Fußball

Herthas K.o. nach 98 Minuten FC Bayern zerlegt Werder im Sechs-Minuten-Rausch

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Serge Gnabry lieferte gegen Werder Bremen eine torreiche Gala ab.

(Foto: IMAGO/Sven Simon)

Kurz kann Werder Bremen den FC Bayern München am 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga ärgern, dann geht alles ganz schnell: Drei Tore binnen weniger Minuten entscheiden das Spiel zugunsten des Rekordmeisters. Im Tabellenkeller siegt Stuttgart nach fast 100 Minuten, der VfL Bochum holt wichtige Punkte.

Nach einer Tore-Show seiner Fußball-Nationalspieler um den herausragenden Serge Gnabry ist der FC Bayern auf dem besten Weg, als Nummer 1 in die lange WM-Pause zu gehen. Bundestrainer Hansi Flick dürfte am 6:1 (4:1) der Münchner gegen Werder Bremen dank der vielversprechenden Turnierform seiner Leistungsträger viel Freude gehabt haben. Neben Dreifachtorschütze Gnabry (22./28./82. Minute) sorgten Jamal Musiala (6.), Leon Goretzka (26.) und der eingewechselte Mathys Tel (84.) für viel Jubel der 75.000 Zuschauer im letzten Bayern-Heimspiel des Jahres.

Beim Fließbandschützen Eric Maxim Choup-Moting endete dagegen der Torlauf, als der Angreifer mit einem Foulelfmeter an Bremens Torhüter Jiri Pavlenka scheiterte (18.). Für die naiv verteidigenden Gäste erzielte Anthony Jung (10.) den zwischenzeitlichen Ausgleich. Der neunte Pflichtspielsieg in Folge, mit dem die Münchner ihre Tabellenführung erfolgreich verteidigten, geriet aber zu keiner Zeit in Gefahr.

Anderthalb Wochen vor dem WM-Start musste Bayern-Starzugang Sadio Mané nach 20 Minuten angeschlagen ausgewechselt werden. Wie schwer Afrikas Fußballer des Jahres verletzt ist, war offen. Für den Senegalesen kam Nationalspieler Leroy Sané, der zwei Tage vor Flicks WM-Nominierung wichtige Wettkampfpraxis sammeln konnte und unter anderem den Pfosten traf (54.). Der verletzte Thomas Müller verfolgte den Auftritt seiner Teamkollegen gut gelaunt auf der Tribüne.

Auch ohne ihren am Rücken verletzten Top-Torjäger Niclas Füllkrug versteckten sich die Gäste keineswegs und setzten auf frühes Pressing - und wurden dafür von den spielfreudigen und eiskalten Bayern bitter bestraft. So auch bei der frühen Führung für den Favoriten: Nach einem Ballverlust von Jung gegen Gnabry konterten die Münchner blitzschnell in den gegnerischen Strafraum, wo Mané zunächst vergab, Musiala aber den Abpraller nutzte. Schon gegen Hertha hatte der Jungstar für die wichtige 1:0-Führung gesorgt. Nachdem Mané eine gute Chance zum 2:0 vergeben hatte (9.), schlug Werder mit seinem ersten guten Angriff zurück: Nach herausragender Vorarbeit des quirligen Mitchell Weiser machte Jung seinen Fehler vor dem 0:1 wieder gut und erzielte per Direktabnahme den Ausgleich.

Die Bayern ließen sich davon aber genauso wenig beeindrucken wie vom vergebenen Foulelfmeter von Choupo-Moting oder der verletzungsbedingten Auswechslung von Mane. Ganz im Gegenteil: Die Münchner nutzten die Räume, die ihnen die offensiven Bremer unfreiwillig schenkten, zu weiteren Treffern vor dem Seitenwechsel durch zweimal Gnabry und Goretzka. Der eingewechselte Sané fügte sich ohne Anpassungsprobleme in den Offensivwirbel der Gastgeber ein. Neben den Torschützen Gnabry, Musiala und Goretzka gefiel auch Joshua Kimmich als unermüdlicher Antreiber.

