Fußball

So läuft der Bundesligastart Guardiola zaudert, Werder wütet, H96 chillt

Zauberer oder Zauderer? Josep Guardiola und der FC Bayern gehen mit Fragezeichen in eine Saison, in der die Meisterschaft nicht genug sein wird.

Zauberer oder Zauderer? Josep Guardiola und der FC Bayern gehen mit Fragezeichen in eine Saison, in der die Meisterschaft nicht genug sein wird.

(Foto: dpa)

Am Münchner Meister-Quadruple zweifelt vor dem Ligastart niemand, trotzdem ist der FC Guardiola ein Pulverfass. Der HSV will den Slapstick-Titel, der BVB wieder nach oben - und Ingolstadt setzt schon Maßstäbe.

Was macht Guardiolas FC Bayern?

Sie wollen für Glanz in der Hütte sorgen, das haben sie beim FC Bayern versprochen. Dafür sollen die neu installierten 300.000 LED-Leuchten unterhalb des Stadiondachs sorgen. Die Rede ist von La-Ola-Wellen oder Torjubel-Effekten in den Vereinsfarben Rot und Weiß. Abgesehen davon gilt es als gesichert, dass die Bayern auch die 53. Saison der Fußball-Bundesliga auf Platz eins abschließen werden. Es wäre die vierte Deutsche Meisterschaft in Folge. Das gab es in der höchsten deutschen Spielklasse noch nie und wäre, wie es Sportvorstand Matthias Sammer formulierte, nahezu "magisch". Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge warnt gar: Die Titelverteidigung werde "kein Selbstläufer".

Nun ja. Wer soll dem Starensemble des spanischen Trainers Josep Guardiola über die Distanz von 34 Spieltagen ernsthaft gefährlich werden? Der Hamburger SV jedenfalls nicht, der heute (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) zum Eröffnungsspiel als erste Mannschaft in die Münchener Disco muss. Alles andere als ein bayrisches Schützenfest wäre für die Hamburger schon ein Erfolg. In der vergangen Saison siegten die Bayern mit 8:0. Ihre jüngsten sechs Heimspiele gegen den Lieblings-Gast gewannen sie mit 32 Toren. Ansonsten dreht sich in München viel um Guardiola. Er geht in sein drittes Jahr und will mit dem FC Bayern nun endlich auch die Champions League gewinnen. Nach dieser Saison endet sein Vertrag. So lautet die Frage: Verlängert er oder zieht er weiter? Und es bedarf keiner prophetischen Gabe, um vorauszusagen, dass das so lange ein Thema sein wird, bis einer der Beteiligten darauf eine Antwort gibt. Bis dahin und darüber hinaus gilt, was Jérôme Boateng über seinen Trainer und sein außerordentlich engagiertes Coaching gesagt hat: "Pep lebt das Spiel."

Wie sind die Verfolgerchen aufgestellt?

Das lässt sich am frühen Samstagabend in Dortmund betrachten. Dann trifft der BVB in der wohl interessantesten Partie dieser Auftaktrunde auf die Borussia aus Mönchengladbach. Oder anders ausgedrückt: Es spielt der von Lucien Favre geformte Tabellendritte der vergangenen Saison bei der Mannschaft, die nach dem Ende der Ära Klopp und Platz sieben nun mit Thomas Tuchel an erfolgreichere Zeiten anknüpfen möchte. Wird unter dem neuen Trainer alles anders? Innenverteidiger Neven Subotic jedenfalls sagte dem Bezahlsender Sky: "Klopp und Tuchel sind komplett verschieden. Jetzt lernen wir sehr viel über Ballbesitz, es geht um Details, mit denen wir bislang nicht konfrontiert waren: mit welchem Fuß man den Ball annimmt, wie man passt, dass es schon mehr als nur ein Pass ist, sondern ein Pass mit Anweisung, der den Mitspieler einlädt und darauf hinweist, was er damit machen soll." Das klingt doch interessant, der Weg soll weg vom Überfallfußball führen, der in der vergangenen Spielzeit nicht mehr den gewünschten Erfolg zeitigte. Aber Klubchef Hans-Joachim Watzke hatte es der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sicherheitshalber schon einmal gesagt: Der BVB erhebe nicht den Anspruch, "den Fußball neu zu erfinden".

HSV: Lachnummer oder Auferstehung?

Ob sich Uwe Seeler auch in dieser Saison Sorgen um seinen HSV machen muss? Wir wissen es nicht, wie es sportlich laufen wird und ob die Hamburger zum dritten Mal hintereinander auf dem Relegationsplatz landen. Allerdings haben die traditionsfixierten Uhrensöhne bereits vor dem ersten Spiel viel dafür getan, es bereits vor dem ersten Spieltag völlig zu versemmeln und schon wieder als Lachnummer der Liga dazustehen. Erst bestraft der Klub vier seiner Spieler, weil sie Fußballschuhe der falschen Marke tragen. Dann verliert die Mannschaft in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Viertligisten in Jena. Anschließend kommt raus, dass eine Altenpflegerin den Rucksack des Sportdirektors Peter Knäbel samt brisanter Unterlagen gefunden hat. Und dann verkauft der Fanshop auch noch T-Shirts, auf denen eine Stadion-Choreografie der Berliner Hertha zu sehen ist. Das ist selbst für den HSV eine respektable Leistung. Und was sagt Seeler? "Wenn man bei Bayern etwas erreichen kann, dann vielleicht im ersten Spiel der Saison. Die Jungs dürfen aber auf keinen Fall ängstlich sein. Das geht gar nicht." Und er verriet der "Bild"-Zeitung, was er sich wünscht: "Gut wäre, wenn wir möglichst zu keinem Zeitpunkt in akuter Abstiegsgefahr sind." Amen.

