Fußball

Luis Enriques merkwürdiger Auftritt Gnadenloses Barça triumphiert

Barcelonas gefürchtetes Offensivtrio aus Südamerika: Luis Suarez (Uruguay), Lionel Messi (Argentinien) und Neymar (Brasilien).

Barcelonas gefürchtetes Offensivtrio aus Südamerika: Luis Suarez (Uruguay), Lionel Messi (Argentinien) und Neymar (Brasilien).

(Foto: AP)

Im Grunde ist es ein harmonisches Finale: Der FC Barcelona gewinnt die Champions League. Juventus verliert, ist aber auch zufrieden. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Zumal Barças Trainer Luis Enrique seltsam nüchtern wirkt.

Sehen so Sieger aus? Luis Enrique trug einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Aber das war es nicht. Der Trainer des FC Barcelona wirkte an diesem sehr späten Abend nach dem Triumph erschöpft, beinahe gehetzt. Und er sprach bisweilen wie einer, der glaubt, sich rechtfertigen zu müssen. "Das war eine historische Saison. Besser geht es doch gar nicht." Nein, besser geht es nicht. Auf die Idee würde nun wirklich niemand kommen.

Mit 3:1 (1:0) haben Barças Fußballer im Finale der Champions League Juventus Turin besiegt. Damit hat der FC Barcelona sein viertes Endspiel in Folge gewonnen, Juve hingegen sein viertes in Folge verloren. Es war ein packendes, ein rasantes und durchaus spannendes Endspiel vor 70.500 Zuschauern im natürlich ausverkauften Berliner Olympiastadion. Und es war ein verdienter Sieg der besseren gegen eine gute Mannschaft. Beide Teams hatten zuvor in Italien und Spanien die Meisterschaft und den Pokal gewonnen, Barcelona reüssierte nun auch in der europäischen Königsklasse und krönte damit eine überragende Saison.

Luis Enrique ließ sich feiern, gab sich aber defensiv.

Luis Enrique ließ sich feiern, gab sich aber defensiv.

(Foto: dpa)

Es ist das zweite Triple in der Geschichte des Vereins, zum ersten Mal war das 2009 mit Trainer Josep Guardiola gelungen. Und Luis Enrique? Wurde tatsächlich gefragt, ob er Barça auch in der nächsten Spielzeit noch trainiert. Seine Antwort war fast so merkwürdig wie die Frage: "Ich möchte diesen Abend genießen, ich möchte diese Feier genießen." Später werde man sich dann zusammensetzten "und Entscheidungen fällen".

Da war sein Turiner Kollege Massimiliano Allegri schon besser gelaunt. Klar, er hätte gerne "dieses großartige Endspiel" gewonnen. "Natürlich bedauern wir, dass es nicht geklappt hat." Wichtiger aber sei, "dass die Mannschaft eine große Persönlichkeit gezeigt" und damit auch die Fans überzeugt habe. "Der Enthusiasmus, den die Menschen in Turin und hier in Berlin gezeigt haben, das ist es, was positiv für die gesamte Fußballwelt in Italien ist." In der Tat waren die Tifosi im Olympiastadion nicht nur zahlenmäßig im Vorteil, sie feierten auch nach dem Abpfiff ihr Team, das alles gegeben, allerdings auch verdient verloren hatte. Allegri formulierte das so: "Wir konnten sie letztlich nicht aufhalten. Wir konnten ihnen nicht genug entgegensetzen."

Verlierer eindeutig besser gelaunt

Das dürfte ein Problem sein, das nicht neu ist und vor dem die Gegner des FC Barcelona auch in der kommenden Saison stehen dürften. Der FC Bayern zum Beispiel, chancenlos im Halbfinale dieser Champions League, weiß das nur zu genau. Wer einen Fehler macht, den bestrafen die Katalanen gnadenlos. Wie in der vierten Minute des Finales, als die Turiner zu viel zuließen: Jordi Alba und Neymar durften munter kombinieren, Andrés Iniesta, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde, spielte einen Zuckerpass und dann schoss der ehemalige Schalker völlig freistehend das erste Tor. Aber kann man hier von Fehlern sprechen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass dieser FC Barcelona nicht zu stoppen ist? Vieles spricht für die zweite Lesart.

Immerhin: Juve steckte nicht auf, Barcelona vergaß, das zweite Tor zu erzielen, und Álvaro Morata traf nach 55 Minuten zum Ausgleich, der die Kurve mit den Turiner Fans in Ekstase versetzte. Die 13 Minuten danach war Juventus überlegen, machte Druck, wollte das Führungstor. In diesen 13 Minuten schien es so, als sei doch etwas möglich für die Italiener. Doch dann schnappte sich Lionel Messi im Mittelfeld den Ball, zog gen gegnerisches Tor, schoss, Gianluigi Buffon wehrte ab - und Luis Suarez schob zum 2:1 für den FC Barcelona ein. Und das war’s dann. Der dritte Treffer von Neymar in der siebten Minute der Nachspielzeit war allein dem Umstand geschuldet, dass Juve in diesem Moment keine Abwehr mehr auf dem Rasen hatte.

Luis Enrique nahm es zur Kenntnis. "Wir haben ein spektakuläres Endspiel gespielt mit einem Gegner auf höchstem Niveau." Aber am Ende gewinnt halt der FC Barcelona. "Wir haben auf dem üblichen Niveau gespielt. Also sehr gut." Zwei starke Sätze, perfekt wäre es gewesen, hätte er sie einfach wirken lassen. Aber dann sagte er noch: "Ich habe nie Zweifel an meiner Arbeit gehabt." Und als ob es nicht alle wüssten, wiederholte er: "Wir haben mit Barça Geschichte geschrieben." Glücklich wirkte er nicht.

Quelle: ntv.de

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