Kampf in der Heimat statt WM Iran-Legende Ali Daei schlägt FIFA-Einladung aus
14.11.2022, 23:45 Uhr
Ali Daei unterstützt die Demonstranten in seiner Heimat.
(Foto: IMAGO/MIS International)
Am Sonntag beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Zu den 32 teilnehmenden Nationen gehört auch der Iran. Die FIFA hat der Fußball-Legende Ali Daei eine Einladung ausgesprochen, doch der 53-Jährige lehnt ab. Er bleibt lieber an der Seite seiner gegen das eigene Regime protestierenden Landsleute.
Der iranische Ex-Bundesligaprofi Ali Daei hat eine Einladung der FIFA zur Weltmeisterschaft in Katar nach eigenen Angaben abgelehnt. "In diesen Tagen, in denen es den meisten von uns nicht gut geht, habe ich die offizielle Einladung der FIFA und des katarischen Fußballverbandes, mit meiner Frau und meinen Töchtern an der Weltmeisterschaft teilzunehmen, abgelehnt", schrieb der 53-Jährige auf Instagram. "Ich möchte mit Euch in meinem Land sein und all den Familien, die in diesen Tagen ihre Angehörigen verloren haben, mein Mitgefühl aussprechen", so Daei. "In der Hoffnung auf gute Zeiten für den Iran und die Iraner."
Die in Teheran geborene Journalistin Golineh Atai postete am Montagnachmittag bei Twitter ein Bild von Daei nachts vor einem Krankenhaus. Sie schrieb dazu: "Als ob er sagen will: Ich bin da. Meinen Augen entgeht kein Unrecht." In das Krankenhaus, so schrieb Atai weiter, soll der politische Gefangene Hossein Ronaghi gebracht worden seien. "Auf Demonstranten, die sich dort sammelten, wurde geschossen", heißt es in ihrem Tweet.
Daei ist im Iran ein Fußball-Volksheld. Von 1999 bis 2002 spielte er für Hertha BSC, zuvor war er in Deutschland auch bei Arminia Bielefeld und dem FC Bayern München aktiv. Nach Ausbruch der landesweiten Proteste im Iran Mitte September hatte sich Daei neben anderen ehemaligen Fußball-Profis wie Ali Karimi und Mehdi Mahdavikia mit den Demonstranten solidarisiert. Unklar war zunächst, ob Daei wegen seiner Solidaritätsbekundungen überhaupt hätte ausreisen dürfen, wie zuletzt berichtet wurde. Der Iran bestreitet sei erstes WM-Spiel in der Gruppe B am kommenden Montag gegen England.
Das gewaltsame Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte gegen die systemkritischen Proteste hatte jüngst auch Diskussionen über einen WM-Ausschluss der iranischen Nationalelf ausgelöst. Viele Iranerinnen und Iraner hoffen jedoch, dass die Fußball-Profis die WM im Golfemirat Katar für Solidaritätsaktionen nutzen. Auslöser der Proteste war der Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September im Polizeigewahrsam. Die Sittenpolizei hatte sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen.
Quelle: ntv.de, tno/dpa