Fußball

Per Orkansieg ins Halbfinale Guardiolas FC Bayern demontiert FC Porto

Sechs Tore schoss der FC Bayern im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Porto. Das nennt man Schützenfest.

Sechs Tore schoss der FC Bayern im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Porto. Das nennt man Schützenfest.

(Foto: imago/Ulmer)

Der FC Bayern steht vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Königsklasse gegen Porto mit dem Rücken zur Wand. Und was macht er? Er zeigt grandiosen Guardiola-Fußball und katapultiert sich per surrealem Ergebnis ins Halbfinale.

Es war ein Alles-oder-Nichts-Spiel - und die Fußballer des FC Bayern haben es gewonnen. Ach was: Sie dominierten den FC Porto in einer Form, die so wirklich niemand erwartet hatte. Mit 6:1 (5:0) siegten die Münchner vor 70.000 zwischen Be- und Entgeisterung schwankenden Zuschauern und stehen damit trotz der 1:3-Niederlage im Hinspiel zum vierten Mal in Folge im Halbfinale der Champions League. Warum? Weil die Münchner sich auf den Punkt in allerbester Form präsentierten, mit Macht und Elan wie ein Orkan auf das Tor des Gegners drängten, weil sie den Ball und auch den Gegner laufen ließen, prima kombinierten - und eben sechs Tore schossen, fünf davon schon in den ersten 40 Minuten.

FC Bayern - FC Porto 6:1 (5:0)

Tore: 1:0 Thiago (14.), 2:0 Jerome Boateng (22.), 3:0  Lewandowski (27.), 4:0 Thomas Müller (36.), 5:0 Lewandowski (40.),  5:1 Martinez (73.), 6:1 Alonso (88.)

Gelb-Rot: Marcano (87.)

München: Neuer - Rafinha (72. Rode), Jerome  Boateng, Badstuber, Bernat - Alonso - Lahm, Thiago - Thomas Müller,  Lewandowski, Götze (86. Weiser)

Porto: Fabiano - Reyes (33. Ricardo), Maicon, Marcano, Martins  Indi - Casemiro - Herrera, Torres - Quaresma (46. Neves), Martinez,  Brahimi (67. Evandro)

Referee: Atkinson  Zus: 70.000 (av)

Das Spiel im ReLive-Ticker

Thiago Alcántara war es, der nach einer knappen Viertelstunde den Anfang machte. Jérôme Boateng legte nach 22. Minuten einen drauf - und bereits dieses 2:0 hätte den Münchnern zum Weiterkommen gereicht. Doch damit nicht genug: Robert Lewandowski (27.), Thomas Müller (36.) und noch einmal Lewandowski (40.) schraubten das Ergebnis zur Pause auf den surreal anmutenden Zwischenstand von 5:0. Was war da los? Der FC Porto schien angesichts der bajuwarischen Angriffswellen nahezu paralysiert, keine einzige Torchance verzeichneten die Chronisten für den Tabellenzweiten der ersten Liga Portugals, der die Bayern noch im Hinspiel vor einer knappen Woche so arg geärgert und den Münchner Trainer Josep Guardiola ins Grübeln gebracht hatte.

Nun aber, nach diesem Kantersieg, darf er für sich reklamieren, alles richtig gemacht zu haben. Zumindest an diesem Abend sprach niemand mehr über das Beben, das der Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mit seinem überraschenden Rücktritt ausgelöst hatte. Dieser Abend war und ist ein Triumph Guardiolas, der in seinem 100. Spiel auf der Trainerbank der Bayern mit seiner Mannschaft eine Sternstunde feierte, die er so schnell nicht vergessen wird. Schließlich war der Spanier im Sommer 2013 in München angetreten, um es seinem Vorgänger Jupp Heynckes gleichzutun, also das Triple aus Deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und europäischer Königsklasse zu gewinnen. Im vergangenen Jahr war im Halbfinale gegen Real Madrid nach einem Debakel im eigenen Stadion Schluss. Nun bekommen er und seine Mannschaft eine neue, eine zweite Chance, die sie sich virtuos herausspielten.

