So läuft der 22. Bundesliga-Spieltag Klopp hat kein Mitleid, Guardiola im Glück
21.02.2014, 11:31 Uhr
"Mitleid braucht der HSV nicht, und kriegt er von uns auch nicht": Jürgen Klopp.
(Foto: imago/Eibner)
Die Fußball-Bundesliga atmet auf, Felix Magath trainiert jetzt in England. Und verspricht, dass keiner stirbt. Der FC Bayern bereitet sich auf einen Kantersieg in Hannover vor und der BVB hält nichts von Aufbauhilfe Nord.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Die Kollegen von der "Bild"-Zeitung sind nicht gerade für ihre Zurückhaltung bekannt, also fragten sie den Torwart von Hannover 96 rundheraus: "Herr Zieler, kriegen Sie Sonntag wieder sechs Stück?" Damit erinnerten sie Ron-Robert Zieler freundlichst an den 30. Spieltag der Vorsaison, an dem die Bayern in Hannover mit 6:1 gewannen - ohne Philipp Lahm, Javi Martinez, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger, Mario Mandzukic und Dante. Jupp Heynckes hatte einige Stars für das Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona geschont. Am Sonntag kommt ein FC Bayern nach Hannover, der seine Aufgabe in der Königsklasse mit Bravour und ein bisschen Glück gelöst hat. Josep Guardiola muss nicht rotieren - könnte es aber problemlos - der Glückliche. Nur zwei Offensiv-Männer fehlen: Franck Ribéry wegen einer Operation am Hintern, Xerdan Shaqiri wegen eines Muskelfaserrisses. Ron-Robert Zieler hat trotzdem keine Angst vor einem Schützenfest auf seine Kosten: "Nein, davon gehe ich nicht aus. Im Gegenteil: Ich hoffe, dass wir mindestens einen Punkt holen." Das lässt aufhorchen. Wo Armin Veh gelbgefährdete Spieler schont, wo der HSV sich in sein Schicksal fügt, da erlaubt sich Hannover 96 Hoffnung. Wenn das den Bayern mal nicht eine Spur zu aufmüpfig klingt.
Wie spanisch sind die Verhältnisse?

Völlig aus dem Häusschen: Felix Magath im Craven Cottage. Er trainiert nun den FC Fulham.
(Foto: imago/BPI)
Felix Magaths Verhältnis zu einem gewissen spanischen St ürmer ist sehr gut - das jedenfalls hat der neue Trainer des FC Fulham bei seiner Vorstellung behauptet. Die englischen Medien zeigten sich nach seiner Verpflichtung, nun ja, reserviert. Ein "Folterknecht" sei er, "Europas letzter Diktator", ein "fitnessbesessener Geschäftemacher". Alles Quatsch, sagte Magath der versammelten Presse: "Fragt Raúl nach meiner Arbeit. Fragt nicht die Spieler, die ihr hier in England gar nicht kennt. Fragt die guten Spieler, und ihr werdet die richtigen Antworten bekommen."
Den Fans des FC Fulham wird der Ruf ihres neuen Trainers herzlich egal sein, solange er den Verein rettet. Mit genau diesem Versprechen tritt er an: "Wir werden den Abstieg vermeiden. Ich bin noch nie abgestiegen." Vier Punkte Rückstand hat der Tabellen-17. auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Dort steht West Bromwich Albion, wie passend, dass Magath genau dort am Samstag sein Debüt gibt. Das Spiel hat er nonchalant zum wichtigsten in der Vereinsgeschichte erklärt – während er genüsslich an der obligatorischen Tasse Tee nippte. Das gibt Beliebtheitspunkte bei den Engländer, genau wie sein schwarzer Humor: "Bis jetzt hat jeder mein Training überlebt. Noch ist niemand gestorben."
Was passiert sonst noch?
Die wiedererstarkte Borussia aus Dortmund trifft auf den Angstgegner ihres Trainers. Das freilich ist weitaus weniger angsteinflößend, als es zunächst klingt. Denn dieser Angstgegner ist: der Hamburger SV. Zwar sagt die Statistik klipp und klar: Nicht einmal gegen den FC Bayern hat Jürgen Klopp als BVB-Coach öfter verloren als gegen den ruhmreichen HSV. Andererseits hat der Hamburger SV in der vergangenen Woche nicht einmal beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig punkten können. Die Nulldiät an der Elbe hält jetzt schon seit sieben Spielen an, die unsanfte Landung auf dem harten Boden der Bundesliga-Tabelle steht unmittelbar bevor. Verhindern soll ihn Mirko Slomka, der sich nach Thorsten Fink und Bert van Marwijk als dritter Coach in dieser Saison an der Wiederbelebung des letzten Bundesliga-Dinos versuchen darf. Im Gegensatz zu Vorgänger van Marwijk will Slomka immerhin erkannt haben, dass es seinem Team nicht an spielerischer Qualität mangelt. Die ist gegen Dortmund auch nötig, Aufbauhilfe Nord dürfen die Hamburger vom BVB nicht erwarten, stellte Jürgen Klopp klar: "Mitleid braucht der HSV nicht, und kriegt er von uns auch nicht."