Brisanz oder Langeweile - was passiert sonst noch?

Not amused: Werder-Trainer Viktor Skripnik geht vor dem Saisonauftakt ein Ex-Spieler mächtig auf die Nerven.

Not amused: Werder-Trainer Viktor Skripnik geht vor dem Saisonauftakt ein Ex-Spieler mächtig auf die Nerven.

(Foto: imago/nph)

Und es sprach, nein polterte, Viktor Skripnik: "Ich habe langsam die Schnauze voll von diesem Thema. Wir reden nicht mehr über Di Santo." Kleiner Haken: So kategorisch wie der Werder-Trainer das Thema Franco di Santo vor dem Ligastart von der Agenda wischte, setzt es der DFL-Spielplan wieder drauf. Denn der will es so, dass die Bremer am 1. Spieltag jenen FC Schalke empfangen, dem sich der argentinische Stürmer in einem aus Sicht manches Werderaners mindestens ehrenrührigen Wechsels im Sommer angeschlossen hat. Der reagierte auch ausgesprochen erfreut auf die aus seiner Sicht günstige Fügung des Schicksals und frohlockte: "Mein erstes Bundesliga-Spiel für Schalke gleich gegen meinen Ex-Verein - ich bin aufgeregt." Das dürfte auch für Horst Heldt gelten, der sich mysteriöserweise im Amt des Schalke-Managers halten konnte und nun mit neuen Spielern und neuem Trainer einen neuen Anlauf startet, Fußball auf Schalke zu etablieren.

Aufregend wird es auch in Mainz, der FC Ingolstadt debütiert in der Bundesliga und das als frisch gekürter Trikotmeister. "Ein Hingucker, einfach prima", lautet das Urteil einer Düsseldorfer Mediadesign Hochschule über die "die kernig sportliche Aussage" und "sehr hohe" Fernsehtauglichkeit der FCI-Leibchen. Coach Ralph Hasenhüttl fährt entsprechend selbstbewusst zum FSV: "Wir haben Fähigkeiten, die auch Mainz wehtun können." Fähigkeiten, die 1899 Hoffenheim guttun können, entdeckte Trainer Markus Gisdol vor der Saison in Kevin Kuranyi. Der Sturmroutinier darf auf der großen Bundesliga-Bühne BayArena womöglich sein Comeback geben, deutete Gisdol an: "Er macht sich gut, fällt positiv auf. Ob er in der Startelf steht, kann ich aber nicht sagen." Definitiv in Wolfsburg an der Seitenlinie wird Armin Veh stehen, sofern er sein Comeback bei Eintracht Frankfurt nicht noch kurzfristig freiwillig beendet.

Für welchen Trainer wird es eng?

Da der Hamburger SV immer noch die Bundesliga beglückt, führt an der Nennung von Bruno Labbadia als Wackelkandidat Nr. 1 kein Weg vorbei. Gefährdet geht aber auch Michael Frontzeck in die Saison. Der wurde bei Hannover 96 vom Retter zum Cheftrainer befördert, was sich ligahistorisch bislang selten als strategisch kluger Schachzug erwiesen hat. Gladbachs Lucien Favre bestätigt als Ausnahme die Regel, was die Wettanbieter ähnlich sehen. Die führen Frontzeck als Favoriten auf den ersten Rauswurf in dieser Saison - noch vor Labbadia und Pal Dardai, der mit der Berliner Hertha in Augsburg startet.

Andererseits hat der n-tv.de Bundesliga-Check ergeben, dass es in Hannover derzeit so überaus lässig und entspannt zugeht, dass die 96er beim Verpassen des Minimalziels Klassenerhalt wohl als erster Aussteiger in die Ligageschichte eingehen würden.

Aufsteigen, um drinzubleiben, so lautet das Motto beim SV Darmstadt. Erstmals seit 33 Jahren blühen die "Lilien" wieder in der Fußball-Bundesliga. Das sorgt bei älteren HSV-Fans für Sentimentalitätsschübe, und bei SV-Coach Dirk Schuster für Tatendrang. Sein Saisonziel lautet Rang 16, gegen Hannover sollen mit "heißem Herz" und "kühlen Kopf" die ersten Punkte her: "Ich habe die Hoffnung und den festen Glauben, dass wir am letzten Spieltag noch die Möglichkeit haben, in der Liga zu bleiben und den Relegationsplatz zu erreichen."

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Ich verstehe mich sehr, sehr gut mit Thomas Müller. Aber er kann manchmal echt nerven, weil er nur die Klappe aufhat." Bayern-Kapitän Philipp Lahm betreibt in der Kindernachrichtensendung "logo!" mediales Teambuilding.

Quelle: ntv.de

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