Schult fordert mehr Respekt "Würden Sie das Manuel Neuer auch fragen?"
02.06.2021, 13:50 Uhr
Almuth Schult ist auf und abseits des Platzes präsent.
(Foto: imago images/foto2press)
Die Krise beim Deutschen Fußball-Bund hält an. So geht es nicht weiter, ist eine einhellige Meinung. Diese vertritt auch Almuth Schult. Die Nationaltorhüterin belegt ihre Position mit haarsträubenden Details aus Treffen mit Verantwortlichen.
Nationaltorhüterin Almuth Schult hat die Forderungen der Frauenpower-Bewegung bekräftigt und Kritik an der Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geübt. "Ich sitze nicht in den Präsidiumssitzungen. Aber wenn man hört, was nach außen dringt, dann glaube ich, dass es so nicht weitergeht", sagte die 30-Jährige der "Süddeutschen Zeitung" im Hinblick auf die Interimspräsidenten Rainer Koch und Peter Peters.
Es sei schwer zu durchschauen, "wie der DFB wirklich funktioniert. Wir fragen: Wie können wir den DFB-Bundestag mit den Wahlmännern aus den Landes- und Regionalverbänden diverser gestalten? Wie kann das Präsidium die Mitglieder besser repräsentieren?" Der Dachverband sei "im Durchschnitt ja nicht männlich, weiß und über 50 Jahre alt, sondern vielfältig", sagte sie.
Die von neun prominenten Frauen aus dem Fußball ins Leben gerufene Initiative hatte jüngst unter dem Motto "Fußball kann mehr" acht Forderungen im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit aufgestellt. Dazu gehört auch eine Frauenquote von 30 Prozent in Führungspositionen bei Fußballverbänden. Zudem fordert die Gruppe die schnelle Einberufung eines außerordentlichen DFB-Bundestages, um unter anderem eine Strukturreform auf den Weg zu bringen. "Damit mit kompetenten, unabhängigen Leuten frischer Wind reinkommt", sagte Schult.
"Das war ihm dann sehr peinlich"
Schiedsrichter-Pionierin Bibiana Steinhaus-Webb soll im Rahmen ihres Engagements für die Initiative angeblich vonseiten des DFB unter Druck gesetzt worden sein. "Es ist, glaube ich, nicht an der Zeit, das öffentlich auszusprechen. Aber ich kann sagen, dass es jemand aus den Etagen weiter oben war", sagte Schult. Es sei "gut zu kommunizieren, dass so etwas noch immer stattfindet. Es zeigt, was für Praktiken teilweise noch herrschen".
Immer wieder sei auch Schult auf Widerstände und Ignoranz in den DFB-Führungsetagen getroffen. "Es geht oft um Respekt und Anerkennung", sagte Schult. "Ich wurde bei einer Prämienverhandlung von einem damaligen Präsidiumsmitglied gefragt, für welchen Verein ich spiele. Da habe ich geantwortet: Würden Sie das Manuel Neuer auch fragen? Das war ihm dann sehr peinlich."
Ein anderes Mal, vor einigen Jahren, habe ihr eine "Person, die jetzt nicht mehr beim DFB arbeitet", erklärt: "Eigentlich brauchen wir doch gar nicht zu verhandeln. Ihr Frauen habt nichts verdient, ihr spielt nichts ein."
Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, DFB-Präsidentin zu werden, antwortete Schult: "Grundsätzlich kann ich mir alles vorstellen, was den Fußball voranbringt und was dem Verband hilft, wieder nahbar zu werden." Sie verwies zudem darauf, dass das Positionspapier sie verpflichte, Verantwortung zu übernehmen.
Quelle: ntv.de, ara/sue/dpa/sid