Schwaches Ergebnis für Hainer Katar sorgt beim FC Bayern diesmal nicht für Tumulte
15.10.2022, 22:02 Uhr
Präsident Herbert Hainer und Vorstandschef Oliver Kahn erlebten diesmal eine vergleichsweise harmonische Jahreshauptversammlung.
(Foto: IMAGO/Sven Simon)
2021 erlebt der FC Bayern auf seiner Jahreshauptversammlung einen der schlimmeren Abende der Klubgeschichte, besonders an der Frage zur Partnerschaft mit Katar erregt sich viel Ärger. In diesem Jahr sind die Klubgranden besser vorbereitet. Für Präsident Hainer läuft es nicht perfekt.
Vor der erwarteten Wiederwahl von Herbert Hainer zum Präsidenten des FC Bayern München wurde das Streitthema Katar auf der Jahreshauptversammlung des deutschen Fußball-Rekordmeisters erneut kontrovers, aber erstaunlich sachlich diskutiert. Vorstandsboss Oliver Kahn vertagte noch vor den Redebeiträgen der Mitglieder in seiner halbstündigen Rede eine Entscheidung über die Partnerschaft mit der Fluglinie Qatar Airlines in das neue Jahr. Der lukrative Sponsoring-Vertrag läuft im kommenden Sommer aus.
"Wir werden das Thema weiter intensiv nach der WM besprechen und für den FC Bayern eine Lösung finden", kündigte Kahn am Samstagabend im Audi Dome an. "Einige Fans - und das respektiere ich - sehen unsere Kooperation mit unserem Partner Qatar Airlines sehr kritisch", äußerte der 53-Jährige. Darum habe man sich intensiv ausgetauscht. Kahn rechtfertigte die Zusammenarbeit. "Es ist in Katar zu Fortschritten gekommen, bei Arbeitsrechten und Menschenrechten." Niemand habe gesagt, dass Katar ein Land sei, "in dem europäische Standards erfüllt werden. Aber wer etwas ändern und anstoßen will, muss Menschen begegnen, mit ihnen reden und sich austauschen, statt sie auszugrenzen", argumentierte der Bayern-Chef.
Vereinspräsident Hainer hatte sich bei den Mitgliedern zu Beginn der Versammlung für "Fehler" beim Umgang mit der Katar-Problematik auf dem eskalierten Vereinskonvent des Vorjahres entschuldigt. Das kam in der Halle an. Der 68 Jahre alte Nachfolger von Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der in der ersten Reihe sitzend aufmerksam zuhörte, wurde mit 1092 Ja-Stimmen für eine zweite dreijährige Amtszeit gewählt. 218 stimmberechtigte Mitglieder votierten gegen ihn, 85 enthielten sich.
"Ich werde Sie nicht enttäuschen", sagte Hainer zu den Mitgliedern. Die Zustimmung von nur rund 83 Prozent der anwesenden Mitglieder ist aber eines der schwächsten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte. 2019 hatte Hainer als Nachfolger von Uli Hoeneß noch 97,7 Prozent Zustimmung erhalten.
Verein "wird endgültig instrumentalisiert"
Katar-Kritiker Michael Ott beklagte wie im Jahr zuvor die Haltung der Vereinsführung im Umgang mit dem Emirat. Der Vereine werde "endgültig instrumentalisiert", das sei aus seiner Sicht "inakzeptabel". Er richtete an Hainer die direkte Frage, ob er als Präsident den Vertrag verlängern würde. "Diese Frage kann ich heute nicht mit Ja oder Nein beantworten", sagte der Präsident. Schweigen werde man zu Missständen auf keinen Fall.
Trainer Julian Nagelsmann und die Profis Thomas Müller, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Kingsley Coman hatten den Audi Dome am Vorabend des wichtigen Bundesliga-Topspiels gegen den SC Freiburg schon wieder verlassen, als sich Kahn zu den sportlichen Zielen in dieser Saison äußerte. Er forderte die Profis auf, in der Bundesliga wieder "diese Gier" zu entwickeln, um "auch in dieser Saison Meister zu werden. Die Elf ist unser klares Ziel", sagte Kahn zur aktuellen Titelserie. In seinem Terminkalender habe er aber auch das Champions-League-Finale und das DFB-Pokal-Endspiel nach dem vorzeitigen Scheitern in der vergangenen Saison "rot markiert".
Trotz erneuter Einbußen im Zuge der Corona-Pandemie konnte der Bundesliga-Krösus für die zurückliegende Meistersaison wieder schwarze Zahlen vorweisen. Der Umsatz des Gesamtkonzerns betrug 665,7 Millionen Euro, der Überschuss nach Steuern 12,7 Millionen Euro. "Das ist ein starkes Ergebnis", äußerte Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen (55). Der im Sommer 2023 ausscheidende Kahn-Stellverteter wurde von den Mitgliedern mit Ovationen für seine Arbeit gefeiert. Mit "feuchten Augen" verließ Dreesen das Rednerpult.
Quelle: ntv.de, Klaus Bergmann, dpa