WM-Ticket gebuchtGlühend heißes DFB-Team überrollt Slowakei im "Endspiel"
Von wegen Nervenschlacht: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trotzt dem gigantischen Druck im Gruppen-"Endspiel" und bucht das WM-Ticket mit einem torreichen Fußballfest gegen die Slowakei (6:0). Das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann beendet die Qualifikation als Gruppenerster.
Der amerikanische Traum lebt! Mit der besten Leistung einer holprigen Qualifikation ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum direkten WM-Ticket gestürmt - und hat bei ihren Fans plötzlich wieder Hoffnung auf einen begeisternden Turniersommer geweckt. Die wie ausgewechselte Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann fertigte die Slowakei im "Endspiel" um den Gruppensieg in Leipzig 6:0 (4:0) ab.
Nick Woltemade (18.), Serge Gnabry (29.) und Leroy Sané (36./41.) schossen der Auswahl des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) in einer furiosen ersten Halbzeit den Frust von der Seele. Schon vor dem Pausenpfiff hallte "Oh, wie ist das schööön" durch das ausverkaufte RB-Stadion. Nach dem Seitenwechsel beseitigen die eingewechselten Leipziger Ridle Baku (67.) und Debütant Assan Ouédraogo (79.) die allerletzten Zweifel an der 21. Endrundenteilnahme beim XXL-Turnier 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.
"Heute gibt es wenig zu meckern", sagte Nagelsmann im ZDF: "Ich bin schon stolz auf die Mannschaft. Wir hatten einen holprigen Start in die Quali, heute war Druck auf dem Kessel. Es war ein sehr gutes Spiel." Torjäger Woltemade sah "ein richtig gutes Spiel, von der ersten bis zur letzten Sekunde haben wir nichts anbrennen lassen. Ich glaube, es hat Spaß gemacht, zuzuschauen. Es ist sehr, sehr erleichternd". Kapitän Joshua Kimmich lobte: "Das war ein sehr, sehr starkes Spiel." Jeder Spieler habe "heute ein Zeichen setzen" wollen.
Höchstwahrscheinlich doch noch in Topf 1
Dank des fünften Sieges im sechsten Qualispiel rückt der viermalige Weltmeister bei der Auslosung am 5. Dezember in Washington D.C. höchstwahrscheinlich noch in Topf 1. Den Favoriten um Titelverteidiger Argentinien, Frankreich oder England sowie den Gastgebern würde Deutschland damit aus dem Weg gehen.
Nach der abgewendeten Blamage am Freitag in Luxemburg (2:0) veränderte Nagelsmann seine erste Elf auf zwei Positionen: Kapitän Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck kehrten nach ihren Blessuren in die Startformation zurück, konnten von Nagelsmann aber nach einer guten Stunde zur Schonung wieder ausgewechselt werden.
Das Hinspiel, als das DFB-Team in Bratislava (0:2) nach einem desaströsen Auftritt die erste Auswärtspleite in der WM-Qualifikation überhaupt kassiert hatte, "sollte bei allen dazu führen, dass wir gewarnt sind", hatte Nagelsmann gesagt. Um das Horrorszenario Playoffs zu vermeiden, müsse "die Herangehensweise ganz anders sein". Seine Mannschaft nahm der 38-Jährige als "entschlossen und konzentriert" wahr.
Nur eine kleine Schrecksekunde
Die Bedeutung der Partie unterstrich auch Rückkehrer Schlotterbeck. "Es ist seit Spanien (bei der Heim-EM 2024, Anm. d. Red.) das wichtigste Spiel", sagte der Innenverteidiger im ZDF: "Es ist unglaublich wichtig, wir wollen zur WM." Mit dieser Einstellung begann die DFB-Elf. Nachdem Kimmich vor dem Anpfiff noch eine emotionale Ansprache im Spielerkreis gehalten hatte, ließ Deutschland seinem Gegner vor 40.120 Zuschauern kaum Luft zum Atmen. Griffig, konzentriert und laufstark schnürte das DFB-Team seinen Gegner ein, für den erlösenden Führungstreffer sorgte ein Standard.
Im Anschluss an eine Ecke flankte Kimmich in den Fünfmeterraum, dort nickte Woltemade unbedrängt ein - sein viertes Tor in den letzten drei Länderspielen. Fast im Gegenzug aber beinahe der Ausgleich: Davis Duris tauchte plötzlich vor dem deutschen Tor auf, Oliver Baumann lenkte den Ball stark um den Pfosten (21.). Mehr ließ die Nagelsmann-Elf in Halbzeit eins nicht zu, vielmehr präsentierte sie sich spielfreudig und eiskalt. Gnabry vollendete eine schöne Kombination der Bayern-Achse um Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka zum 2:0. Der Bundestrainer brüllte seine Erleichterung heraus, auf der Tribüne klatschte Ehrengast Jürgen Klopp Beifall. Am Ende der ersten Hälfte sorgte Sané jeweils auf Vorlage von Florian Wirtz für die frühe Vorentscheidung.
Nagelsmann applaudierte, und auch im zweiten Durchgang hielt seine Mannschaft das Tempo auf dem Weg zum fünften Sieg nacheinander hoch. Dies war einer deutschen Auswahl zuletzt 2021 unter Hansi Flick gelungen. Der Leipziger Baku traf drei Minuten nach seiner Einwechslung nach Gnabrys Zuspiel. Auch danach machte Deutschland weiter. Von der Slowakei, die ihre höchste Pflichtspielniederlage überhaupt kassierte und ihrerseits in die Play-offs muss, kam kaum noch Gegenwehr. In der Schlussphase ermöglichte Nagelsmann dem nachnominierten RB-Talent Assan Ouédraogo dessen Nationalmannschaftsdebüt (77.), der 19-Jährige dankte es ihm prompt mit seinem ersten Treffer, nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung.
