Bundesliga-Check: Bayern München "Guardiola muss konsequent bleiben"
21.08.2014, 13:40 Uhr
Josep Guardiola und sein Starensemble sind auf Titel programmiert.
(Foto: imago/MIS)
Die Fußball-Bundesliga geht in ihre 52. Saison. Vorher lassen wir die Experten zu Wort kommen - wie sehen Blogger die Chancen ihrer Klubs? Jan Placht schreibt für "Miasanrot" über den FC Bayern München. Er erwartet eine "komplexe" Saison nach dem WM-Triumph der deutschen Mannschaft. Das Triple könne nicht das Saisonziel sein, erklärt er - obwohl die Mannschaft noch variabler spielen werde als ohnehin schon, und noch besser besetzt sei. Nicht zuletzt wegen eines Mannes: Robert Lewandowski.
Die vergangene Saison endete trotz des Tiefschlags in der Champions League dann doch versöhnlich mit dem Double. Heißt es nun für Josep Guardiola: Triple oder nix?
Die letzte Saison war mit dem Double nicht nur versöhnlich, sondern richtig gut. Nach einer Spielzeit mit dem größtmöglichen Vereinstriumph in der Champions League die früheste Meisterschaft aller Zeiten holen und sich erneut den DFB-Pokal nach München mitnehmen, ist eine großartige Leistung der Mannschaft und des Trainerteams. Das Triple war außergewöhnlich und wird niemals der Normalfall sein. Ohnehin sind die Saisons nach einer kräftezehrenden WM für den FC Bayern immer komplex.
Joachim Löw hat es bei der WM geschafft, seine
Spielphilosophie für den Erfolg anzupassen. Wie wird Guardiola auf die herbe Schlappe in der Champions League reagieren?
Pep Guardiola hat in seiner ersten Trainersaison beim FC Bayern bewiesen, dass er sich auf die Bundesliga und Gegner in diesem oder anderen (internationalen) Wettbewerben anpassen kann. Leider trübt der Leistungseinbruch nach der frühen Meisterschaft das Bild und eine mitunter falsch bzw. zu kurz geführte Debatte um den Ballbesitzfußball tat ihr Übriges. Fakt ist aber: Der FC Bayern ist unter Guardiola noch flexibler geworden, zeigt auf Gegner angepasste taktische Änderungen und kann sein Spiel auch während einer Partie verändern. Hierfür soll das Pokalfinale als Beispiel dienen, dessen Taktik nun vermutlich eine Weiterentwicklung erleben wird. Die oft erwähnte Dreierkette, die sich oft als Fünferkette darstellt, wurde in den ersten Testspielen häufig gespielt und verfeinert. Mit ihr kann eine höhere Stabilität bei gegnerischen Kontern erreicht oder je nach Gegner gut mit Breite gegen Pressing oder das Vorstoßen in Halbräume agiert werden. Pep Guardiola muss (und sollte) nicht, wie einige Personen vehement gefordert haben, von seiner Philosophie des Ballbesitzfußballs abweichen, aber mit der Mannschaft weiterhin an der konsequenten Umsetzung arbeiten.
Welcher Spieler kann die Bayern auf ein noch höheres Level heben?
Das Blog Miasanrot.de "eint die Leidenschaft für den FC Bayern und der Wunsch nach unaufgeregten, fundierten Analysen jenseits von reißerischen Schlagzeilen und Schwarz-Weiß-Denken. Die Macher versuchen den Lesern durch Spielberichte, Gegnerportraits, Taktikanalysen, Podcasts und regelmäßige Round-ups zu Profis und Amateuren ein komplettes Bild der aktuellen Diskussionen um den FC Bayern zu zeichnen".
In den ersten Testspielen wurde klar, dass sich der FC Bayern mit seinen Neuzugängen gut und punktuell richtig verstärkt hat. Pepe Reina kommt als dritter Torhüter, da der Verein in der Vergangenheit mit einem Jugendspieler nicht optimal gefahren ist. Nach der Verletzung von Manuel Neuer und Tom Starke wurden die Knie etwas weich, als Raeder - bis dahin nur Regionalligaerfahrung - eingewechselt wurde. Juan Bernat verstärkt die linke Seite und Sebastian Rode hat in der Vorbereitung gezeigt, was er kann und welche Alternative er ist. Er kann im zentralen Mittelfeld oder sogar als Rechtsverteidiger auflaufen. Auf ein höheres Level wird den FC Bayern aber vermutlich Robert Lewandowski bringen. Er ist nicht nur der populärste Neuzugang, sondern auch technisch hochbegabt und eiskalt beim Abschluss. Das wurde bereits in den Testspielen deutlich. Er ist ein "kompletter Stürmer", der offensiv zentral, links oder rechts für Gefahr sorgen kann und dabei mehr "mitspielen" kann als sein Vorgänger Mario Mandzukic.
