"Ganz große Karriere vor sich" Kovac reift zum möglichen Heynckes-Erben
20.12.2017, 13:16 Uhr
Niko Kovac pflegt einen freundschaftlichen Umgang mit seinen Spielern - das erdete auch "Enfant terrible" Boateng (r.).
(Foto: imago/Jan Huebner)
Platz acht in der Hinrunde der Fußball-Bundesliga und DFB-Pokal-Vize: Trainer Niko Kovac formt eine erfolgreiche Eintracht aus Frankfurt. Sportdirektor Bruno Hübner prophezeit ihm eine große Zukunft - die Kovac sogar zurück zum FC Bayern führen könnte.
In seiner Kindheit war Niko Kovac ziemlich genau das, was man unter einem Straßenfußballer versteht. Im Berliner Wedding kickte der 1971 in der Hauptstadt geborene Kroate in den berüchtigten "Käfigen" und auf Beton. "Ich war meistens der Kleinste", sagte der heutige Trainer von Eintracht Frankfurt der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Wenn er mit aufgeschlagenen Knien und blauen Flecken nach Hause kam, stand die Mutter in der Tür, sie "fragte, was ich da machen würde und konnte es, ehrlich gesagt, nicht verstehen".
Doch im Rückblick scheint der junge Niko alles richtig gemacht zu haben. Als Spieler wurde Kovac zu einem der besten Defensivspieler der Bundesliga, mit Bayern München gewann er als "Abräumer" im Mittelfeld 2003 das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal. Als Trainer trifft der 46-Jährige seit über eineinhalb Jahren in Frankfurt den richtigen Ton, in der vergangenen Saison führte er die Hessen ins DFB-Pokal-Finale.
"Die Bayern werden jemanden finden"
"Niko ist ein akribischer Arbeiter und hat eine ganz große Karriere vor sich", sagte Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner: "Er versucht immer, die Mannschaft besser zu machen." Der Erfolg der Frankfurter führte in den vergangenen Wochen so weit, dass Kovac inzwischen als Kandidat auf die Nachfolge von Jupp Heynckes beim Rekordmeister gehandelt wird. Der "Außenseiter-Kandidat" in München, schrieb die "Süddeutsche Zeitung".
Sportvorstand Fredi Bobic gab trotzdem zuletzt im "Kicker"-Interview an, "ein gutes Gefühl" zu haben, dass Kovac am Main bleibe. Der Vertrag des Trainers läuft bis 2019. "Wir gehen klar und offen miteinander um. Da mache ich mir gar keinen Kopf", sagte Bobic: "Die Bayern werden schon jemanden finden, aber sicherlich im Ausland."
"Spieler sind meine Freunde"
Die Frage bleibt, was für einen Typ die Bayern suchen. Gegen Kovac spricht die Erfahrung. Gut eineinhalb Jahre als Bundesliga-Trainer reichen normalerweise nicht, zuvor trainierte der Kroate von 2013 bis 2015 die Nationalmannschaft seines Heimatlandes. Bei Red Bull Salzburg war er ein Jahr Co-Trainer. Aber was spricht für Kovac? Der 46-Jährige ist überaus authentisch, er weiß, wie mit den Spieler umgehen muss. Dass das auch mit eher schwierigen Charakteren funktioniert, zeigt das Beispiel Kevin-Prince Boateng, der schon als "Enfant terrible" abgestempelt worden war, unter Kovac aber zu alter Stärke zurückfindet.
"Ich versuche, jedem gegenüber offen, ehrlich und freundlich aufzutreten", sagte Kovac, für den zudem der in München so geliebte "Stallgeruch" spricht: "Die Spieler sind meine Freunde. Das sage ich nicht einfach so, das meine ich genauso. Das beginnt schon mit der Art, wie wir uns begrüßen: shakehands, per Faust oder give me five. Ich bin 46, Robby (Robert Kovac, d. Red.), mein Bruder und Co-Trainer, ist 43, wir zählen uns schon noch zur Generation der Spieler. Das macht es für uns alle ein bisschen leichter."
Quelle: ntv.de, Jan Mies, sid