Altkanzler geht "freiwillig" Gerhard Schröder tritt bei Hannover 96 aus
07.04.2022, 14:01 Uhr
Gerhard Schröder und seine Frau So-yeon Schröder-Kim beim Besuch eines Hannover-Spiels im Jahr 2018.
(Foto: picture alliance / Bernd Kammerer)
Es wird immer einsamer um Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Erst entziehen ihm Borussia Dortmund und der DFB die Ehrenmitgliedschaft, jetzt kommt er bei Hannover 96 seinem Rauswurf zuvor und tritt aus. Seine Putin-Nähe findet im deutschen Fußball keinen Anklang.
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ist seinem Rauswurf beim Fußball-Zweitligisten Hannover 96 zuvorkommen: Der 78-Jährige hat seinen Austritt aus dem Verein erklärt. Hannover 96 hatte zuvor angekündigt, einen Ausschluss des Aufsichtsratschefs des russischen Energiekonzerns Rosneft zu prüfen.
"Der Vorstand des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V. bestätigt, dass Herr Gerhard Schröder seinen Austritt erklärt hat", gaben die Niedersachsen den Austritt des Altkanzlers, der von 2017 bis 2019 Aufsichtsratschef des Klubs war, bekannt.
Hannover 96 hatte bereits Anfang März einen Ausschluss des 78-Jährigen geprüft und "seine öffentlichen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, seine aktuelle Tätigkeit beim russischen Konzern Rosneft sowie die angestrebte Tätigkeit beim ebenfalls russischen Konzern Gazprom" als Grund dafür angeführt. Sie hatten Schröder zu einer "kurzfristigen Stellungnahme" aufgefordert.
Raus beim BVB, raus beim DFB ...
Der Fußball, eines der Steckenpferde des ehemaligen Kanzlers, hatte in den letzten Wochen bereits mehrfach mit Schröder gebrochen. So hatte Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund dem ehemaligen Mittelstürmer des Amateurklubs TUS Talle aus dem Kreis Lippe-Detmold bereits Anfang März die Ehrenmitgliedschaft entzogen.
"Acker", so Schröders Spitzname als Fußballer, hatte vom BVB ein Ultimatum erhalten, das der allerdings verstreichen ließ. "Die Übernahme von Führungspositionen in russischen Staatskonzernen durch ein BVB-Ehrenmitglied ist vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und des damit einhergehenden gravierenden Verstoßes gegen geltendes Völkerrecht nicht akzeptabel", hieß es in einer Mitteilung des Klubs. Wenig später hatte auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dem Bundeskanzler a.D. die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Ohne Gegenstimmen wurde ein entsprechender Antrag auf dem 44. Bundestag des DFB Mitte März angenommen.
... und bald auch bei der SPD?
"Der völkerrechtswidrige Angriff auf die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Wer sich aus Rücksicht auf persönliche Interessen nicht klar vom Krieg und seinem Aggressor distanziert und darüber hinaus auch nicht die gebotenen geschäftlichen Konsequenzen zieht, teilt nicht die Werte des Fußballs und des Deutschen Fußball-Bundes", schrieben die damaligen DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch und Hans-Joachim Watzke in einer gemeinsamen Erklärung. Schröder könne "somit nicht länger Ehrenmitglied unseres Verbandes sein, der sich für Verständigung zwischen den Menschen einsetzt und jede Form von Gewalt ablehnt".
Gegen den Gaslobbyisten läuft momentan auch ein Parteiordnungsverfahren der SPD. Auf Forderungen der Parteispitze, auf seine Posten bei russischen Staatsunternehmen zu verzichten, hatte Schröder nach Angaben des Parteichefs Lars Klingbeil bis zur letzten Woche noch nicht geantwortet. "Wir alle hätten uns gewünscht, dass sich Gerhard Schröder spätestens mit Kriegsbeginn auf die richtige Seite der Geschichte stellt. Er hat sich für die falsche Seite entschieden", hatte Klingbeil bei T-Online gesagt.
Quelle: ntv.de, sue