Fußball

Alles gut im Volksparkstadion? Kühne landet Marketing-Coup beim HSV

War damals wirklich alles besser?

War damals wirklich alles besser?

(Foto: imago/Oliver Ruhnke)

Was ist so toll daran, die Fußballarena im Hamburg dank eines Milliardärs wieder Volksparkstadion zu nennen? Selbst Fans des HSV müssten sich doch an die unwirtlichste Spielstätte des Landes erinnern: hässlich, zugig, stimmungstötend.

Wenn nun jemand, sagen wir, 14 Jahre alt, Fan des Hamburger SV ist und trotz seiner Jugend einen Sinn für den Stellenwert der Tradition im Fußball hat. Der könnte doch sagen: "Für mich wird die AOL-Arena immer die AOL-Arena bleiben." Und das aus gutem Grund. Das Stadion im Stadtteil Bahrenfeld bekam im Jahr 2001 diesen Namen und hieß bis 2007 so. Dann kaufte die HSH Nordbank die Rechte, seit 2010 ist Imtech der Namensponsor. Dass die Arena jetzt ab Juli Volksparkstadion heißt, hat damit zu tun, dass die Spielstätte, die bis zum Totalumbau ab Sommer 1998 an gleicher Stelle im Altonaer Volkspark stand, eben so hieß. Der HSV war dort 1963 mit der Gründung der Bundesliga eingezogen.

In Hamburg feiern sie das die Umbenennung als Sieg der Tradition. Und sie feiern den Mann, der das möglich macht. Der Milliardär Klaus-Michael Kühne kauft nicht nur für 18,75 Millionen Euro 7,5 Prozent der Fußball-AG des Hamburger SV, er zahlt auch - zunächst bis 2019 - vier Millionen Euro für das Namenrecht. Das sei ihm "eine Herzensangelegenheit", ließ der 77 Jahre alte Chef einer Spedition ausrichten. Das mag so sein, schließlich hat er sich oft genug als Fan bezeichnet. Vor allem aber ist die Aktion ein nicht zu unterschätzender Marketing-Coup in eigener Sache. Schließlich ist Kühne alles andere als unumstritten. Nach der Maxime "Wer zahlt, bestimmt, was gespielt wird" hat er sich schon oft in die Angelegenheiten des Klubs eingemischt.

Griff in die Nostalgiekiste

Ein Diplomat ist Kühne nicht. Wenn ihm ein Trainer nicht passt, dann sagt er das. Den ehemaligen Sportchef Oliver Kreuzer bezeichnete er als "drittklassig". Vor ziemlich genau einem Jahr legte er sich, letztlich vergeblich allerdings, mächtig ins Zeug, um Felix Magath als Trainer und Vorstand zu installieren. Und er lotste vor zweieinhalb Jahren Spielmacher Rafael van der Vaart zurück an die Elbe, indem er die Ablöse von 13 Millionen Euro mit einem Darlehen über 8 Millionen Euro finanzierte. Nun sitzt er offiziell mit im Boot. Die Not beim HSV muss groß gewesen sein, dass die Verantwortlichen sich darauf einlassen.

Die Anhänger, klammern wir die 14-Jährigen einmal aus, aber werden es ihm danken. Vor allem die Sache mit dem Volksparkstadion dürfte ihnen gefallen. Denn das ist ein gezielter Griff in die Nostalgiekiste und soll an Zeiten erinnern, als die Manfred Kaltz noch den Ball auf einer Flugbahn nach Art der Banane in des Gegners Strafraum zirkelte und Hrubeschs Horst ihn mit seinem Kopf ins Tor wuchtete. An Zeiten, als der ruhmreiche HSV noch Meisterschaften und Pokale gewann und sogar im Europapokal der Landesmeister reüssierte. Und nicht in der Bundesliga gegen den Abstieg kämpfte.

Doch wer seinen Blick nicht mithilfe einer Vereinsbrille verschleiert und zudem mehr als 14 Lebensjahre hinter sich hat, der kann sich noch gut daran erinnern, was das Volksparkstadion wirklich war: das unwirtlichste Stadion des Landes, eine zugige, hässliche, jede Stimmung tötende Betonschüssel, durch die der Wind pfiff wie nichts Gutes. Immer, wirklich immer hat es dort geregnet. Und wer in einer der Kurven stand, war nicht nur wegen der roten Laufbahn kilometerweit vom Spielfeld entfernt, er wurde auch nass - überdacht waren nur die Tribünen an den Längsseiten. Die gute Nachricht für die Fans des HSV aber ist: Es ändert sich ab dem Sommer ja nur der Name. Und wer will, kann das Stadion ja immer noch AOL-Arena nennen. Ganz im Sinne hanseatischer Tradition.

Quelle: ntv.de

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