Das sind "Verschwörungstheorien" Jetzt gehen die DFB-Bosse aufeinander los
03.06.2021, 17:50 Uhr
Die DFB-Krise dauert auch unter den Interimsbossen Koch und Peters weiter an.
(Foto: imago images/Jan Huebner)
Die DFB-Doppelspitze liegt im Clinch. Peter Peters wirft seinem Kollegen Rainer Koch "Verschwörungstheorien" vor. Auch die Frauenpower-Bewegung erneuert ihre Kritik an Koch, dem Spitzenvertreter des Amateurlagers. Sogar die Ethikkommission hat sich eingeschaltet.
Spitzenfunktionär Peter Peters ist auf Distanz zu Rainer Koch gegangen, mit dem er interimsmäßig den Deutschen Fußball-Bund anführt. "Ich bin überrascht und enttäuscht vom ersten großen Interview, das Rainer Koch als Interims-Präsident ohne Vorwarnung in einer der tiefsten Krisen seit Bestehen des DFB gegeben hat. Die Inhalte und dort geäußerten Meinungen sind nicht mit mir abgestimmt. Das verwundert mich", sagte der 58-Jährige in einem "Bild"-Interview mit Blick auf die Koch-Aussagen im "Spiegel".
"Als Doppelspitze geht man so nicht miteinander um. Auch inhaltlich habe ich damit an vielen Stellen meine Probleme", erklärte Peters weiter. "Was mich vor allem massiv stört: dass er jetzt schon von einer 'knallharten Auseinandersetzung in der Sache' spricht. Da gehe ich nicht mit: Wir müssen die vielen Aufgaben gemeinsam lösen, statt uns knallhart auseinanderzusetzen."
In der seit Monaten anhaltenden Führungskrise beim Deutschen Fußball-Bund gibt es damit die nächste Streitigkeit. Peters, der als Vertreter der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Präsidialausschuss des DFB sitzt, ist seit dem Rücktritt von Verbandschef Fritz Keller ebenso wie Koch Interims-Präsident. Die neue Führung soll beim für 2022 geplanten DFB-Bundestag gewählt werden.
Profifußball wehrt sich gegen Koch-Vorwürfe
Koch hatte in einem "Spiegel"-Interview persönliche Angriffe beklagt. Der 62-Jährige sprach über eine angebliche Rufmordkampagne gegen sich und DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge und kritisierte: "Auffällig ist für mich, dass mit Stephan Osnabrügge und mir nur die zwei Spitzenvertreter aus dem Amateurlager so heftig attackiert werden. Die führenden Vertreter des Profifußballs, die die gleiche Verantwortung tragen, bleiben aber immer ungenannt."
Koch ist als Vize im DFB-Präsidium Vertreter der Amateurvereine. Peters bezeichnete es als unfair und unwahr, dass immer wieder eine "Verschwörungstheorie" verbreitet werde, dass die DFL eine Übernahme des DFB plane. "Ein Neuanfang beim DFB ist nur in einem Miteinander möglich. In der tiefsten Krise des DFB darf es nicht um eigene Pfründe und Profilierung gehen", sagte er.
DFB-Interimschef Koch sieht sich dieser Tage zahlreichen Angriffen ausgesetzt. Eine von neun prominenten Frauen aus dem Fußball ins Leben gerufene Initiative hatte jüngst unter dem Motto "Fußball kann mehr" acht Forderungen im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit aufgestellt. Dabei sind sie auf Widerstände in den Führungsetagen des Verbands getroffen. Nun haben sie wegen eines Vorfalls mit einem DFB-Funktionär die Ethikkommission angerufen. Der Initiative sei bei ihren Reformbestrebungen "auch die destruktive Machtstruktur im DFB begegnet und die hat sich ganz konkret gegen eine unserer Kolleginnen gerichtet", sagte Katja Kraus. "Wir haben die Vorgänge als Gruppe aus Fürsorge der Ethikkommission gemeldet."
Steinhaus-Webb will nur vor der Ethikkommission reden
Genauere Angaben wollte die als Präsidentschaftskandidatin gehandelte Kraus nicht machen. Laut "Sport Bild" geht es um einen Vorfall zwischen Koch und Bibiana Steinhaus-Webb. Demnach soll Koch die ehemalige Weltklasse-Schiedsrichterin dazu aufgefordert haben, gegenüber Medien zu bestreiten, dass er sie im Hinblick auf die Frauen-Initiative unter Druck gesetzt habe.
Die Betroffene werde "ausschließlich" vor der Ethikkommission etwas zu dieser Sache sagen, teilte Kraus mit: "Also genau dort, wo es hingehört." Der DFB ließ eine sid-Anfrage zum Sachverhalt zunächst unbeantwortet. Laut "Sport Bild" werden Koch und Steinhaus bereits in den kommenden Tagen von der Ethikkommission angehört.
Kraus betonte derweil noch mal ihren Willen zur Zusammenarbeit mit dem DFB. "Wir sind mit der Initiative nicht losgegangen, um eine Opposition zum DFB zu sein. Unser Veränderungsansinnen ist weitreichender und betrifft den Fußball insgesamt", führte die 50 Jahre alte ehemalige Nationaltorhüterin aus: "Deshalb wollen wir auch mit dem DFB, mit der DFL und auch mit den Klubs zu konkreten Maßnahmen ins Gespräch kommen."
Quelle: ntv.de, su/sid/dpa