Frankfurt siegt bei Fünftligist HSV ärgert Pokal-Titelverteidiger Leipzig erfolglos
18.10.2022, 19:58 Uhr
30 Minuten lang machte Hamburg Druck, dann ging's dahin aus HSV-Sicht.
(Foto: IMAGO/Picture Point LE)
Die ersten Spiele der zweiten Runde im DFB-Pokal bleiben ohne Sensation. Der 1. FC Nürnberg hat Mühe bei einem Drittligisten, während Eintracht Frankfurt mit den Stuttgarter Kickers souverän einen Fünftligisten besiegt. Mainz siegt in Lübeck, während Leipzig einen engagierten HSV bezwingt.
Rasenballsport Leipzig - Hamburger SV 4:0 (2:0)
RB Leipzig hat seine knifflige Zweitrunden-Aufgabe im DFB-Pokal insgesamt souverän gelöst. Die Mannschaft von Trainer Marco Rose setzte sich gegen den Zweitliga-Dritten Hamburger SV nach Anlaufschwierigkeiten deutlich mit 4:0 (2:0) durch. Nach dem fünften Achtelfinaleinzug in Serie dürfen die Sachsen weiter von der erfolgreichen Titelverteidigung träumen. Yussuf Poulsen (33./36.), Mohamed Simakan (69.) und Benjamin Henrichs (82.) sorgten vor den Augen des künftigen Sportchefs Max Eberl für die Treffer des Champions-League-Teilnehmers. Ein Klassenunterschied war trotz des deutlichen Resultats lange nicht erkennbar.
Nach dem 3:2-Zittersieg gegen Hertha BSC in der Bundesliga am Sonntag wechselte Rose nur auf drei Positionen. Doch eingespielt wirkten die Leipziger zunächst nicht. Vor allem im Aufbauspiel unterliefen RB zu Beginn einfache Fehler, die Gäste spielten mutig mit und erarbeiteten sich zeitweise sogar ein kleines Übergewicht. Auch die erste Großchance gehörte den Hanseaten: Miro Muheim hämmerte den Ball aus 23 Metern ans rechte Lattenkreuz (20.).
Der Pokalsieger kam vor 44.787 Zuschauern nur langsam in Fahrt. Henrichs zog nach einer halben Stunde aus der Distanz ab, HSV-Schlussmann Daniel Heuer Fernandes bereitete der unpräzise Versuch aber keine Probleme, es war der erste Torabschluss der Hausherren. Das Leipziger Publikum wurde langsam ungeduldig. Inmitten der ersten Pfiffe erlöste Poulsen das Rose-Team, der Däne traf nach einer Flanke des aufgerückten Rechtsverteidigers Simakan aus kurzer Distanz. Nur drei Minuten später legte der Angreifer nach. Wieder war die linke Hamburger Abwehrseite verwaist, Silva drang durch und bediente Poulsen, der aus identischer Position einschob.
Nach Wiederbeginn bot sich ein offener Schlagabtausch, auch weil der Zweitligist früh das Risiko erhöhte. RB-Keeper Janis Blaswich rettete vor dem einschussbereiten Anssi Tapio Suhonen (58.). Das Team von Trainer Tim Walter stemmte sich gegen das Aus, Leipzig erhielt nun viel Raum. Die Entscheidung fiel aber nach einem Standard: Simakan köpfte nach einer Forsberg-Ecke ein.
Stuttgarter Kickers - Eintracht Frankfurt 0:2 (0:2)
Edelfan Jürgen Klinsmann drückte "alle Daumen", doch Eintracht Frankfurt war für "seine" Stuttgarter Kickers eine knappe Nummer zu groß. Der nur phasenweise überzeugende Europa-League-Sieger ist seiner Favoritenrolle beim Fünftligisten glanzlos gerecht geworden und bleibt nach einem dürftigen 2:0 (2:0) in allen drei Wettbewerben vertreten. Randal Kolo Muani (11.) und Hrvoje Smolcic (18.) trafen im Stuttgarter Stadtteil Degerloch für den biederen Champions-League-Teilnehmer. Die wackeren Kickers verpassten trotz großer Kampfeslust und nimmermüden Einsatzes die winzige Chance, als erster Fünftligist in der 80-jährigen Pokalgeschichte ins Achtelfinale einzuziehen.
Die Gäste brauchten zehn Minuten, um sich auf den seifigen Platz und die körperbetonte Spielweise einzustellen, ehe Kolo Muani gleich mit dem ersten Torschuss zuschlug. Oliver Glasner tat das einzig Richtige: Der Eintracht-Trainer nahm den ehemaligen Bundesligisten ernst und brachte vor 10.000 Zuschauern im ausverkauften, ältesten Fußball-Stadion Deutschlands nur drei Neue. Smolcic war einer von ihnen und nach einer Ecke von Mario Götze per Kopf zur Stelle - 0:2.
