Ende einer Ära beim FC Liverpool Klopp rätselt, warum ihm niemand glaubt
20.05.2024, 13:28 Uhr
In Mainz und Dortmund ist Jürgen Klopp längst eine Legende, auch beim FC Liverpool prägt er eine Ära. Das wird bei seinem Abschied überdeutlich. Der 56-Jährige gibt dem Traditionsklub ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg - und spricht vielsagend über seine persönliche Zukunft.
Nach einem Volkshelden-Abschied, der an der Anfield Road wohl ewig in Erinnerung bleiben wird, war auch Jürgen Klopps allerletzte Kabinenansprache noch tief berührend. "Ich will nur sagen, dass ich euch liebe", sagte der scheidende deutsche Teammanager zu Mohamed Salah, Virgil van Dijk und all den anderen Spielern des FC Liverpool, die ihm so sehr ans Herz gewachsen sind: "Danke für diesen Ritt! Es war unglaublich. Ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein."
Am Ende von neun höchst erfolgreichen, aber auch extrem auslaugenden Jahren läutete Klopp die Zeitenwende höchstpersönlich ein. "Es fühlt sich nicht wie ein Ende an, es fühlt sich wie ein Anfang an", sagte Klopp, und er versprach: "Wenn man es mit der richtigen Einstellung angeht, wird alles gut." Klopp hinterlässt auch bei seiner dritten Trainerstation ein kaum erreichbares Vermächtnis - seine Zukunft ließ er völlig offen.
"Ich muss mich jetzt wirklich erholen", sagte der 56-Jährige. Es werde für ihn auch nach seiner Zeit in England "Möglichkeiten geben, aber ich sitze hier nicht und denke: Vielleicht mache ich das in ein paar Jahren." Die Reporter müssten "gar nicht schauen, welche Klubs gerade verfügbar wären".
Er wisse nicht genau, "warum niemand glaubt, dass ich wahrscheinlich kein Trainer mehr sein werde", sagte Klopp. Er verstehe es zwar, "denn es scheint eine Droge zu sein": Schließlich komme jeder zurück und arbeite, "bis er paarundsiebzig Jahre alt ist". Ob das auch für ihn selbst gilt? "Ich hatte immer die Idee, dass ich das nicht so lange machen werde."
Guardiola: Klopp "hat sehr wichtige Rolle in meinem Leben gespielt"
Den FC Liverpool übergibt er aus seiner Sicht in guter Verfassung und in gute Hände. "Dieser Klub ist vielleicht im besten Zustand jemals", sagte Klopp nach seinem emotionalen Abschied von der Anfield Road. Die "Basics" seien "zu 100 Prozent" da, Klopp nannte das Team "voller Talent, mit jungen Spielern, mit Kreativität und Gier". Und er hob seinen Nachfolger Arne Slot hervor.
"Stellt euch vor, die nächste Saison startet und ihr wartet nicht ab, was passiert. Ihr begrüßt den neuen Trainer so, wie ihr mich begrüßt habt. Ihr geht 'all in' ab dem ersten Tag", rief Klopp, und er stimmte im roten "I'll Never Walk Alone Again"-Hoodie einen Arne-Slot-Gesang an. Der Niederländer kommt von Feyenoord Rotterdam.
Die Fans feierten aber vor allem Klopp, der in neun Jahren mit Liverpool unter anderem 2019 die Champions League und 2020 die Premier League gewann - und sich dabei zum Dauerrivalen von Pep Guardiola aufschwang. "Ich werde ihn sehr vermissen", sagte der Teammanager von Manchester City, nachdem er mit seiner Mannschaft gerade den vierten Meistertitel nacheinander gewonnen hatte. "Jürgen hat eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben gespielt", erklärte Guardiola weiter.
Klopp hinterlässt in Liverpool eine riesige Lücke, das hatte er auch in Dortmund und Mainz schon getan. Eine Rückkehr auf die Trainerbank schloss er nicht aus, aber: "Ich muss all in sein. Ich muss der Funke sein, das Energiebündel", sagte Klopp: "Ich muss all das sein - aber ich bin leer."
Quelle: ntv.de, tsi/sid