Fußball

Wolfsburg bleibt im freien Fall Hilflose Hertha kann über Mainz nur staunen

Nichts ging bei Hertha BSC.

Nichts ging bei Hertha BSC.

(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Hertha BSC zeigt sich nach einem kurzen Zwischenhoch nach dem Trainerwechsel wieder von einer hässlichen Seite und geht in Mainz unter. Genauso bitter verläuft der Spieltag für den VfL Wolfsburg: Dessen Niederlagenserie ist längst dramatisch und wird vom 1. FC Köln in letzter Minute geschlagen.

1. FSV Mainz 05 - Hertha BSC 4:0 (2:0)

Der kleine Aufschwung von Hertha BSC unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut ist jäh gestoppt worden. Die Berliner kassierten nach einer äußerst schwachen Leistung eine 0:4 (0:2)-Pleite beim FSV Mainz 05 und befinden sich mit nur 18 Punkten weiter in der Nähe der Abstiegszone. Für den Nachfolger von Pal Dardai war es die erste Niederlage im dritten Spiel und ein schwerer Rückfall nach zuletzt aufkeimender Hoffnung in der Hauptstadt. Die Mainzer mischen dagegen weiter im Kampf um die Europacup-Plätze mit und haben mit 18 Heim-Punkten bereits die Ausbeute der Vorsaison (16) übertroffen.

Der quirlige Jae-Sung Lee (19.), Alexander Hack (41.), Silvan Widmer (49.) und Jean-Paul Boetius (80.) machten mit ihren Treffern vor 10.000 Zuschauern den Sieg der 05er perfekt und sorgten dafür, dass die Hertha zum siebten Mal in Serie in Mainz ohne Sieg blieb. "Man merkt, dass er ein paar Sachen verändert hat. Sie suchen mehr spielerische Lösungen. Sie agieren nach einem klaren Plan", sagte 05-Trainer Bo Svensson beim TV-Sender Sky über die neue Berliner Ausrichtung unter Korkut. Viel davon war in Mainz aber nicht zu sehen, denn die Gastgeber setzten aggressives Pressing dagegen, was den Berlinern gar nicht schmeckte. Die Hertha kam kaum aus der eigenen Hälfte, leistete sich dazu viele schnelle Ballverluste. Das konnte nicht lange gut gehen. Die Mainzer Führung durch Lee war die folgerichtige Konsequenz. Nach einer Flanke von Moussa Niakhaté verlängerte Widmer per Kopf den Ball auf Lee, der nur noch einnicken musste.

Und es ging weiter in nur eine Richtung. Nur vier Minuten nach der Mainzer Führung ging es im Berliner Strafraum wieder drunter und drüber, schließlich setzte Widmer den Ball über das Tor. Die Rheinhessen drückten weiter auf das zweite Tor. Hätten sich Leandro Barreiro und Karim Onisiwo nach einer Flanke nicht gegenseitig behindert, hätte Hertha-Keeper Alexander Schwolow den Ball wohl ein zweites Mal aus dem Tor holen müssen (30.). Beim Club aus der Hauptstadt mit den großen Ambitionen stimmte so gar nicht die Abstimmung in der Defensive, der viel bejubelte 2:0-Erfolg gegen den Vorletzten Arminia Bielefeld am Wochenende war offensichtlich kein Gradmesser.

Dazu musste der angeschlagene Stürmer Stevan Jovetic, der in den ersten beiden Spielen unter Korkut immerhin dreimal getroffen hatte, nach gut einer halben Stunde schon wieder vom Platz. Für den Montenegriner kam Davie Selke, der kurz darauf etwas überraschend die einzige Berliner Chance im ersten Durchgang besaß (36.). Doch nur fünf Minuten später ging der Schuss wieder nach hinten los. Erneut war die Hertha-Defensive unsortiert, Hack kam in halblinker Position frei zum Abschluss. Sein Schuss wurde noch unhaltbar für Schwolow abgefälscht.

Korkut hatte genug gesehen, brachte zur Pause Kevin-Prince Boateng für die kämpferische Note und Marco Richter - ohne Erfolg. Mainz drehte weiter auf, für die Hertha ging alles viel zu schnell. Nach Flanke von Aaron drückte Widmer den Ball per Kopf über die Linie. "Zweite Liga, Hertha ist dabei", schallte es von den Rängen. Zum bitteren Abend kam für die Berliner auch die Verletzung von Suat Serdar hinzu, der nach 56 Minuten vom Platz musste. Und es kam noch schlimmer: Boetius traf mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze. Und bei besserer Chancenverwertung der Gastgeber hätten es auch ein richtiges Debakel geben können.

VfL Wolfsburg - 1. FC Köln 2:3 (1:1)

Der VfL Wolfsburg steckt weiter tief in der Krise. Trotz einer deutlichen Leistungssteigerung und zweimaliger Führung verloren die Niedersachsen auch gegen den 1. FC Köln mit 2:3 (1:1). Nach der sechsten Pflichtspiel-Niederlage in Serie muss die schwer angeschlagene Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt jetzt am Freitagabend auch noch im letzten Hinrunden-Spiel beim FC Bayern München antreten. Als Champions-League-Teilnehmer in die Saison gestartet, droht der VfL danach nur noch mit einem geringen Vorsprung auf den Relegationsplatz in die Winterpause zu gehen.