Schlag auf Schlag, ohne Gnade

Damit hielt auch Guardiolas grandiose Champions-League-Serie: Als Trainer ist er noch nie im Viertelfinale der europäischen Königsklasse ausgeschieden. Für den FC Bayern bedeutete der Triumph gegen Porto hingegen eine Premiere: Im fünften Versuch gelang es den Münchnern erstmals, im Europapokal einen Rückstand von zwei Toren im Rückspiel wettzumachen.

Den Grundstein dafür legten auch auf dem Platz bayerische Spanier. Eine knappe Viertelstunde war vorbei, als der Lärm erstmals zu einen Orkan anschwoll, in einer Arena, die mit fast ausnahmslos schon vor dem Anpfiff blendend gelaunten Menschen gefüllt war. Linksverteidiger Juan Bernat bekam den Ball von Mario Götze, flankte ihn scharf und präzise in den Strafraum des Gegners, und Landsmann Thiago rammte ihn mit den Kopf ins Tor - 1:0 für den FC Bayern. Das war schon die zweite große Chance in dieser Partie, in der die Münchner von der ersten Minute an zeigten, dass sie es an diesem Abend aber mal so richtig wissen wollten. Nach zehn Minuten hatte Robert Lewandowski per Nachschuss nur den Pfosten getroffen, nachdem Portos Keeper Fabiano einen Schuss Müllers nur noch vorn abwehren konnte.

Nach der Münchner Führung aber ging es dann Schlag auf Schlag. Vor dem 2:0 stand Holger Badstuber am Elfmeterpunkt, köpfte einen Eckball zu Boateng, der ebenfalls per Kopf den Ball ins Tor beförderte. Bayern-Coach Guardiola war dermaßen entzückt, dass ihm beim Torjubel die Hose aufriss.

"Halbes Dutzend wär‘ scho‘ scheen"

Dem dritten Münchner Treffer ging ein schöner Vorstoß des Kapitäns Philipp Lahm über die rechte Seite voraus, er flankte, Müller leitete den Ball zu Lewandowski weiter, der ihn bekannt humorlos verwertete - es war der dritte Kopfballtreffer an diesem Abend. Das reicht dann auch, mag sich Müller (36.) gedacht haben, bevor er mit einem abgefälschten Schuss auch das Thema Verlängerung ad acta legte - 4:0. Der Angreifer war es dann auch, der fünf Minuten vor dem Seitenwechsel in Portos Strafraum zurück auf den Kollegen Lewandowski legte, der seinen Gegenspieler Maicon stehen ließ und überlegt das fünfte Tor für einen überragenden FC Bayern folgen ließ. "Super-Bayern, Super-Bayern" hallte es von den Rängen. Und wie sagte es der bajuwarische Jüngling im rot-blau gestreiften Trikot bei seinem Halbzeitbier? "Brutal! Aber ein halbes Dutzend wär‘ scho‘ scheen."

Den Gefallen tat der FC Bayern ihm dann aber erst spät. Zwei Minuten vor Schluss versenkte Xabi Alonso einen Freistoß wunderschön ins Tor des FC Porto zum Endstand zum 6:1. Zuvor hatten die Münchner nach der Pause einen Gang heruntergeschaltet, ohne dabei das schöne Spiel aus den Augen zu verlieren. Nur etwas Zählbares sprang zunächst nicht dabei heraus.

Dafür kamen die Portugiesen zu ihrem Ehrentreffer. Ihr Kapitän Jackson Martínez erzielte ihn nach 73 Minuten und der ersten echten Chance für seine Mannschaft, mit dem Kopf tat er das. So etwas wie Spannung aber war beim besten Willen nicht mehr auszumachen. Und es gab - abgesehen von den Fans des FC Porto, die unter dem Dach des Stadions tapfer und unbeirrt sangen - niemanden in der Arena, der sich daran gestört hätte. Schließlich hatte der FC Bayern an diesem denkwürdigen Abend alles gewagt. Und sehr viel gewonnen.

Quelle: ntv.de

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