Riesige Kluft in der Bundesliga In dieser Tabelle sind Bayern und Dortmund im Keller
07.11.2025, 18:04 Uhr
Am morgigen Samstag kommt es zu einem Novum in der aktuellen Bundesliga-Saison.
(Foto: IMAGO/Maximilian Koch)
Der FC Bayern und Borussia Dortmund ganz unten, oben thronen Heidenheim, Wolfsburg, Hoffenheim und Augsburg. In der Samstag-15.30-Uhr-Tabelle ist das Realität. Die Kernanstoßzeit der Fußball-Bundesliga ist zur Resterampe verkommen.
Wollen Sie den FC Bayern München und/oder Borussia Dortmund ganz unten sehen, müssen Sie die Tabelle drehen. Das gilt für die Fußball-Bundesliga seit Jahren - und wird vermutlich bis in alle Ewigkeit so bleiben. Es gibt aber eine Ausnahme, und zwar die 15.30-Uhr-Tabelle. Hier sind die beiden größten und besten Klubs Deutschlands weit unten platziert. In guter Gesellschaft mit anderen Traditionsklubs: Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln.
Die Meisterschaft wird in dieser Spielzeit dagegen voraussichtlich an den 1. FC Heidenheim gehen. Klingt wie ein Fiebertraum, ist aber keiner, wenn man die Bundesliga-Vereine nach der Anzahl ihrer Samstagnachmittags-Spiele sortiert. Das geht aus der Anstoßzeiten-Auswertung von ntv.de hervor. Diese zeigt erneut eine riesige Kluft zwischen den großen Traditionsvereinen (egal, ob sportlich erfolgreich oder nicht) und kleineren Klubs, die oft unterhalb der Wahrnehmungsschwelle spielen.
Die Deutsche Fußball-Liga DFL hat in dieser Woche die zeitgenauen Ansetzungen bis einschließlich zum 19. Spieltag bekannt gegeben. Die Auswertung ergibt, dass Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach bis dahin im gesamten Saisonverlauf nur jeweils sechsmal samstags um 15.30 Uhr ran dürfen. Rekordmeister Bayern, Aufsteiger Köln und Champions-League-Teilnehmer Frankfurt spielen jeweils siebenmal samstags um 15.30 Uhr. Heidenheim kommt dagegen auf 16 (!) Ansetzungen am bei Fans beliebten Samstagnachmittag. Maximal möglich wären 18 Ansetzungen zu dieser Zeit, da im Januar ein Spieltag wochentags ausgetragen wird.
Bundesliga-Konferenz? Zu oft Resterampe
Die Konferenz am Samstagnachmittag verkommt dagegen an zu vielen Spieltagen zu einer Art Resterampe. Nichts gegen den 1. FC Heidenheim, aber stärker lässt sich die geringe überregionale Strahlkraft des Außenseiter-Klubs von der Ostalb nicht zeigen als mit dem Samstag-15.30-Uhr-Ranking. Aber wo soll die Strahlkraft auch herkommen? Heidenheim hat 50.000 Einwohner, das Stadion fasst 15.000 Zuschauer, der FCH war jahrelang dritt- und zweitklassig, der Star ist mit großem Abstand Trainer Frank Schmidt.
Mit deutlichem Abstand hinter Heidenheim rangieren drei Klubs, die einem ebenfalls nicht zuerst einfallen, wenn es um Strahlkraft geht. Der FC Augsburg spielt zwölfmal zur Kult-Anstoßzeit samstags um 15.30 Uhr. Einzelspiel-Termine mit Beteiligung der Fuggerstädter sind traditionell rar gesät. Immerhin: Ins Samstagabend-Topspiel schaffte es der FCA dieses Jahr erstmals seit über 10 Jahren wieder, als am 2. Spieltag der FC Bayern bei der Mannschaft von Sandro Wagner zu Gast war.
Auch der VfL Wolfsburg ist trotz Meisterschaft 2009 eine der grausten Mäuse der Liga. Das 30.000 Zuschauer fassende Heimstadion ist in den seltensten Fällen ausverkauft. Im Pokal gegen Holstein Kiel kamen zuletzt nur etwas über 10.000 Fans, darunter über 2000 Anhänger der Gäste.
Die TSG 1899 Hoffenheim spielt im Gegensatz zum VfL Wolfsburg diese Saison zwar guten Fußball, nur interessiert sich dafür auch im 18. Jahr ihrer Bundesliga-Zugehörigkeit so gut wie niemand. In der vergangenen Saison wurden die Partien mit Beteiligung der Kraichgauer auf Sky von 175.700 Menschen im Schnitt gesehen, hat die "Sport Bild" berichtet. Wolfsburg landete auf dem vorletzten Platz, mit einem Zuschauerschnitt von 204.800. Zu beachten ist, dass Partien gegen die Großklubs den TV-Schnitt genauso hochziehen wie die durchschnittliche Stadionauslastung. Spielen Hoffenheim oder Wolfsburg gegen die Bayern oder Dortmund, sitzt der übergroße Anteil der Zuschauer nicht wegen Hoffenheim oder Wolfsburg am Endgerät. Die Graue-Maus-Dichte in der Bundesliga ist groß.
