Fußball

Liverpool im CL-Halbfinale Guardiola meckert, Klopp staunt

Guardiola hadert nicht nur mit der Entscheidung des Schiedsrichters.

Guardiola hadert nicht nur mit der Entscheidung des Schiedsrichters.

(Foto: imago/Focus Images)

Manchester City muss nach dem Champions-League-Aus gegen den FC Liverpool weiter auf den Aufstieg in Europas Fußball-Elite warten. Jürgen Klopp freut sich derweil über die Entwicklung seiner Mannschaft.

Das Schlimmste für ihn war vermutlich, dass er nichts machen konnte. Dass er das Scheitern seiner Mannschaft aus ungewohnter Distanz erleben musste. Nach einem Streit mit Schiedsrichter Antonio Matéu Lahoz auf dem Weg in die Halbzeitpause wurde Manchester Citys Trainer Josep Guardiola auf die Tribüne geschickt, seine Coaching-Zone blieb leer in der zweiten Hälfte des Viertelfinal-Rückspiels der Champions League gegen den FC Liverpool. Hin und wieder schwenkte die Fernsehkamera hoch zu Guardiola und dokumentierte, wie er leiden musste. In der 77. Minute zum Beispiel schlug er sich die Hände vors Gesicht. Roberto Firmino hatte gerade zum 2:1 für Liverpool getroffen.

Klopp kann nur staunen über das, was seine Mannschaft in den letzten beiden Spielen gegen Manchester City vollbracht hat.

Klopp kann nur staunen über das, was seine Mannschaft in den letzten beiden Spielen gegen Manchester City vollbracht hat.

(Foto: imago/Xinhua)

Das war der Moment, in dem Guardiola wusste, dass es in dieser Saison wieder nichts wird mit dem Titel in der Fußball-Königsklasse. Zweimal hatte er den FC Barcelona zum Gewinn des kontinentalen Besten-Wettbewerbs geführt, doch das ist schon eine Weile her, 2009 und 2011. Mittlerweile ist sein Ruhm im Europapokal ziemlich ausgeblichen. Mit dem FC Bayern scheiterte er dreimal nacheinander im Halbfinale, unter anderem nach krachenden Pleiten gegen Real Madrid und Barcelona. In der vergangenen Saison, seiner ersten Spielzeit bei Manchester City, schied das Team im Achtelfinale gegen den AS Monaco aus. Diesmal war also im Viertelfinale Schluss. Einem 0:3 im Hinspiel an der Anfield Road folgte das 1:2 vor eigenem Publikum. Der Verein von Scheich Mansour aus Abu Dhabi muss weiter auf den Aufstieg in Europas Elite warten.

City verpasst den ganz großen Auftritt

Nach dem Aus gegen Liverpool versuchte Guardiola, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. "Hoffentlich kommen wir in der nächsten Saison stärker zurück. Jetzt haben wir noch eine Mini-Liga mit sechs Spielen", sagte er, und meinte damit die verbleibenden Aufgaben in der Premier League. Dabei handelt es sich allerdings eher um einen Pflichtakt. Die Mannschaft dominiert die Liga in dieser Saison nach Belieben und steht längst als Meister fest, zumindest in der Theorie. In Kürze dürfte ihr der Titel auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen sein. Dann ist Citys Saison vorbei, schon vor den wirklich großen Abenden in der Champions League.

Gegen Liverpool gelang es Guardiolas Mannschaft über Hin- und Rückspiel nicht, ihre Überlegenheit beim Ballbesitz in Tore umzuwandeln. Vor allem in der ersten Halbzeit des zweiten Treffens ging sie zu sorglos mit ihren Chancen um. Liverpool dagegen spielte mit kühler Effizienz. Im Hinspiel war der 3:0-Endstand schon nach einer halben Stunde hergestellt, im Rückspiel reichten zwei Chancen in der zweiten Hälfte für die entscheidenden zwei Tore.

City hatte auch Pech. Kurz vor der Pause wurde Leroy Sané ein Treffer wegen Abseits verweigert. Zu Unrecht, das Tor hätte zählen müssen. Es wäre nach der Führung durch Gabriel Jesus schon in der zweiten Minute das 2:0 gewesen. Der Disput mit Schiedsrichter Matéu Lahoz über den Zwischenfall führte zu Guardiolas Hinausstellung. "Ich habe einfach nur gesagt, dass es ein Tor war. Ich habe ihn nicht beleidigt", beteuerte der Trainer. Und weiter: "Ich war höflich, ich hatte Recht, aber Mateu Lahoz ist ein besonderer Typ, er mag es, anders zu sein, er mag es, etwas Besonderes zu sein." Sein Landsmann Lahoz sei ein Schiedsrichter, der stets das "Gegenteil sieht von dem, was die Leute sehen", sagte Guardiola. Ob das stimmt oder nicht, wird sich nur schwer klären lassen. Doch sein Verweis passte zum Aus seines Teams. Er rundete den unglücklichen Eindruck ab, den Manchester City machte. Liverpool war, über zwei Spiele gesehen, die souveränere Mannschaft.

Für Trainer Jürgen Klopp ist das Vorrücken ins Halbfinale der größte Erfolg in seiner seit Oktober 2015 dauernden Amtszeit. "Wir haben über zwei Spiele fünf Tore gegen City geschossen und nur eines kassiert. Das ist eigentlich gar nicht möglich", staunte er. Tatsächlich ist diese Bilanz gegen die überragende Mannschaft der Premier League erstaunlich.

Klopp sieht souveräne Entwicklung

Im Rückspiel bestand Klopps Elf eine anspruchsvolle Belastungsprobe. Sie brach nach dem frühen Gegentor nicht ein und schlug zu, als sich die Gelegenheit dazu bot. Torjäger Mohamed Salah, rechtzeitig von seiner Verletzung aus dem Hinspiel genesen, traf nach einer knappen Stunde mit der ersten echten Chance zum Ausgleich. Danach hätte City noch vier Tore gebraucht wegen des klaren Rückstands aus dem Hinspiel, ein aussichtsloses Unterfangen. Firminos Treffer zerstreute die letzten Zweifel an Liverpools Weiterkommen.

Der Einzug ins Halbfinale ist ein Zeichen dafür, dass sich die Mannschaft entwickelt hat im Laufe dieser Spielzeit. Klopp erinnerte in der Stunde des Sieges noch einmal daran, dass sein Team noch vor nicht allzu langer Zeit wechselhaft und unzuverlässig operierte. "Wenn man in den vergangenen Monaten etwas Schlechtes über uns sagen konnte, dann, dass wir an guten Tagen zwar jeden Gegner schlagen können – aber an durchschnittlichen Tagen wegen unnötiger Gegentore verlieren", sagte er. Der Triumph über City belegt seiner Meinung nach, dass so langsam alles zusammenfindet bei Liverpool: "Wir reifen beständig. Niemand wird über Nacht zum Sieger."

Das stimmt natürlich. Und so steuert der Klub dank des Verbleibs in der Champions League auf einen späten Saison-Höhepunkt zu, während die Spielzeit für Guardiolas Mannschaft fast schon vorbei ist.

Quelle: ntv.de

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen