
Die Frauen des FC Bayern können als Profis spielen, doch das ist längst nicht allen Gegnerinnen vergönnt.
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Der Fußball der Frauen boomt. Der Deutsche Fußball-Bund kann sich nun für die Vergabe der Medienrechte für die Bundesliga feiern lassen. 16-Mal mehr als bisher werden die Lizenzeinnahmen künftig erlösen. Die neue TV-Präsenz bringt aber auch einen neuen Spieltermin. Und der missfällt.
Der Fußball der Frauen in Deutschland will sich feiern lassen. Finanziell und medial macht die Bundesliga einen Quantensprung. Nach dem Hype um die Europameisterschaft werden nun erstmals die Medienrechte eigenständig vergeben. Und weil die Erlöse in dem Wettbewerb bislang dramatisch gering war, kann sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die irre Vervielfachung von 1600 Prozent auf die Fahnen schreiben. Der Erlös ist dann aber doch weniger als es jetzt womöglich klingt: 5,175 Millionen Euro pro Saison wird es künftig an Lizenzeinnahmen geben.
"Wir stoßen wirtschaftlich in neue Dimensionen vor. Das ist genau das Ergebnis, das wir uns erhofft haben", sagte der zuständige Geschäftsführer Holger Blask bei der Präsentation. "Das geht mit der Verantwortung einher, weitere Schritte in Richtung Professionalität zu gehen."
Bislang war das Investment nicht annähernd kostendeckend, jeder der zwölf Bundesligisten machte Verluste. Die Gesamteinnahmen deckten nicht einmal den Personalaufwand der Klubs. Der DFB hatte den Klubs bislang etwa 300.000 Euro aus der zentralen Vermarktung zugesagt, etwa die Hälfte am aus den Medienerlösen. Durch das neue Paket rangiert die Bundesliga laut Blask bei den Einnahmen international auf Platz zwei hinter England. In der Women's Super League werden rund zehn Millionen Pfund (etwa 11,4 Mio. Euro) eingenommen. Wie die Erlöse ausgeschüttet werden, soll laut DFB "noch beraten" werden.
Montagsspiel sorgt für Unmut
Die Ligaspiele werden künftig sowohl beim bisherigen Anbieter MagentaSport als auch bei DAZN zu sehen sein. Die beiden Portale bieten dann alle 132 Spiele der Saisons 2023/24 bis 2026/27 an, zudem dürfen ARD und ZDF zehn Livespiele pro Saison übertragen, Zusammenfassungen werden auch bei Sky zu sehen sein.
Die Spiele werden alle eigene Anstoßzeiten haben, eine Konferenz wird es weiterhin nicht geben. Neu hinzukommen wird zudem ein Montagsspiel, dessen Rechte sich Sport1 gesichert hat. "Mehr Sichtbarkeit konnten wir kaum erreichen. Jedes einzelne Spiel läuft auf den großen Plattformen. Wir erhoffen uns eine signifikante Reichweiten-Steigerung."
Doch vor allem das Montagsspiel sorgt für Unmut. Während es bei den Männern nach und nach - vor allem wegen Protesten der Fans - wieder abgeschafft wurde und künftig auch die Dritte Liga nicht mehr am Montag spielen wird, bekommen die Frauen diesen Termin neu hinzu. "Der Montagabend ist eine riesige Chance, weil da keine andere Liga spielt", sagte Blask. Doch in der Frauen-Bundesliga sind es nicht nur die Fans, die ein Problem mit dem Termin haben könnten. Auch die Spielerinnen selbst müssen schauen, wie sie um 19.30 Uhr fertig umgezogen und warmgemacht auf den Plätzen dieser Republik auflaufen können. Frankfurts Stürmerin Laura Freigang hatte im ZDF-"Sportstudio" kürzlich bereits darauf hingewiesen, dass viele Bundesligaspielerinnen arbeiten müssen, um genug Geld zum Leben zu haben, und entsprechend an den für sie betroffenen Montagen Urlaub nehmen müssten.
Ihre Nationalmannschaftskollegin Lina Magull vom FC Bayern hatte gesagt: "Das sollte keine Regelmäßigkeit sein. Für den Fußball ist das Wochenende da." Die meisten Fans stimmen dem zu, denn wer hat schon Zeit, am Montag durch das Land zum Spiel zu reisen? Es gibt aber auch diejenigen, die in den Montagsspielen eine Chance sehen, die Aufmerksamkeit ganz auf den Fußball der Frauen zu richten. Etwa Gerald Jungmann, Erster Vorstand des SC Sand, einem der Klubs, bei dem die Spielerinnen nicht vom Sport allein leben können. Er sieht in den Montagsspielen eine große Chance, sagte er dem Deutschlandfunk. Er glaubt, dass sich viele Fans die Zeit nehmen würden, für ein gutes Spiel ins Stadion zu gehen.
DFB-Team bekommt Primetime-Spiel
Berichten zufolge soll Sport1 ein Mitbestimmungsrecht bei der Ansetzung des Montagsspiels haben. Damit soll dies vermutlich zum Topspiel werden, doch das führt zu neuen Problemen. Die Topklubs der Liga, in dieser Saison wie zuletzt die Meisterinnen und Pokalsiegerinnen des VfL Wolfsburg sowie der FC Bayern, spielen in der Champions League. Diese wird wie bei den Männern unter der Woche ausgetragen, Spieltage sind mittwochs und donnerstags. Folgen die Ligaplaner den Regeln der Männer, dürften die international spielenden Teams nicht montags auf dem Platz stehen, wenn sie am Mittwoch darauf schon wieder gefordert sind. Selbst ein Spiel drei Tage später ist ob der Doppelbelastung sowie der Reisestrapazen herausfordernd. Würden sowohl die Wölfinnen als auch die Münchnerinnen aber regelmäßig als Kandidatinnen für das vermeintliche Topspiel wegfallen, würde dies an Reiz verlieren.
Neben den Rechten für die Bundesliga wurden auch die für die Länderspiele der Vize-Europameisterinnen neu vergeben, sie bleiben bis 2027 bei ARD und ZDF. Neu ist allerdings eine Klausel, die dem Team mindestens zwei Spiele pro Jahr abends in der Primetime zusichert. Diese hatten vor allem die Spielerinnen selbst gefordert, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Am vergangenen Freitag fand das Freundschaftsspiel gegen Frankreich in Dresden zur Primetime statt. Neben 26.835 Fans im Stadion sahen 3,23 Millionen Zuschauer die Neuauflage des EM-Halbfinales in der ARD.
Quelle: ntv.de