Wenig später scheiterte Frankfurts Rafael Borre freistehend am Pfosten (25.). Dieser unpräzise Abschluss war nicht die einzige Unkonzentriertheit der Gäste-Offensive, die gegen die bissigen Blauen zu überraschend wenigen Abschlüssen kam. Glasner machte seiner Unzufriedenheit das eine oder andere Mal Luft. Doch auch mit den frischen Angreifern Lucas Alario und Faride Alidou (beide 61.) wurde Frankfurt nicht kreativer. Immerhin: Torhüter Kevin Trapp, direkt aus Paris von der Gala zum Ballon d'Or angereist, musste nur selten eingreifen. Der Beginn der zweiten Halbzeit verzögerte sich wegen des massiven Einsatzes von Pyrotechnik von beiden Fanlagern um wenige Minuten.
Waldhof Mannheim - 1. FC Nürnberg 0:1 (0:0)
Der 1. FC Nürnberg steht nach drei Jahren Abstinenz wieder im Achtelfinale. Der Zweitligist nahm die unbequeme Hürde Waldhof Mannheim auswärts mit 1:0 (0:0), der entscheidende Treffer beim heimstarken Drittligisten war ein Eigentor von Gerrit Gohlke (63.). Tatsächlich ist dieses Duell vor langer Zeit mal ein Pokal-Finale gewesen: 1939 siegte der FCN vor 60.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion 2:0. Diesmal war es an Mannheim, das Spiel als unterklassiger Verein offenzuhalten, der Waldhof hielt bei exzellenter Stimmung auch gut mit. Der viermalige Pokalsieger Nürnberg war zwar überlegen, aber lange nicht ausreichend gefährlich.
Nach einer kurzen Unterbrechung, weil Nürnberger Fans Pyrotechnik abbrannten, dominierten die Gäste deutlicher. Gohlke misslang dann ein Rettungsversuch zum 0:1, Sekunden später vergab Laurent Jans aus fünf Metern die Riesenchance zum Ausgleich: Er schoss über das Tor.
VfB Lübeck - FSV Mainz 05 0:3 (0:2)
Ohne Probleme, aber auch ohne Glanz: Der FSV Mainz 05 ist ins Achtelfinale spaziert. Die Mannschaft von Trainer Bo Svensson gewann die Zweitrunden-Partie beim Regionalliga-Klub VfB Lübeck mit 3:0 (2:0) und wurde ihrer Favoritenstellung souverän gerecht. Alexander Hack (16.), Marcus Ingvartsen (43.) und Aymen Barkok (88.) trafen für den Bundesligisten, der Lübeck diesmal keine Chance auf einen Pokal-Coup ließ. Vor 13 Jahren hatten sich die Mainzer an der Lohmühle blamiert, Svensson verfolgte das peinliche Aus damals von der Ersatzbank der 05er.
Größter Aufreger war die zwischenzeitliche Unterbrechung der Partie, nachdem vor allem die Gästefans Pyrotechnik abgebrannt und Raketen abgefeuert hatten. Schiedsrichter Robin Braun pfiff die zweite Halbzeit mit Verzögerung an, nachdem Lübecks Kapitän Tommy Grupe und Trainer Pfeiffer auf die Anhänger eingeredet hatten. Sportlich nutzte Hack gleich die erste Chance zur Führung nach einem Eckball eiskalt, Ingvartsen sorgte noch vor der Pause nach einem Konter clever für klare Verhältnisse.
Die Mannschaft von Svensson, der im Vergleich zum 2:0 zuletzt bei Werder Bremen drei personelle Veränderungen vornahm und unter anderem Ersatzkeeper Finn Dahmen eine Chance gab, kontrollierte das Spiel, ohne sich großartig verausgaben zu müssen. So sparte der Tabellenelfte Kraft für die anstehenden Aufgaben in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln und bei Bayern München.
Lübeck hatte mit zunehmender Spieldauer immer mehr Probleme mit dem Tempo der Gäste - doch den Fans an der Lohmühle war das herzlich egal. Sie feierten den souveränen Tabellenführer der Regionalliga Nord, besangen und beklatschten jede halbwegs gelungene Aktion - wie etwa den strammen Freistoß aus 25 Metern von Felix Drinkuth (10.) oder den Kopfball von Jannik Löhden (54.). Doch für ein Pokal-Wunder reichte es nicht annähernd.
Quelle: ntv.de, tsi/sid