Werder setzt auf die Serie Höflicher FC Bayern beschwört Pokalkampf
06.02.2018, 15:20 Uhr
"Daher weiß ich leider, dass etwas anbrennen kann": Mats Hummels, Hobbykoch.
(Foto: imago/Jan Huebner)
Trainer Steffen Baumgart weiß, wie es ist, die Bayern zu besiegen. Nun sind die Münchner in Paderborn, um dort das Viertelfinale in DFB-Pokal zu gewinnen. Oder? Weniger klar sind die Rollen in Leverkusen verteilt, Angstgegner Bremen kommt.
Wie spannend ist der DFB-Pokal?
Wenn wir tippen müssten, dann würden wir darauf setzen, dass der FC Bayern, Bayer 04 Leverkusen, die Frankfurter Eintracht und der FC Schalke 04 am 17. und 18. April das Halbfinale des DFB-Pokals unter sich ausmachen. Weil das aber nichts zur Sache tut, spielen sie an diesem Dienstag und Mittwoch doch noch das Viertelfinale aus. Und die Beteiligten geben sich alle Mühe, der ganzen Sache zumindest einen Hauch von Spannung zu verleihen.
Den Anfang machen heute (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) die Münchner mit ihrem Gastspiel im Ostwestfälischen. Und Innenverteidiger Mats Hummels sagt: "Ich bin mit Dortmund mal in Offenbach und in Osnabrück rausgeflogen. Die waren zu dem Zeitpunkt auch jeweils Tabellenführer der dritten Liga - so wie jetzt Paderborn. Daher weiß ich leider, dass etwas anbrennen kann."
Ab 20.45 Uhr dann tritt Bayer 04 Leverkusen - in der Fußball-Bundesliga auf Platz zwei - gegen den SV Werder Bremen an, der sich gegen den Abstieg stemmt, jüngst allerdings auf Schalke gewonnen hat. Leverkusens Trainer Heiko Herrlich bemüht die für seine Mannschaft nicht gerade schmeichelhafte Statistik, um sich der Rolle des Favoriten zu entledigen. Sechs Mal spielte Bayer gegen Werder im Pokal, sechs Mal gewannen die Bremer: "Da kann man fast schon sagen, dass Werder Favorit ist." Am Mittwoch dann spielen Frankfurt gegen 1. FSV Mainz und FC Schalke 04 gegen VfL Wolfsburg. Wie spannend ist also der DFB-Pokal? Entscheiden Sie selbst:
Was geht in Paderborn?
Steffen Baumgart war früher selbst Profi, seine Karriere begann er 1995 beim ruhmreichen FC Hansa Rostock, der seinerzeit tatsächlich noch in der Bundesliga spielte. Dreimal hat er seinerzeit mit den Hanseaten den FC Bayern besiegt. Seit April vergangenen Jahres trainiert er den SC Paderborn und ist, wie auch Mats Hummels weiß, auf gutem Weg, mit seiner Mannschaft in die zweite Liga aufzusteigen. Baumgarts Plan für die erste Viertelfinalpartie der Vereinsgeschichte: "Wir versuchen, den Bayern ein Bein zu stellen und wollen ins Halbfinale einziehen. Das ist unser erklärtes Ziel."
Das ist aller Ehren wert, aber zum Scheitern verurteilt - auch wenn die Paderborner in diesem Wettbewerb immerhin die Zweitligisten FC St. Pauli, VfL Bochum und FC Ingolstadt besiegt haben. Doch zumindest für seinen Spruch über den Münchner Angreifer Robert Lewandowski hat er ein wohlwollendes Nicken verdient: "Sollte er drei Tore schießen, hoffe ich, dass wir vier machen." Ansonsten aber hat der FC Bayern das Halbfinale gebucht. Dennoch ist Thomas Müller wie der Kollege Hummels so höflich, das Ganze nicht als Selbstläufer zu deklarieren: "In einem Spiel kann viel passieren. Und ich schätze mal nicht, dass Anfang Februar in Paderborn ein grüner Teppich ausgerollt wird. Pokalfights gab es schon viele." Den erwartet auch Trainer Jupp Heynckes: "Das ist ein Gegner, den wir sehr ernst nehmen." Dennoch gehen weder er noch sonst irgendjemand davon aus, dass es im mit seinen 15.000 Plätzen ausverkauften Paderborner Stadion die zweite Niederlage im 21 Spiel seit seiner Rückkehr zum FC Bayern setzt - außer der "Neuen Westfälischen". Die Lokalzeitung kratzte zehn Gründe zusammen, warum der SCP gewinnt. Am besten gefallen hat uns: "Weil der Rasen absichtlich kaputt gemacht wird". Unser Tipp: 0:4.
Überrascht Werder auch in Leverkusen?
Die seit sechs Pokalspielen anhaltende Bremer Siegesserie hatten wir erwähnt und auch, dass Werder am 21. Ligaspieltag mit dem 2:1 beim FC Schalke 04 durchaus eine Überraschung gelang. Und so formulierte es Leverkusens Trainer Herrlich vor dem siebten Anlauf spontan arg drastisch: "Es geht da nicht um einen Punkt, es geht um Leben oder Sterben." Hinterher versuchte er dann, das Martialische seiner Aussage etwas zu relativieren: Sei halt nicht unwichtig das Spiel. Rudi Völler, der Sportdirektor des Tabellenzweiten, erklärte beim Sender Sky: "Wenn man das Schicksal hat, in einer Liga mit den Bayern zu spielen, ist der Pokal vielleicht der Wettbewerb, in dem man auch mal gegen die Bayern eine Chance hat und sie schlägt. Das wollen wir erreichen."
Aber zurück zur Statistik: Im bisher letzten Pokalspiel dieser beiden Teams vor zwei Jahren gewannen die Bremer mit 3:1 in Leverkusen, ebenfalls im Viertelfinale. Werders Trainer Florian Kohfeldt zeigt sich vor der Partie (ab 20.45 in der ARD und im Liveticker bei n-tv.de) geschichtsbewusst und sagt: "Bayer ist ein starker Gegner, aber wir haben da schon mal gewonnen." Aber: "Die Statistik spielt keine Rolle, weder für Leverkusen noch für uns". Ansonsten sei es so: "Wir können das genießen. Es gibt keinen negativen Druck, denn es ist eine andere Situation als in der Liga. Es gibt jetzt nur dieses eine Spiel. Für eine der beiden Mannschaften gibt es kein Danach mehr." Kollege Herrlich kündigte derweil an, dass er mit seinem Team "Pionierarbeit" leisten und "als erste Mannschaft" diese negative Serie beenden wolle. Aha, da ist die Statistik also doch nicht so unwichtig. Tipp: 2:0.
Quelle: ntv.de