Fußball

Das bringt die Premier-League-Saison Gierschlunde, Romantiker und Sex-Skandale

Vorbei ist es mit dem Üben, am Samstag wird's ernst: Um 13.45 Uhr wird die Partie zwischen Manchester United und Tottenham Hotspur angepfiffen.

Vorbei ist es mit dem Üben, am Samstag wird's ernst: Um 13.45 Uhr wird die Partie zwischen Manchester United und Tottenham Hotspur angepfiffen.

(Foto: imago/BPI)

Bastian Schweinsteiger wird an diesem Samstag seinen Einstand bei ManU geben. Oder auch nicht. Es herrscht ein bisschen Gedränge im Mittelfeld. So oder so - der Münchner kann sich auf eine turbulente Premier League einstellen.

Sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen, ist nie ganz leicht, aber Schweinsteiger dürfte auf Bekannte in der Premier League treffen: Schalkes Verteidiger Christian Fuchs wechselte dieses Jahr zu Leicester City, Robert Huth, bekannt aus alten Sommermärchen-Nationalmannschaftstagen, spielt nun auch da. Hoffenheims Mittelfeldstar Roberto Firmino soll für Liverpool wirbeln und das wird auch von Kölns Kevin Wimmer bei Tottenham Hotspur erwartet, Werders Prödl heuerte bei Watford an und Chelsea schnappte sich Augsburgs Verteidiger Baba Rahman. Und natürlich sind da seine Nationalspielerkollegen Per Mertesacker und Mezut Özil, die sich bei Arsenal pudelwohl fühlen. Noch schöner wäre es wohl, wenn sich sein alter Kumpel Lukas Podolski bei den Gunners durchgesetzt hätte, aber das hat ja nicht so geklappt.

Sex-Skandale

Außerhalb des Spielfeldes geht es in England heiß her: Was wäre die Premier League ohne ihre Sexskandale, die genüsslich von der Boulevardpresse ausgekostet werden: Schweinsteiger wird nämlich nicht auf die ehemaligen Leicester-City-Spieler Adam Smith, Tom Hooper und James Pearson treffen. Die ließen sich unlängst in Thailand bei einer Orgie filmen und äußerten sich rassistisch über die drei einheimischen Prostituierten, dafür wurden sie dann zu Recht vom Verein an die Luft gesetzt. Pikant: James Pearson ist der Sohn von Trainer Neil Pearson, der Leicester City in der vergangenen Saison vor dem Abstieg bewahrte und von den Fans deshalb verehrt wird. Das Verhalten seines Nachwuchses hatte es ihm aber unmöglich gemacht, unter Citys thailändischem Besitzer Vichai Raksriaksorn weiter zu arbeiten. Er wurde durch das italienische Trainer-Urgestein Claudio Ranieri ersetzt, der nun dafür sorgen muss, dass der Verein in der Liga bleibt.

Der englische Götze

Wollte gerne ein bisschen mehr Geld verdienen, also ging er von Liverpool zu Manchester City: Raheem Sterling.

Wollte gerne ein bisschen mehr Geld verdienen, also ging er von Liverpool zu Manchester City: Raheem Sterling.

(Foto: dpa)

Abstiegssorgen muss sich Raheem Sterling nicht machen. Er ist so etwas wie der englische Götze. Na ja, fast. Der englische Nationalspieler spielte seit seinem 15. Lebensjahr bei Liverpool; der Verein hätte den äußerst talentierten Mittelfeldspieler langfristig gern behalten und bot ihm deshalb einen Vertrag an, bei dem er flotte 100.000 Pfund (140.000 Euro) in der Woche verdient hätte. War ihm aber zu wenig. Was er in der Öffentlichkeit so nicht gesagt hat. Da wollte der Brite weiterhin der Junge sein, der einfach nur in einem erfolgreichen Team Fußball spielen wollte. Und da Liverpool die vergangene Saison vergeigt hat, sah Sterling keine Zukunft mehr bei seinem Zieh-Verein und ließ bei den Rivalen Arsenal, Manchester United und Manchester City ausrichten, dass er zu haben sei. Letztere bissen an und wegen der Transfersumme von 43 Millionen Pfund (61 Millionen Euro) darf sich der 20-Jährige nun teuerster englische Spieler nennen. Das alles hat die Menschen rund um das Anfield-Stadion natürlich mächtig verstimmt - auch Ur-Gestein Stephen Gerard murrte, dass Sterling lieber noch ein paar Jahre bei Liverpool hätte bleiben sollen, um sich dort in Ruhe zu entwickeln. Aber Gerard spielt jetzt selbst nicht mehr dort und lässt sich sein Karriere-Ende bei LA Galaxy vergolden.

Daumen drücken für Bournemouth

Aber es ist nicht alles herzlos in der englischen Liga, die dank eines Sky-Mega-Deals mit Geld nur so um sich werfen kann. Nein, es gibt auch was fürs Herz und alle Fußballromantiker drücken diese Saison dem AFC Bournemouth die Daumen, dass die Spieler es packen, in der Liga zu bleiben. Der Club aus Dorset war nämlich noch nie dort. Es ist das erste Mal in seiner über hundertjährigen Geschichte, dass er den Aufstieg in die Premier League geschafft hat. Vor sechs Jahren spielte er noch in der dritten Liga. Bournemouth hat seinen eigenen "Special One" - Eddie Howe, dem es zu verdanken ist, dass die Jungs von Liga zu Liga hüpften und nun gegen Manchester United & Co. spielen dürfen. Besagter Howe übernahm 2009 mit 31 Jahren ein Team, das damals kurz davor war, sogar die dritte Liga zu verlassen. Mit ihm kam der Wandel und sein Glanzstück ist sicherlich der Aufstieg in die Premier League. Prompt wurde er auch zum Trainer des Jahres gewählt und verdrängte den anderen "Special One", Chelseas José Mourinho, auf Platz zwei.

Bournemouth spielt einen beherzten Fußball, hat seine Stammspieler behalten und sich mit erfahrenen Spielern verstärkt. Aber der Verein ist längst nicht mehr arm wie zu Zeiten, als Howe als Trainer anheuerte. Es hat wie fast alle Clubs einen reichen Gönner - und der ist im Fall der Südengländer russisch, heißt Maxim Demin und konnte das nötige Kleingeld für die Verstärkungen geben. Aber Howe hat jetzt nicht den Van Gaal gemacht und wie wild eingekauft. Das passt auch nicht zu dem Trainer, den einige schon als kommenden Verantwortlichen für die englische Nationalmannschaft halten. Er hält den Ball flach und hofft, dass seine Schützlinge mit ihrem Angriffsfußball auch gegen größere Vereine überzeugen können. Im Freundschaftsspiel gegen Hoffenheim gab es nur ein mageres 0:0, aber zumindest keine Niederlage, da kann man darauf aufbauen.

Mal sehen, ob Schweinsteiger gegen Howes Jungs spielen wird. Momentan darf er feststellen, dass die englischen Medien nicht sehr zimperlich sind. Das sind sie in München wohl auch nie gewesen, aber wenn die ehrwürdige BBC die ersten Spiele des Nationalspielers bei der USA-Reise von Manchester United als "enttäuschend" wertet, dürfte dies einige Schluckbeschwerden hervorrufen. Der Wind bläst jetzt schon von vorn - und dabei hat die Saison noch gar nicht angefangen.

Quelle: ntv.de

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