Fußball

Weltmeisterchen rudert zurück Kramer hängt sein Fähnchen in den Wind

So sieht's aus: Christoph Kramer im Trikot der Leverkusener.

So sieht's aus: Christoph Kramer im Trikot der Leverkusener.

(Foto: imago/Otto Krschak)

Christoph Kramer kehrt nach Leverkusen zurück. Natürlich nicht, weil er muss, sondern ihn "das Konzept total überzeugt". Nachdem sich der Leihspieler zum Revoluzzer aufgeschwungen hatte, hat das einen faden Beigeschmack.

Wenn er irgendwo nicht spielen möchte, dann spielt er da auch nicht - es waren markige Worte, die Christoph Kramer von sich gab. Aus Brasilien als Weltmeister zurückgekehrt, wollte sich der deutsche Nationalspieler nicht in seine sportliche Zukunft reinreden lassen. "Da kann ein Vertrag aussehen, wie er will", legte der Mönchengladbacher in einem Interview mit dem "Spiegel" nach und kam zu einem mittlerweile oft zitierten Fazit. Er fühle sich im Fußball-Geschäft "ganz generell manchmal wie in einem modernen Menschenhandel. Doch am Ende entscheide immer noch ich".

Hintergrund ist Kramers Vertragssituation, der von Bayer Leverkusen an die Borussia aus Mönchengladbach ausgeliehen ist. Weil Kramer eine tolle Entwicklung genommen hat, pochen die Bosse der Werkself auf eine Rückkehr, und das völlig zu Recht: Kramer hat in Leverkusen noch einen Vertrag bis 2017, das Leihgeschäft läuft im Sommer aus, eine Kaufoption gibt es nicht. Dass der Mittelfeldspieler trotzdem stur blieb und stets betonte, sich in Gladbach wohl zu fühlen, rechneten ihm die Verantwortlichen und Fans am Niederrhein hoch an. Denn obwohl sich die Borussen langsam aber sicher in den oberen Gefilden der Bundesliga etabliert haben, scheint Bayer auf Dauer doch die bessere Adresse. Dauergast in der Champions League, nach einem tollen Saisonstart haben sie in Leverkusen sogar von der Meisterschaft geredet - da ist ein Treuebekenntnis zu einem kleineren Verein schon bemerkenswert.

Vogts kritisiert das Weltmeisterchen

Nun, keine drei Monate später, ist aus dem aufmüpfigen Youngster ein Umfaller geworden. "Auch wenn ich mich in Gladbach nach wie vor sehr wohlfühle, habe ich einen Vertrag in Leverkusen und werde dort - Stand jetzt - ab Sommer spielen", sagte Kramer der "Sport Bild', um noch einen zweifelhaften Nachsatz hinterherzuschieben: "Und zwar nicht, weil ich muss, sondern weil mich das Konzept überzeugt hat". Da sträubt sich ein Profi also monatelang vor einer Rückkehr - und nach einem Gespräch mit dem Arbeitgeber ist alles anders. Man weiß selbstredend nicht, was Kramer und die Leverkusener beredet haben, die Worte "Menschenhandel" und "Selbstbestimmung" wird der Spieler aber kaum in den Mund genommen haben. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich müssen Verträge auch im Fußball eingehalten werden, von daher blieb dem Nationalspieler praktisch nichts anderes übrig, als zurück zu rudern. Von einem Spieler, der vorher so große Töne gespuckt hat, hätte man aber irgendwie mehr erwartet.

Dass der einstige Revoluzzer letztendlich nur ein Fähnchen im Wind ist und nicht konsequent um die Selbstbestimmung bei seiner sportlichen Zukunft kämpft, liegt möglicherweise an der aufkeimenden Kritik an seiner Person. Vor der WM noch weitgehend unbekannt, legte Kramer zuletzt einen regelrechten Interview-Marathon hin. "Die Art, wie sich Kramer im Moment darstellt, hätte ihm damals Probleme bereitet - im Team und mit dem Trainer", urteilte Berti Vogts in der "Rheinischen Post".

Der Tadel des einstigen Bundestrainers scheint überzogen, die generelle Kritik ist aber nicht ganz unangebracht. "Jetzt kann ich endlich den Mund aufmachen", hatte der 23-Jährige nach der WM verlauten lassen, im Gladbach-Trikot aber nur noch durchwachsene Leistungen gezeigt. Weil er in Brasilien nur 43 Minuten gespielt hat, ist Kramer für Vogts ohnehin nur ein Weltmeisterchen. Der Mittelfeldspieler habe "herzlich wenig zum Titel beigetragen", Vogts könne "nicht verstehen, warum es für solche Spieler noch gewisse Freibriefe gibt". Den guten Ruf, den sich Kramer sowohl sportlich als auch persönlich erarbeitet hat, gilt es nun zurückzugewinnen - ab kommenden Sommer dann in Leverkusen.

Quelle: ntv.de, sport.de

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