben nicht uneingeschränkt.

Die langfristige Planung, das ist klar, führt nur über Manuel Neuer. Allen Verantwortlichen des Rekordmeisters ist noch zu präsent, wie es beim letzten Mal lief, als man an Neuer vorbei einen Umbruch einleiten wollte. Neuer biss den designierten Nachfolger Nübel, dem wohl eine zweistellige Anzahl an Einsätzen in seiner ersten Saison zugesichert worden war, einfach weg. "Ich bin kein Statist, sondern Protagonist und möchte immer spielen", sagte er damals mit Blick auf die Ambitionen Nübels. "Welcher Trainer würde Spieler aufstellen, die nicht die besten sind? Ich bin der Überzeugung, dass ich der Beste bin, auch wenn ich nicht mehr 17 bin."

Messi und Co. stehen schon vor der Tür

Unvorstellbar, dass sich DFB-Kapitän Neuer diesmal widerstandslos ersetzen ließe. Zumal er auch aus seiner letzten Verletzung in gewaltiger Form zurückkam: 2019/20 holte der FC Bayern, maßgeblich gestützt auf seinen überragenden Torwart, fünf Titel. Neuers Ehrgeiz ist weiterhin ungebrochen. Also müssen sie mit ihm und um ihn herum planen - und vor allem schnell eine Lösung präsentieren, die das Festhalten an den hohen Zielen rechtfertigt. Sven Ulreich ist im Klub hochgeschätzt, vor allem aber dafür, wie er sich als Nummer zwei präsentiert.

Wunschkandidat als Nummer eins bleibt Yann Sommer, doch dessen Klub Borussia Mönchengladbach mauert weiter. Sommers Vertrag beim Bundesligakonkurrenten läuft im Sommer aus, doch die Verantwortlichen sträuben sich weiter gegen einen Wechsel. Es ist kompliziert. Auch, weil für den Schweizer Nationalkeeper ein Bayern-Vertrag bis 2025 auf dem Tisch liegen soll. Zunächst aber muss der FC Bayern seine Gegenwart klären: In neun Tagen steht das erste große Spiel an. Bei RB Leipzig, ohne Manuel Neuer. Alles andere ist Zukunftsmusik. Das Transferfenster schließt am 31. Januar. Zwei Wochen später kommt Paris St. Germain mit Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar.

Quelle: ntv.de

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