Bei den Bremern fehlte Füllkrug mit seiner Wucht und Präsenz als Anspielstation, sein Vertreter Oliver Burke blieb weitestgehend blass. Auch Marvin Ducksch konnte sich nicht wie gewohnt in Szene setzen, und nach einem fatalen Rückpass von Bayern-Innenverteidiger Dayot Upamecano im eigenen Strafraum vergab der Werder-Angreifer kurz vor dem Halbzeitpfiff die große Chance zum 2:4. In der zweiten Halbzeit ließen es die Münchner deutlich ruhiger angehen und sparten so ein paar Kräfte. Die Kontrolle über das Spiel verloren sie aber zu keiner Zeit, auch Torchancen erspielte sich der Rekordmeister weiterhin.

VfB Stuttgart - Hertha BSC 2:1 (1:1)

Die erfolgreiche Heimserie des VfB Stuttgart unter der Leitung von Interimstrainer Michael Wimmer geht dank eines Last-Minute-Treffers weiter. Im Duell zweier Tabellennachbarn setzten sich die Baden-Württemberger am Dienstag dank des späten Tors von Konstantinos Mavropanos (90. Minute+8) mit 2:1 (1:1) gegen Hertha BSC durch. Der VfB war durch Serhou Guirassy (4. Minute) früh in Führung gegangen. Dodi Lukebakio ließ die Berliner aber lange von zumindest einem Zähler träumen (19.). Doch dann schlug Mavropanos nach einer Ecke von Borna Sosa in der Nachspielzeit zu. Die Stuttgarter verlassen durch den Sieg den Abstiegsrelegationsplatz, der Blick der Hertha geht weiter nach unten.

Kurz zuvor hatte der VfB noch einen Schreckmoment verkraften müssen: nach einem schmerzhaften Kopfballduell mit Ivan Sunjic wurde Kapitän Wataru Endo nach langer Behandlung mit der Trage vom Platz gebracht. Beide Mannschaften stehen mit jeweils zwölf Punkten weiterhin im unteren Tabellendrittel. Wettbewerbsübergreifend konnten die Stuttgarter seit der Freistellung von Ex-Coach Pellegrino Matarazzo drei Spiele in ihrer Arena siegreich gestalten. Was aber auch unter Wimmer zuletzt ein Problem blieb, war die Anfälligkeit in der Anfangsviertelstunde. Schon acht Gegentore kassierte der VfB in diesem Zeitraum.

Gegen die Hertha fehlte nicht viel und ein neunter früher Gegentreffer wäre dazugekommen. Lukebakios missglückte Szene war jedoch der einzige Wackler in der Anfangsphase. Und anders als in vielen zurückliegenden Partien schaffte es der VfB diesmal, selbst zuzuschlagen. Nach einem Pass von Tiago Tomás, der im dritten Spiel nacheinander an einem Treffer beteiligt war, tauchte Guirassy vor Hertha-Keeper Oliver Christensen auf und traf. Beide Mannschaften begegneten sich in einer intensiven Partie auf Augenhöhe.

Ein solches Spiel hatte Gäste-Coach Sandro Schwarz, der keine Veränderungen im Vergleich zum 2:3 gegen den FC Bayern München vornahm, auch prophezeit. Und seine Mannschaft nutzte eine der wenigen Gelegenheiten. Weil Silas das 2:0 verpasste, gelang Lukebakio der Ausgleich. Borna Sosa verlor Flankengeber Jonjoe Kenny aus den Augen und Waldemar Anton den Torschützen. Beinahe hätte die Hertha das Spiel noch vor der Pause gedreht. Abwehrspieler Hiroki Ito, der als einer von drei frischen Spielern in die Startelf gerückt war, rettete beim Kopfball von Lucas Tousart auf der Linie.

Wimmers Plan, die Fans mitzunehmen und mit Wucht nach vorne zu spielen, ging über weite Strecken auf. «So stelle ich mir unseren Fußball vor», sagte der 42-Jährige, über dessen Zukunft während der WM-Pause entschieden werden soll. Allerdings nutzten Silas und Tiago Tomás zu selten die Tempovorteile gegen die Hertha-Defensive. Dennoch reichte es noch zum Sieg - weil Mavropanos in letzter Sekunde per Kopf zuschlug.

VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach 2:1 (2:0)

Mit Mut, Offensivpower und Leidenschaft hat das älteste Bundesliga-Aufgebot des VfL Bochum überhaupt Borussia Mönchengladbach niedergekämpft und wertvolle drei Punkte gegen den Abstieg geholt. Die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch besiegte die favorisierten Rheinländer hochverdient mit 2:1 (2:0). Christopher Antwi-Adjei in der siebten Minute und Philipp Hofmann (12.) erzielten vor 25.900 Zuschauern im stimmungsvollen Ruhrstadion die Tore für die Gastgeber, die unter Letsch den dritten Heimsieg in Serie feierten - und den dritten Sieg in dieser Saison insgesamt.

Die Borussia bleibt auswärts in dieser Bundesliga-Saison sieglos. Die über weite Strecken des Spiels ganz schwachen Gladbacher, für die es nur zum Anschlusstreffer durch Alassane Pléa (62.) reichte, stecken unter Trainer Daniel Farke mit 19 Zählern nach 14 Spielen im Mittelfeld der Tabelle fest. Bochum ist mit zehn Punkten Vorletzter, hat aber Kontakt zu den rettenden Rängen.

Die Bochumer Fans feierten schon vor dem Spiel, der Grund liegt aber lange zurück: Die UEFA-Cup-Teilnahme vor 25 Jahren. Nicht lange warten mussten die in dieser Saison meist nicht erfolgsverwöhnten VfL-Anhänger mit bis dahin sieben Punkten aus 13 Spielen auf den ersten Torjubel. Nach einem Zuspiel von Simon Zoller hatte Antwi-Adjei nur noch einen vor sich: Gladbachs eigentlich dritten Torwart Jan Olschowsky. Der 20-Jährige musste ran, weil nach Stammkeeper Yann Sommer auch noch dessen Ersatz Tobias Sippel verletzt ausfiel. Und sein Pflichtspiel-Profi-Debüt hätte erstmal keinen schlimmeren Verlauf nehmen können. Antwi-Adjei traf, es war auch kein Abseits, wie die Videokontrolle bestätigte.

Doch damit nicht genug von den Oldies aus dem Pott: Mit 31,3 Jahren im Durchschnitt schickte der VfL die älteste Elf seiner Bundesliga-Geschichte auf den Platz. Bochum drängte und drückte und kam in einer hoch dominanten Anfangsphase nur fünf Minuten später zum zweiten Tor - nach zuvor nur elf Treffern in 13 Mal 90 Minuten plus Nachspielzeit. Gladbachs Innenverteidiger Nico Elvedi unterlief ein verheerender Rückpass Richtung Olschowsky. Der kam nicht an den Ball, dafür aber VfL-Profi Hofmann, mühelos schob er ein zum 2:0. Die Fans konnten weiterfeiern.

Den Druck konnten die Bochumer nicht mehr so aufrechterhalten, mussten sie ja auch nicht. Die Gäste aus Gladbach waren ohnehin recht harmlos. Von einem Aufschwung nach dem 3:1 am vergangenen Freitag gegen den VfB Stuttgart nach zuvor vier Spielen ohne Sieg war wenig zu sehen. Die erste Chance: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Der Kopfball von Ramy Bensebaini verfehlte das Tor der Bochumer aber deutlich. Mit Applaus ging es für den VfL in die Kabine. "Besser geht es gar nicht", sagte VfL-Legende und Fußballschulen-Leiter Dariusz Wosz in der Pause beim Sender Sky.

Und sie machten nach dem Seitenwechsel auch so weiter, die Bochumer. Mit seinem Kopfball traf der aufgerückte Abwehrspieler Ivan Ordets aber nur den Pfosten. Die Gladbacher ließen sie dagegen wieder kaum zu einem geordnet-kreativen Spielaufbau aus der Abwehr heraus kommen, machten dann aber selbst einen groben Fehler tief in der eigenen Hälfte, als Jonas Hofmann Kevin Stöger unter Druck setzte und der den Ball auf den Gladbacher schoss. Der Abpraller landete Marcus Thuram, der wieder Plea auflegte. Und dann stieg nach im Anschluss einer Ecke Bensebaini hoch und wuchtete den Ball mit dem Kopf ins Tor. Die mitgereisten Gladbacher aber jubelten zu früh: Abseits nach Videobeweis.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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