Welche Mannschaft überrascht?
Ein wenig Mitleid gebrauchen kann derzeit die beste Werkself der Bundesliga, Bayer Leverkusen. Pokalaus gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, Liga-Pleite gegen Schalke, Champions-League-Debakel gegen Zlatan Ibrahimovic - die vergangene Woche war für Leverkusen sportlich ungefähr so erfolgreich wie der Weihnachtsurlaub für Kanzlerin Angela Merkel. Und hatten wir erwähnt, dass Bayer in allen drei Spielen Heimrecht hatte? Nun gut. Vielleicht tut da die Dienstreise in die Autostadt zur zweitbesten Werkself des Landes ganz gut und den Leverkusenern gelingt ein Sieg, was trotz des zweiten Tabellenplatzes zumindest eine kleine Überraschung wäre. Der VfL Wolfsburg jedenfalls freut sich auf Gäste und der Bezahlsender Sky auf neue Quotenrekorde. Galten bislang der BVB und Schalke als mögliche Opfer des mit VW-Millionen angestrebten Überholvorgangs in der Liga, droht angesichts des jüngsten Abwärtstrends nun den Leverkusenern das Schicksal des Abgehängten. Zumal beim VfL nach zuletzt drei Siegen eindeutig eine Erfolgswelle durch den Mittellandkanal schwappt. Pech hatten die Wölfe eigentlich nur bei der Pokalauslosung, dort geht es nach Dortmund. Aber mit dem Stichwort Pokalauslosung kann man in Leverkusen gerade niemanden trösten.
Für welchen Trainer wird es eng?
Thomas Schneider steht kurz davor, mit dem VfB Stuttgart einen Rekord einzustellen. Sieben Niederlagen in Folge gab es für die Schwaben zuletzt 1986/87, und nächster Gegner ist der kecke Aufsteiger von Hertha BSC. Läuft es ganz schlecht, ziert der VfB nach dem 22. Spieltag den vorletzten Tabellenplatz. Sportvorstand Fredi Bobic verspürt offiziell wenig Lust, in dieser Saison nach Bruno Labbadia einen weiteren Trainer abzufinden, man ist ja nicht der HSV. Auch wenn es dem VfB an Erfolgserlebnissen mangelt, die Phrasen sind ihm noch nicht ausgegangen. "Wir wissen, was wir zu tun haben", machte Bobic den Seinen Mut: "Wir haben nur noch Endspiele vor der Brust, aber wir können mit einem Sieg auch die Wende für die restlichen Spiele einleiten." Sein Coach gibt sich noch gelassen, um seinen Job zittern nur andere. "Das spielt für mich keine Rolle. Für mich zählt nur, die Mannschaft vorzubereiten", betonte der 41-Jährige. Es würde nicht überraschen, wäre die insgeheim schon auf einen Trainerwechsel vorbereitet. Nach dem 1:4 bei der TSG Hoffenheim hat die VfB-Vereinsführung Schneider schließlich das Vertrauen ausgesprochen.
Wo wird es brisant?
Überall, der 21. Bundesliga-Spieltag brachte schließlich die Erkenntnis: Der Keller muss dringend ausgebaut werden. In dieser Saison hat die halbe Liga beschlossen, möglichst lang gegen den Abstieg zu kämpfen - oder um ihn, wie es die Bremer von Robin Dutt formulieren. Die Werderaner gastieren beim punktgleichen Tabellennachbarn aus Frankfurt und hoffen, dass der Eintracht noch die Strapazen vom Europaliga-Trip nach Porto in den Knochen stecken und vielleicht mehr möglich ist, als Punktezahl und Zahl der Spiele im Gleichgewicht zu halten.
Immerhin war Eintracht-Coach Armin Veh diesmal so frei, in Portugal alle Stammkräfte aufzubieten und nicht für künftige Aufgaben zu schonen. Die heißen für beide Klubs: Kampf gegen den Abstieg. Frankfurt trifft in den kommenden fünf Spielen auf direkte Abstiegskonkurrenten (Bremen, Stuttgart, HSV, Freiburg, Nürnberg), Bremen auch. Dort hat sich die Stimmung beruhigt, obwohl in den vergangenen zehn Spielen nur ein Sieg gelang. Die Fans stehen hinter dem Verein, betont Kapitän Clemens Fritz. Der findet: "Das ist unser großes Plus." Andere meinen: Es ist ihr einziges.
Was sagt das Orakel?
"Wir sollten nie über Wunder reden. Wenn wir drei Punkte gegen Borussia Dortmund holen sollten, ist es das Ergebnis harter Arbeit." Hamburgs neuer Trainer Mirko Slomka freut sich unverdrossen auf sein Debüt beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund.
Quelle: ntv.de