Ute Groth will's noch mal wissen Ist der DFB jetzt reif für eine Frau?
06.05.2021, 11:56 Uhr
Ute Groth probiert's noch einmal.
(Foto: dpa)
An der Spitze des DFB tobt ein erbitterter Machtkampf. Mittendrin: Präsident Fritz Keller. Ob der nach seiner Nazi-Entgleisung noch eine Zukunft als Boss des Verbands hat, ist offen. Eine mögliche Nachfolgerin bringt sich in Stellung: Ute Groth.
Sie will es noch einmal wissen und die Gelegenheit scheint günstig: Zwei Jahre nach ihrer Bewerbung als DFB-Präsidentin erwägt die Amateursportvertreterin Ute Groth bei einem möglichen Rücktritt von Amtsinhaber Fritz Keller eine erneute Kandidatur. Derzeit steht der 64-Jährige wegen eines Nazi-Vergleichs heftig in der Kritik und muss sich deswegen vor dem Sportgericht verantworten. Groth würde eine "Neuausrichtung gerne in einem Team angehen. Wichtig ist jetzt eine große Erneuerung - personell und strukturell", sagte die Düsseldorferin der "Augsburger Allgemeinen".
Groth, Vereinsvorsitzende der DJK Tusa 06 Düsseldorf, monierte, dass sich der Deutsche Fußball-Bund "weit von der Basis der Amateure entfernt. Viele Leute an der Basis haben keine Lust mehr auf dieses Funktionärsgeklüngel". Sie wünsche sich, so Groth, "etwas weniger von der Glitzerwelt Bundesliga, hin zum Amateurverein". Keller habe seit 2019 zwar versucht, "Änderungen zu bewirken", gestand die 62-Jährige dem Boss zu: "Die meiste Zeit war er aber damit beschäftigt, die Altlasten zu beseitigen: die Geschichten um die WM 2006, diese ganzen Verträge und Beraterzahlungen. Letztlich ist er auch darüber gestolpert."
Nicht nur wegen der Corona-Pandemie litten die Vereine an einer schwindenden Zahl von Mitgliedern. Es bräuchte mehr neue Menschen in den Vereinsstrukturen, sagte Groth. "Die Mitbestimmungsmöglichkeit für die Basis sollte dringend verbessert werden, da passiert zu wenig." Sie betonte, dass der Verband sich seiner Verantwortung bewusst sein müsse. "Der Fußball ist das letzte große Lagerfeuer, das wir in unserer Gesellschaft noch haben", so Groth.
"Komplett ignoriert" vom DFB
Ihre eigene Bewerbung von 2019 hatte sie im vergangenen Jahr als "zwiespältig" bewertet. Auf der einen Seite war es schon eine wichtige Aktion", sagte sie: "Aber am Ende ist es ja doch vorher ausgekungelt worden. Und im Nachhinein hat sich auch eigentlich nichts geändert. Von daher war es irgendwie doch sinnlos." Der DFB, beklagte sie, habe sie "komplett ignoriert". Dies habe vor allem daran gelegen, dass sie nicht dem inneren Zirkel angehört habe - nicht am Geschlecht. "Dass ich eine Frau bin, kam noch dazu", sagte Groth. Es sei mit der Gleichberechtigung im Fußball "noch nicht weit her".
Warum sie sich beworben hatte, hatte sie 2019 in einem Interview mit ntv.de noch so erklärt: "Beim DFB läuft meiner Meinung nach einiges nicht so gut, deshalb möchte ich mich damit beschäftigen. Reinhard Grindel ist gescheitert, weil er dem nicht entgegengewirkt hat. Man muss wissen, auf was man sich einlässt und seine Linie konsequent durchziehen." Und weiter: "Der Posten des DFB-Präsidenten ist ein Vorstandsjob in einem eingetragenen Verein - und diese Arbeit mache ich seit zwölf Jahren ziemlich erfolgreich. Wir haben bei uns im Verein ein Klima geschaffen, in dem die Leute gerne mitarbeiten, auch ehrenamtlich, und etwas für die Gemeinschaft tun. Das ist schon mal eine gute Qualifikation."
Den Moment, in dem ihre Entscheidung fiel, schilderte sie gegenüber der Deutschen-Presse-Agentur so: "Das war das Viertelfinale im DFB-Pokal, Augsburg gegen Leipzig. Da war der Herr Grindel gerade zurückgetreten und der Herr Koch war in der Halbzeitpause im Interview. Da hatte ich den Eindruck, jetzt wird der Posten wieder unter den gleichen zehn Leuten ausgemacht. Eine Frau könnte man sich zwar vorstellen, aber eher lieber nicht. Da habe ich gedacht, jetzt kommt wieder alles, wie es vorher war, jetzt musst du etwas tun." An diesem Punkt ist sie nach dem Eklat um Keller nun erneut.
Quelle: ntv.de, tno