Fußball

Trainer Titz im Fokus HSV nagt am Debakel, Kapitän schlägt Alarm

"Ich werde meine Spieler nicht durchs Dorf jagen": Christian Titz.

"Ich werde meine Spieler nicht durchs Dorf jagen": Christian Titz.

(Foto: dpa)

Nach der historischen Pleite gegen Regensburg brennt der Baum beim Fußball-Zweitligisten Hamburger SV - ausgerechnet in der Derby-Woche. Trainer Christian Titz steht erstmals im Zentrum der Kritik. Er muss Antworten finden, Fürth und St. Pauli warten.

Im Angesicht des ersten Hamburger Herbststurmes wirkte Christian Titz angespannt. Das ist nicht ernsthaft überraschend. Die historische Heimpleite gegen den SSV Jahn Regensburg am Sonntag in der zweiten Fußball-Bundesliga hatte dem Trainer des Hamburger SV zugesetzt, die Schlagzeilen nach dem 0:5 hatten es in sich. "Der tiefste Tiefpunkt der Vereinsgeschichte", titelte die "Bild"-Zeitung: "Herr Titz, Schluss mit dem Unfug." Das "Hamburger Abendblatt" schrieb vom "erschütternden HSV-Drama", und die "Morgenpost" fasste die zweite Saison-Niederlage und die höchsten Heimpleite seit 1974 so zusammen: "Historisch schlecht!"

"Wir haben diesmal die volle Breitseite abbekommen": Aaron Hunt.

"Wir haben diesmal die volle Breitseite abbekommen": Aaron Hunt.

(Foto: imago/Philipp Szyza)

Nur dreimal war der HSV in seiner Vereinsgeschichte bisher daheim 0:5 untergegangen: zweimal hieß der Gegner FC Bayern München, einmal AS St. Etienne im Uefa-Cup. Und so ist Titz vor allem um eines bemüht: Deeskalation. "Ich werde eines mit Sicherheit nicht tun, weil das heute in vielen Bereichen schon passiert ist: Ich werde meine Spieler nicht durchs Dorf jagen", sagte der 47 Jahre alte Übungsleiter. "Das finde ich deplatziert." Aber: "Wenn du so hoch verlierst, kann man nicht zur Normalität übergehen." Statt zum Aqua-Jogging ins Schwimmbad zitierte er seine Profis zum ausführlichen Videostudium in den Volkspark. Im Defensivverbund habe sein Team einen "nicht ausreichenden Eindruck hinterlassen".

Erstmals, seit er Mitte März den Job übernommen hat, steht Titz im Zentrum der Kritik. Den Abstieg, den nicht mehr beim HSV beschäftigte Führungskräfte und seine beiden Vorgänger verantworten müssen, hatte man ihm zurecht nicht angelastet. Doch er soll halt mit seiner Mannschaft sofort wieder aufsteigen. Das aber wird mit Auftritten wie am Sonntag mit Sicherheit nicht klappen. Auch die in den vergangenen Monaten erarbeitete Sympathie,droht die Mannschaft mit solchen Vorstellungen zu verspielen.

Kapitän Hunt schlägt Alarm

Gegen Regensburg gab es etliche Pfiffe, viele Fans mochten sich das Trauerspiel nicht mehr ansehen und verließen das Stadion. Vier Siege aus sechs Spielen, Tabellenplatz zwei - das zählte bei der Aufarbeitung des Debakels erst einmal nicht. Die offensive Grundausrichtung, die vielen Wechsel in der Startformation und keine Stammplatzgarantie für Torjäger Pierre-Michel Lasogga: Die Kritik fiel deutlich aus. Kapitän Aaron Hunt schlug Alarm: Er fordert eine Kurskorrektur von Titz. "Wir haben diesmal die volle Breitseite abbekommen und wissen jetzt, dass wir aggressiver verteidigen müssen. Denn wir lassen einfach zu viele Chancen zu", sagte Hunt und sprach das größte HSV-Problem an.

Die durch das Fehlen der Langzeitverletzten Gideon Jung und Kyriakos Papadopoulos neu formierte Abwehr ist noch nicht eingespielt und agierte vogelwild. "Vielleicht spielen wir zu brav für diese Liga", sagte Hunt. Zudem monierte er "zu viele individuelle Fehler. Das haben die Gegner nur oft nicht bestraft". Der Jahn dafür umso brutaler. "Ich persönlich beschäftige mich mit diesen Dingen nicht. Ich bin mir aber dessen bewusst, dass ich bei einem Verein arbeite, bei dem vieles in Extremen bewertet wird", sagte Titz.

Der Trainer gab sich Mühe, den Blick nach vorne zu richten. "Das darf uns nicht groß belasten." Es gelte "jetzt ganz schnell diese Niederlage zu analysieren". Und dann habe man die Möglichkeit, in den nächsten zwei Spielen anders aufzutreten. Das wird schwer genug. Am Donnerstag (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) geht es zum Spitzenspiel zur SpVgg Greuther Fürth, zurzeit Tabellenvierter. Am Sonntag steigt das Derby gegen den FC St. Pauli. Eine Niederlage, das weiß Titz, würde im Volkspark einen noch größeren Sturm heraufbeschwören.

Quelle: ntv.de, sgi/sid/dpa

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