So läuft der vierte Spieltag Guardiola würgt, der Effzeh bangt um Hennes
19.09.2014, 11:40 Uhr
n-tv.de fragt: Warum stoppt niemand den irren Würger aus Spanien?
(Foto: imago/Jan Huebner)
Beim FC Bayern entpuppt sich der feine Herr Guardiola als fiese Schlägertype. Nun muss seine verängstigte Truppe beim HSV ran - dessen Neuer auch "kein Pardon" kennt. Beim FC geht die Angst um den Geißbock um.
Wie hoch gewinnt der FC Bayern?
Nicht besonders hoch. Welcher Bayern-Spieler hat schon Lust, sich von diesem Irren an der Seitenlinie würgen zu lassen, nur weil er ein Tor geschossen hat? Der arme Jerome Boateng musste nach seinem Last-Minute-Siegtreffer am Mittwoch in der Champions League eine wahre Gewaltorgie Josep Guardiolas über sich ergehen lassen - schockierende Bilder, die wir auf einem Fußballplatz nicht mehr sehen wollen. Wer den Spanier so an der Seitenlinie wirbeln sah, konnte meinen, er habe sich bei Matthias Sammer angesteckt. Akute Rumpelstilzeritis. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erklärte Guardiolas Eifer so: "Champions League, das sind Ballnächte für ihn." Am Samstag ist wieder Tanztee - ausgerechnet in Hamburg. Der dortige SV sorgt derzeit in dieser Redaktion für so viel Kopfschütteln, dass wir über eine Schmerzensgeldklage wegen Nackenstarre nachdenken. Aber zum HSV später mehr. In der Form des Spiels gegen City dürften die Bayern an diesem vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga an ihre jüngsten Auftritte in der Hansestadt anknüpfen: 4:1 im Mai in der Liga, 5:0 im Februar im Pokal. Also wenn wir noch einmal angestrengt nachdenken: Der FC Bayern wird doch hoch gewinnen. Nur sollten sich Thomas Müller und Co. lieber von Guardiola fernhalten. Nicht, dass sich noch einer verletzt.
Wie weltmeisterlich sind die Verhältnisse?
Nach langer Recherche haben wir herausgefunden, dass es in der Bundesliga ja nur fünf Vereine gibt, die einen echten deutschen Weltmeister in ihren Reihen haben. Und unechte gibt es nicht. Also muss man sich schon den FC Bayern, klar, Borussia Dortmund, den FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach oder Hannover 96 anschauen, um einen zu sehen. In Ostwestfalen steht nun Großes bevor. Erstmals in der Vereinsgeschichte des SC Paderborn 07 kommt an diesem Samstag ein Fußball-Weltmeister zu einem Pflichtspiel in die Stadt des Whiskey-Abfüll-Weltmeisters. Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler hat zwar in Brasilien keine Sekunde gespielt - aber Weltmeister ist Weltmeister. "Herman Löns, die Heide brennt!"
Was passiert sonst noch?
Hatten wir erwähnt, dass Jürgen Klopp 18 lange Jahre beim FSV Mainz gewirkt hat? Erst als Spieler, dann als Trainer. Apropos, kleiner Exkurs: Josef, genannt Joe, Zinnbauer trainiert ja nun den Hamburger SV. Auch er hat einst in Mainz gespielt - zusammen mit Klopp. Zum Einstand beim HSV erzählte Zinnbauer gleich eine schöne Anekdote: "Kloppo hat damals gesagt: Wir zwei Blinden können nicht Fußball spielen, aber vielleicht packen wir es ja als Trainer." Aber wir schweifen ab. Klopp kehrt nun am frühen Samstagabend mit der Dortmunder Borussia nach Mainz zurück. Ist aber irgendwie auch jedes Jahr die gleiche Geschichte. Deshalb brechen wir das an dieser Stelle ab. Die Dortmunder sind eh noch ganz berauscht von ihrem Sieg gegen den FC Arsenal in der Champions League. Nun droht zwar auch noch Sebastian Kehl noch ein Spieler auszufallen, aber Klopp gibt sich gewohnt optimistisch: Ich bin guter Dinge, dass wir elf Mann zusammenkriegen."
Weniger gut ist die Stimmung in Stuttgart. Dort kam übrigens Jürgen Klopp vor 47 Jahren zur Welt, was aber in keinerlei Zusammenhang mit den Problemen des VfB steht. Die Ultras vom "Commando Cannstatt" haben einfach die Schnauze voll. Im Kern geht es darum, dass ihnen das Wir-Gefühl in und um den Verein herum fehlt. Vor der Partie des Tabellenvorletzten gegen die TSG Hoffenheim kündigten die 1100 organisierten Fans an: "Unser Geduldsfaden ist kaum noch existent! Eine weitere Zusammenhalten-Saison wird es mit uns nicht geben!" In der Mannschaft gebe es keine Führungsspieler, kein Verantwortungsbewusstsein, keine Hierarchie, es mangele ihr an spielerischen Fähigkeiten und an Identifikation mit dem Klub. Schuld daran sei vor allem Manager Fredi Bobic, dem sie "ein miserables Arbeitszeugnis" ausstellen. "Das Resultat ist ein völlig aufgeblähter Kader, gespickt mit Mittelmaß." Einzig Trainer Armin Veh sei ganz okay. Und sonst? Spielt noch der FC Augsburg gegen den SV Werder Bremen.
Welche Mannschaft überrascht?
Der HSV. Wenn es nach dem Kaiser geht. "Die Hamburger haben nichts zu verlieren, sie können nur überraschen", salbaderte, pardon, lichtgestaltete Franz Beckenbauer ins erstbeste Mikro, das sich in seine Richtung neigte. Natürlich hat er recht, wie immer - so wie ein Horoskop immer recht hat, weil es eben nichts aussagt. Jedenfalls würde es ja schon überraschen, wenn der Tabellenletzte auch nur ein Tor schießt. Oder die erste Halbzeit ohne Gegentreffer übersteht. Der neue Coch Joe Zinnbauer will zwar frischen Wind reinbringen, hat "richtig Bock" auf die Bundesliga und kennt "kein Pardon" - sein System muss er aber erst einmal seinem Team anpassen, wie er unumwunden einräumte: "Normalerweise stehen meine Mannschaften für Dominanz auf dem Platz. Gegen die Bayern muss ich mir da schon ein anderes Konzept überlegen." Wenn es dann doch mit einem Punkt oder gar dreien klappt, akzeptiert der "Kicker" den HSV vielleicht auch wieder als vollwertiges Mitglied der Bundesliga. In der aktuellen Ausgabe endet die Tabelle mit Stuttgart auf Rang 17. Immerhin reagierte der Dino mit Humor. "Lieber Kicker, zugegeben, unser Saisonstart war mies, aber ist das mit der DFL abgesprochen?", twitterte der HSV unter dem Hashtag #sindwirnochdrin?.
Für welchen Trainer wird es eng?
Selbstverständlich würden wir gerne berichten, dass sich kein Trainer der Welt Sorgen um seinen Job machen muss. Auch Jens Keller nicht. Der hat ja gerade mit dem FC Schalke 04 die Champions League gewonnen. Zumindest erweckten die Gelsenkirchener am Dienstag nach dem 1:1 diesen Eindruck. In Wirklichkeit war es nur das erste Gruppenspiel. Und es bleibt dabei: In dieser Saison haben sie noch nicht gewonnen. In der ersten Runde des DFB-Pokals haben sie beim Drittligisten Dynamo Dresden verloren, in der Liga bei Hannover 96 und bei Borussia Mönchengladbach. Der einzige Punkt resultiert aus dem 1:1 gegen den FC Bayern am zweiten Spieltag, das sie auch wie eine Meisterschaft gefeiert haben. Nun geht es am Samstagnachmittag gegen die Frankfurter Eintracht. Und raten sie mal, was mit Jens Keller geschieht, wenn die Schalker diese Partie verlieren. Eben.
Wo wird es brisant?
Wolfsburg gegen Leverkusen. Das Werksklub-Derby elektrisiert die Massen. Über Wochen fiebern die Fans in den Städten auf das Duell hin, über die Zeitungen machen Klublegenden Stimmung gegen den verhassten Konkurrenten. Und wenn der Anpfiff gekommen ist, sitzen Millionen vor der Einzelschalte bei "Sky", um das Spiel zu verfolgen ... Ach nee. Mist, da sind wir im Spielplan verrutscht. Wir meinten natürlich das Rheinische Derby. Köln gegen Gladbach. Verzeihung. Beide Vereine sind mit einem Sieg und zwei Unentschieden in die Saison gegangen, ein Sieg gegen den Erzrivalen, und schon verdiente der Saisonstart das Prädikat "gelungen".
Traditionell konzentriert sich die Vorfreude eher im Lager der Gladbacher Fans: Gegen keinen anderen Verein haben die Rübenbauern aus Ostholland so oft gewonnen wie gegen den FC (44 Mal), der wiederum von keinem anderen Verein so oft geschlagen wurde wie von Gladbach (Sie haben bestimmt aufgepasst, aber zur Sicherheit: 44 Niederlagen). Die letzten vier Duelle entschied die Borussia mit 15:1 Toren für sich. Das Derby am Sonntagabend bedeutet nicht nur für den FC, sondern auch für die Polizei Alarmstufe Rot - sogar im Kölner Zoo gelten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Wie der "Kölner Stadtanzeiger" erfuhr, schützen die Beamten FC-Maskottchen Hennes VIII. vor Übergriffen Gladbacher Anhänger. "Wir sind angewiesen worden, nachts regelmäßig nach dem Rechten zu sehen", wurde ein Polizist zitiert. Ach so, Wolfsburg gegen Leverkusen läuft übrigens im Vorprogramm. Könnte spielerisch ganz interessant werden.
Wer spielt das schönste Phrasenschach?
"Ich bin sicher, den Niedergang des Vereins gestoppt zu haben." Sagt Felix Magath nach dem Ende seiner beispiellos erfolgreichen Ära in Fulham, und die Chefetagen der Bundesliga atmen auf. Sie wissen: Geht es mit unserem Verein bergab, können wir immer noch den Heiland verpflichten.
Quelle: ntv.de