Dabei traf Lukas Nmecha vor 5000 Zuschauern bereits in der 8. Minute für den VfL. Ein Fehler von Nationalspieler Ridle Baku ermöglichte den Kölnern aber noch in der ersten Halbzeit den Ausgleich durch Anthony Modeste (34.). Auf das 2:1 von Wout Weghorst nach herausragender Vorarbeit von Dodi Lukebakio (51.) hatte der FC sogar noch zwei Antworten: Mark Uth (73.) und wieder Modeste (89.) drehten die Partie. Die beiden Nmecha-Brüder Lukas und Felix standen beim VfL erstmals gemeinsam in der Startelf - was sich sofort auszahlte. Felix Nmecha prüfte zunächst den Kölner Torwart Marvin Schwäbe mit einem gefährlichen Abschluss (2.), dann war sein schon in die A-Nationalmannschaft berufener Bruder nach einem Konter erfolgreich. Der 23-Jährige erzielte an seinem Geburtstag nach Vorlage von Baku sein sechstes Saisontor, den die Nmechas gemeinsam feierten. Kohfeldt schrie an der Seitenlinie seine Freude heraus - jetzt lief die Partie nach seiner Vorstellung.

Der FC, der nur eines der vorausgegangenen acht Bundesliga-Spiele hatte gewinnen können, fand zunächst nicht so recht eine Antwort auf die kompakte Defensive der Wolfsburger. Den Kopfball von Modeste hielt Koen Casteels im VfL-Tor sicher fest (19.). Die Wolfsburger spielten dagegen plötzlich wieder mit Tempo und Mut, also ganz anders als in den vergangenen Wochen.

Von heute auf morgen lassen sich die Unsicherheiten aber nicht beseitigen. Auch durch einen Fehler von Baku kam der Ball im VfL-Strafraum zu Florian Kainz, der zwar nur die Latte traf - im Nachsetzen war aber Modeste mit dem Kopf zur Stelle. Das Spiel wurde nach dem Ausgleich offener, beide Trainer liefen in ihren Coachingzonen aufgeregt auf und ab. Kurz vor der Pause rettete Casteels stark gegen Timo Hübers (45.+2). Auf der anderen Seite war nach der Halbzeitpause Schwäbe gegen Lukas Nmecha zur Stelle (48.), ehe sich wenig später Lukebakio auf der linken Seite stark durchsetzte und Weghorst bediente. Der Niederländer erzielte sein sechstes Saisontor. Kölns Torjäger Modeste verpasste dagegen die fast direkte Antwort mit einem misslungenen Schuss (55.).

Zehn Minuten später musste der VfL auf Lukas Nmecha verzichten, der angeschlagen behandelt wurde und nicht mehr weiterspielen konnte. Auch Baumgart wechselte - gleich dreimal (72.). Und die eingewechselten Kingsley Schindler und Uth sorgten nur etwa eine Minute später in Koproduktion gleich für den nächsten Kölner Jubel. Modeste machte das Glück des FC kurz vor Schluss per Kopf perfekt.

Arminia Bielefeld - VfL Bochum 2:0 (0:0)

Arminia Bielefeld hat im letzten Heimspiel der Hinrunde den erlösenden ersten Sieg im eigenen Stadion gefeiert und im Abstiegskampf ein Lebenszeichen gesendet. Die Mannschaft von Trainer Frank Kramer gewann das West-Duell gegen den zuletzt starken VfL Bochum verdient mit 2:0 (0:0). Der Japaner Masaya Okugawa (51.) mit seinem vierten Saisontor und der Österreicher Patrick Wimmer (69.) erzielten die Treffer. Mit dem letzten Heimsieg im April hatten die Ostwestfalen den Abstieg des FC Schalke 04 besiegelt.

Mit 13 Punkten wird der Vorjahres-Aufsteiger vermutlich dennoch auf einem direkten Abstiegsplatz überwintern, er wahrte aber den Kontakt zu den rettenden Rängen. Auch zu den nun sieben Punkten entfernten Bochumern. Der Aufsteiger hatte zuvor nur zwei der letzten acht Spiele verloren.

Kramer hatte in dem wichtigen Spiel Kapitän und Torjäger Fabian Klos erstmals seit zwei Monaten und erst zum dritten Mal in dieser Saison auf die Bank gesetzt. Dafür begann er mit einer Doppelspitze: Janni Serra und Florian Krüger, beide frühere U21-Nationalspieler, beide im Sommer aus der 2. Liga gekommen - und beide noch ohne Saisontor. Was auch so blieb. Vor 13.750 Zuschauern begann die Arminia druckvoll, doch der Schwung war auch schnell wieder weg.

Und weil der VfL zuallererst um Kompaktheit bemüht war, gab es den ersten Torschuss der gesamten Partie erst in der 21. Minute. Und der resultierte aus einem Fehlpass von VfL-Kapitän Anthony Losilla; Wimmer bediente Alessandro Schöpf, der scheiterte aber an Bochums Keeper Manuel Riemann. Die Arminia war nun beflügelt, die Gäste verunsichert. Doch einen Schuss von Wimmer nach einem weiteren fatalen Schnitzer von Erhan Masovic blockte Danilo Soares (23.). Der VfL brauchte bis zur 37. Minute, um erstmals gefährlich vors Tor zu kommen, doch Gerrit Holtmann scheiterte nach einem schönen Konter an Stefan Ortega.

Die Bochumer hatten auch die erste Chance nach dem Wechsel durch ihren besten Offensiv-Spieler Christopher Antwi-Adjei (48.). Doch dann ging die Arminia in Führung, als Okugawa nach einer Flanke von Wimmer das Kopfball-Duell gegen Christian Gamboa gewann. Nach einer Stunde nahm Kramer die unglücklichen Serra und Krüger runter, brachte neben Klos auch Bryan Lasme.

Auch VfL-Coach Thomas Reis wechselte recht früh offensiv, doch dann patzte sein sonst so zuverlässiger Torhüter: Einen harmlosen Schuss von Wimmer ließ Riemann über die Finger rutschen und ermöglichte dem besten Spieler auf dem Feld somit sein zweites Saisontor.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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