Fußball

DFB soll sich verändern Hoeneß erneuert harsche Özil-Kritik

Die Uhr tickt gegen die Nationalmannschaft, warnt Uli Hoeneß.

Die Uhr tickt gegen die Nationalmannschaft, warnt Uli Hoeneß.

(Foto: imago/MIS)

Während DFB-Boss Reinhard Grindel im Fall Mesut Özil Fehler zugibt, wettert Bayern-Präsident Uli Hoeneß erneut gegen den 29-Jährigen. Er sei gut vermarktet, aber kein guter Spieler. Für die Nationalmannschaft hat er einige Zukunfts-Tipps.

Die Rufe nach radikalen Veränderungen in der Fußball-Nationalmannschaft und beim DFB werden lauter. Joachim Löw will den Verbandschefs am Freitag in München die Konsequenzen aus dem noch immer schmerzenden WM-Debakel präsentieren. Uli Hoeneß hat schon vorher weitreichende Maßnahmen gefordert. Das Vorrunden-Aus in Russland sei "ein Alarmzeichen" gewesen, erklärte der Präsident des deutschen Branchenführers FC Bayern und regte drastische wie ungewöhnliche Schritte an.

Die Nationalmannschaft solle "vielleicht aus dem Deutschen Fußball-Bund herausgelöst" und mit einem "professionellen Management" ausgestattet werden, sagte Hoeneß im TV-Sender Sky. "Denn der Geldgeber für den DFB ist ja die Nationalmannschaft." Die DFB-Führung um Präsident Grindel könne als Aufsichtsrat fungieren. Löw habe angesichts eines laufenden Vertrages bis zur nächsten WM 2022 in Katar und wegen der vorangegangenen Erfolge als Bundestrainer eine Chance zum Neubeginn verdient, betonte Hoeneß: "Er hatte einen Bonus." Aber auch der in Russland gestürzte Weltmeistercoach müsse "sich hinterfragen, ob nicht das eine oder andere schiefgelaufen ist. Und es müssen klare Zeichen gesetzt werden in den nächsten zwölf Monaten, ob die Konsequenzen aus dem Debakel gezogen wurden", sagte Hoeneß.

"Ich finde es klug, dass man zuerst in Ruhe die Analyse macht", betonte der Weltmeister von 1974. Der 58 Jahre alte Löw müsse aber auch schnell wieder erfolgreiche Arbeit leisten. Der DFB könne "immer noch reagieren", ergänzte der Bayern-Boss: "In zwei Jahren ist eine Europameisterschaft, bis dahin muss er die Mannschaft wieder in Schwung gebracht haben." Ansonsten geht der Bayern-Präsident davon aus, dass Löw dann selbst entsprechende Konsequenzen ziehen würde. "Er wird jetzt hart arbeiten und sonst sagen: Arrivederci!" Hoeneß nannte es zudem "einen Hammer", dass es im WM-Trainingslager in Südtirol kein öffentliches Training gab, bei dem Urlauber und Fans Manuel Neuer und Kollegen zuschauen konnten.

Özil "ist ein gut vermarktetes Produkt"

Zudem erneuerte er seine Kritik an Mesut Özil und nahm gleichzeitig DFB-Präsident Reinhard Grindel in Schutz. "Ihm wurde ja auch die Sache mit Mesut Özil sehr stark vorgeworfen. Da ist vonseiten Özil beziehungsweise von seinem Management das Thema Rassismus und Diskriminierung ins Spiel gebracht worden, um davon abzulenken, dass er eigentlich seit längerer Zeit nicht mehr gut Fußball spielt", sagte Hoeneß. Er lästerte weiter: "Ich beobachte den Spieler schon lange und er ist ein gut vermarktetes Produkt, das ihn viel besser darstellt als er ist. Das ist für mich der einzige große Vorwurf. Wäre Löw häufiger nach London zu Arsenal gefahren und hätte ihn sich vor Ort mal angeschaut, hätte er ihn wahrscheinlich aus sportlichen Gründen nicht mitgenommen und dann hätten wir uns das ganze Theater erspart. Es ist ein Wunder, dass er jetzt bei Arsenal Kapitän ist." Und: "Man hätte Mesut Özil zwingen müssen, eine Erklärung abzugeben." Das Thema sei "lange Zeit falsch eingeschätzt" worden vom DFB.

Grindel selbst hat Fehler im Umgang mit Özil eingeräumt. "Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen", hatte er der "Bild am Sonntag" gesagt. "Solche Angriffe sind völlig inakzeptabel. Dass er sich da vom DFB im Stich gelassen fühlte, tut mir leid." Özil hatte sich vor der WM in Russland mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan fotografieren lassen, was zu einer heftigen öffentlichen Debatte und zu Özils Rücktritt geführt hatte.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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