Wie wird die erste Elf vermutlich aussehen?
Es ist immer schwer, eine "erste Elf" beim FC Bayern zu bestimmen. Viele "englische Wochen" mit Partien unter der Woche und am Wochenende fordern die gesamte Mannschaft, sodass nicht nur 11 Stammspieler, sondern 15 bis 17 Spieler topfit und jederzeit einsatzbereit sein müssen. Manuel Neuer im Tor ist dabei gesetzt. Auch Robert Lewandowski wird in den meisten Partien die Stürmerrolle einnehmen, während Philipp Lahm im zentralen Mittelfeld spielt. Alaba und Boateng werden flankiert von Dante, wobei auch Badstuber exzellente Leistungen gezeigt hat und in einer Dreierkette bzw. Fünferformation seinen Part einnehmen kann. Für das offensive Mittelfeld und die Rolle des "Lenkers", die Bastian Schweinsteiger beherrscht, besteht eine Vielzahl an Alternativen. Man wartet auf die Rückkehr von Thiago Alcantara und Mario Götze, der stets den Unterschied ausmachen kann. Unsere Flügelzange Ribéry und Robben mit Unterstützung von Müller und Shaqiri sorgen für weitere Torgefahr. Man wird viele unterschiedliche Startformationen sehen, denn Pep Guardiola wird die Arbeitslast über alle Spieler verteilen und situativ auf Gegner reagieren.
Wo liegt die größte Baustelle im Verein?
Mit den durchgeführten Transfers ist der Kader des FC Bayern für die kommende Spielzeit gut aufgestellt. Fast alle Spieler können mehrere Positionen begleiten - eine Eigenschaft, die sich Pep Guardiola von seinen Jungs wünscht. Erst in der darauffolgenden Saison (oder noch später) wird man sich den größeren Kaderbaustellen annehmen müssen. Franck Ribery, Arjen Robben, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger haben nun alle ein reiferes Fußballeralter erreicht. Natürlich können sie in naher Zukunft weiterhin auf höchstem Niveau spielen, aber für den FC Bayern wird es wichtig sein, dass der Nachwuchs auf diesen Positionen vollständig übernimmt. Mit Götze, Thiago, Alaba, Bernat, Müller und Shaqiri hat man viele junge Offensivspieler bereits im Kader und durch viel Rotation scheint diese "Baustelle" nicht sehr groß zu sein. Hier muss der FC Bayern seinen Weg weitergehen und auch künftig einen guten Kadermix aus Erfahrung und jungem Talent behalten. Mit Matthias Sammer und nun auch Michael Reschke hat man dafür zwei Personen im Verein, die sich dieser Aufgabe bereits annehmen.
Was werden die heißesten Spiele der Saison?
Vermutlich in der Liga die Duelle mit Leverkusen und Dortmund. Am meisten freut man sich als Bayern-Fan auch auf die Partien in der Champions League. Der FC Bayern möchte wieder nach dem Titel greifen - und der Weg dahin ist lang.
Auf welche Auswärtsfahrt freuen sich die Bayern-Fans am meisten?
Eine Reise nach Berlin war zuletzt für Bayern-Fans immer gut. Im Frühjahr machte man die früheste Meisterschaft aller Zeiten fest und das DFB-Pokalfinale ist in guter Erinnerung. Spannende Reiseziele sind, wie schon erwähnt, auch die Spiele in der Königsklasse. Es wird schon zur Gruppenphase wieder interessante Ziele geben und man hofft natürlich immer auf einen Gegner, gegen den man in den vergangenen Jahren nicht zu oft spielte.
Und, wie finden wir das Trikot?
Die Farbe des FC Bayern ist rot - und mit etwas weiß dazu gab es in der Vergangenheit sehr schöne Trikots. Jetzt haben wir leider ein Heimtrikot mit viel blau, was nicht unsere Farbe ist und vom Stadtrivalen getragen wird. Der weiße Auswärtsdress mit weinroten und hellblauen Streifen ist etwas besser, aber nicht perfekt. Das schwarze Champions-League-Trikot mit einem dezenten roten Streifen ist aber ein echter Hingucker. Naja, Marketingaktivitäten kann man ebenso wenig ändern, wie die Trikotauswahl für die nächste Saison. Ein Trost bleibt dabei immer: Nächstes Jahr könnte es wieder besser werden.
Quelle: ntv.de