Hoffenheim? 347-mal am Samstagnachmittag
In der vergangenen Saison stellte der VfL Bochum den Rekord für die meisten Einsätze am Samstagnachmittag auf. 24-mal durfte der Tabellenletzte um 15.30 Uhr ran, Eintracht Frankfurt stellte mit gerade mal acht Partien am Samstagnachmittag einen neuen Bundesliga-Minusrekord auf.
Die ewige Samstag-15.30-Uhr-Tabelle von ntv.de - seit Beginn des aktuellen Anstoßzeiten-Schemas 2009/2010 - zeigt ein ähnliches Bild. Vorn stehen die publikumsschwachen Klubs. Die Ansetzungs-Kluft zwischen den sieben Vereinen, die seit der Saison 2009/2010 ununterbrochen in der Bundesliga spielen, ist gigantisch. Hoffenheim (347 Samstagnachmittagsspiele) und Wolfsburg (341) spielen pro Saison durchschnittlich häufiger als 20-mal zur altehrwürdigen Anstoßzeit. Der FSV Mainz 05 (321) kommt auf durchschnittlich 19 Samstagnachmittagsspiele pro Saison. Durchaus erstaunlich: Die Bayern (284) kommen auf mehr 15.30-Uhr-Ansetzungen als Leverkusen (268), Dortmund (261) und 15.30-Schlusslicht Mönchengladbach (244).
Betrachtet man allein den Durchschnitt der 15.30-Uhr-Spiele, bekommen Hoffenheim und Wolfsburg an der Tabellenspitze harte Konkurrenz aus Augsburg und Freiburg. Beide erreichen ebenfalls einen Durchschnittswert von über 20 Partien zur Kernanstoßzeit.
Den historischen Rekord für die meisten 15.30-Uhr-Spiele in einer Saison - gemessen seit 2009/10 - hält Hannover 96 mit 28 Partien in der Saison 2009/10. Für den 1. FC Heidenheim ist das in der aktuellen Saison erreichbar.
TV-Sender dürfen mitentscheiden
Bei der zeitgenauen Ansetzung der Spieltermine geht es aber nicht einzig um die TV-Zuschauer. Stadien sind nicht jeden Tag verfügbar, weil teilweise auch noch andere Events dort stattfinden. Die Sicherheitsbehörden haben auch ein Wort mitzureden, um die Polizeieinsatzplanung an Spieltagen zu optimieren. Europapokal-Einsätze der Klubs limitieren die Freiheit der Spielplangestalter zusätzlich: Wer donnerstags in der Europa League oder Conference League spielt, muss in der Bundesliga zwangsläufig sonntags ran. Das gilt diese Saison für den VfB Stuttgart, den SC Freiburg und Mainz 05. Wer an einem Mittwoch in der Champions League spielt, kann am darauffolgenden Bundesliga-Spieltag nicht freitags spielen.
Und dann dürfen die übertragenden Sender auch noch ein gewichtiges Wort mitreden. Das Erstzugriffsrecht für das Topspiel am Samstag um 18.30 Uhr hat Sky. An jedem Spieltag zur besten Sendezeit die Bayern oder Dortmund zu übertragen, ist aber nicht möglich. Maximal zehn Topspiele darf jeder Klub pro Saison bestreiten. Bislang waren es acht. Vorige Saison erreichten neben Bayern und Dortmund auch Frankfurt und Mönchengladbach dieses Limit.
Nach Sky ist Dazn an der Reihe. Der Streamingdienst darf sich eine Partie für den Sonntag aussuchen, sofern durch die Europa-League- und Conference-League-Teilnehmer die Sonntagsspiele nicht ohnehin schon feststehen. Das dritte Zugriffsrecht hat dann wieder Sky. Der Sender kann sich ein Spiel für den Samstagnachmittag auswählen oder die Präferenz für den Freitag abgeben. Die DFL muss die Picks der beiden Bezahlsender schließlich final absegnen.
Kein Faktor beim Fernsehgeld
Warum ist diese Diskrepanz in den Ansetzungen überhaupt ein Problem? Für Fußballfans, die ihre Lieblingsmannschaft bei Heim- und/oder Auswärtsspielen besuchen, ist der 15.30-Uhr-Spieltermin am Samstag in der Regel der beste. An- und Abreise sind ansonsten oftmals nicht mehr am selben Tag zu bewerkstelligen. Das geht dann richtig ins Geld.
Ein weiteres Problem: Mannschaften, die größtenteils außerhalb des Samstagsnachmittags ihre Spiele absolvieren, tun dies in der Regel vor einem größeren Publikum. Sie konkurrieren nicht mit anderen Partien, spielen exklusiv. Das spiegelt sich jedoch nicht in den TV-Geldern wider. Die Fernsehzahlungen sind die größte Einnahmequelle der Bundesligisten, aber fast ausschließlich an das sportliche Abschneiden geknüpft. Wer den Großteil der Fernsehzuschauer an die Bildschirme lockt, spielt keine Rolle.
An diesem Wochenende spielen übrigens sowohl Borussia Dortmund (beim Hamburger SV) als auch der FC Bayern München (bei Union Berlin) am Samstag um 15.30 Uhr. Zum ersten Mal in dieser Saison.
Quelle: ntv.de