In Schwarz zum Fußballspiel Iranische Fans trauern trotz eines Sieges
12.10.2016, 14:52 Uhr
Bis auf ihre Nationalflagge halten sich die gläubigen Iraner bei der WM-Qualifikation am Aschura-Fest farblich zurück.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein WM-Qualifikationsspiel steht für einige Iraner im Konflikt mit einem religiösen Trauerfeiertag. Doch es gibt einen Kompromiss: Wer sich schwarz kleidet, darf zum Spiel erscheinen. Die Freude über den Sieg über Südkorea findet ungewöhnlich still statt.
Normalerweise geht es im Azadi-Stadion in Teheran ziemlich ausgelassen zu. Knapp 100.000 Zuschauer passen in die Arena in Irans Hauptstadt. Auch am Dienstagabend war das Stadion fast ausverkauft. Aber diesmal waren die Fußballfans eher leise. Das lag nicht am Ergebnis, schließlich gewannen die Gastgeber ihr viertes WM-Qualifikationsspiel gegen die von Uli Stielike trainierten Südkoreaner mit 1:0. Es lag an den ungewöhnlichen politisch-religiösen Umständen, unter denen die Partie stattfand. Sie fiel mitten ins Aschura-Fest, einen der wichtigsten schiitischen Feiertage.

Serdar Azmoun erzielt für den Iran den Siegestreffer und freut sich im Stillen.
(Foto: imago/Xinhua)
Die Schia ist in Iran Staatsreligion. Die Gläubigen gedenken in diesen Tagen der Ermordung des früheren Imams Hussein, einem Enkel des Propheten Mohammed, und seiner Familie im Jahr 680 nach Christus. Es herrscht im ganzen Land Staatstrauer, Feierlichkeiten in der Öffentlichkeit sind in dieser Zeit strikt verboten. Manchen radikalen Geistlichen wäre es am liebsten gewesen, wenn das Spiel nicht an diesem Tag stattgefunden hätte. "Die Austragung dieses Spiels ist das Gegenteil der Aschura-Tradition", sagte Mohammed Yazdi, Mitglied im einflussreichen Wächterrat der Islamischen Republik. Es gab auch Vorschläge, das Spiel zu verlegen. Doch der Fußball-Weltverband Fifa stimmte dem nicht zu.
Daher dachten sich die iranischen Verantwortlichen einen Kompromiss aus: Sie erlaubten das Spiel, aber dafür gab es Anweisungen an die Zuschauer. Diese sollten als Zeichen ihrer Trauer in schwarzer Kleidung erscheinen und sich weitgehend ruhig verhalten. Statt der üblichen Fangesänge für ihre Mannschaft durften sie lediglich "Ya Hussein" rufen. Die Zuschauer hielten sich nicht komplett daran, waren aber insgesamt zurückhaltender als normal.
Zurückhaltende Freude
Auch die Mannschaft um den früheren Bundesliga-Profi Ashkan Dejagah sowie den Mittelfeldspieler Andranik Teymourian, der als bekennender Christ die Nationalelf der Islamischen Republik als Kapitän anführt, musste sich zurückhalten. Als Sardar Asmun in der 25. Minute das Siegtor schoss, verzichteten er und seine Mitspieler darauf zu jubeln. Die Trainer und Spieler auf der Ersatzbank waren wie die Zuschauer und Nationaltrainer Carlos Queiroz aus Portugal ganz in schwarz gekleidet. Auch nach dem Spiel zeigte die Mannschaft ihre Freude über den Sieg nicht.
Dabei dürfte die durchaus groß gewesen sein. Denn mit dem Sieg verteidigte die Mannschaft die Tabellenführung in der asiatischen Qualifikationsgruppe A vor Usbekistan. Als nächstes stehen für die Team-Melli genannte iranische Nationalelf die Partien in Syrien und Katar an. Und nächstes Jahr Ende März spielen sie in ihrem nächsten Heimspiel gegen China. Dann ist in Iran wieder ein großes Fest, jedoch kein islamisches Trauerfest, sondern das persische Neujahrfest Nowruz. Und dann dürfen die Zuschauer wieder in normaler Kleidung ins Stadion und ihre Mannschaft lautstark anfeuern.
Quelle: ntv.de, Bahareh Gholipour, sid