Fußball

Losglück und Eberl-Stress "Let's rock" oder Schock? Ein Monster-Monat für den FC Bayern

Wohin geht der Weg des FC Bayern?

Wohin geht der Weg des FC Bayern?

(Foto: dpa)

Der FC Bayern steht massiv unter Druck. Der Februar hat es in sich. Immerhin auf dem Umweg ins Achtelfinale der Champions League bekommen die Münchner eine gute Nachricht. Aber andere Sorgen verschwinden deswegen nicht.

Das kleine "Wunder" in der Champions League ist ausgeblieben. Der FC Bayern verpasste am Mittwochabend am letzten Liga-Spieltag (3:1 gegen Slovan Bratislava) die direkte Qualifikation für das Achtelfinale deutlich und muss den Umweg über die Playoffs nehmen. Und der wird angenehmer als zunächst befürchtet. Bei der Auslosung am Mittag gingen die Münchner dem Topklub Manchester City aus dem Weg und bekommen es mit Celtic Glasgow zu tun. Der Ex-Münchner Thiago hatte das zu verantworten. Aus der Internet-Community fliegen ihm dafür viele Herzen zu. City dagegen muss gegen Real Madrid ran, ein Gigant fällt damit schon vor dem Achtelfinale um.

Auch wenn die Mannschaft von Startrainer Pep Guardiola in dieser Saison eine Krise erlebt, die zwischendurch historische Ausmaße angenommen hatte, ist Celtic ein ganz anderes Kaliber, ein viel leichteres. Denn City ist eben immer noch City. City ist Tormonster Erling Haaland, ist Spielmacher Kevin de Bruyne, ist Mastermind İlkay Gündoğan, ist Zauberfuß Phil Foden und seit ein paar Tagen auch Bundesliga-Topstürmer Omar Marmoush. City ist immer noch ein wahnsinniges Team. Unberechenbar, wie der FC Bayern in diesen Wochen auch.

Und die nächsten Wochen werden nicht ruhiger. Denn der FC Bayern schleppt einen massiven Berg an Aufgaben mit sich herum. Sportlich wird der mit fünf Bundesligaspielen ohnehin schon gut gefüllte Februar noch um die beiden Extrarunden in der Königsklasse erweitert. Auf dem Platz geht es um alles. Um das Fazit der Saison - und die Zukunft der Mannschaft. Ein Knockout gegen die Schotten vor dem Achtelfinale wäre ein Desaster, die zweite gigantische Enttäuschung nach dem Pokal-Aus gegen Bayer Leverkusen im Achtelfinale Anfang Dezember. Der Traum vom "Finale dahoam" wäre in Fetzen gerissen. Sollte Celtic geschlagen werden, wird der Weg aber ruppig. Denn dann folgt ein mögliches Achtelfinale gegen das bärenstarke Atlético Madrid oder erneut Leverkusen.

Drei Spitzenspiele in der Bundesliga im Februar

Bliebe noch die Bundesliga. Hier könnte der Februar kaum knackiger sein. Die Aufgaben Holstein Kiel und Werder Bremen sind zunächst blanke Pflichterfüllung, aber dann geht's gegen Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart. Die Münchner könnten eine Vorentscheidung in der Meisterschaft für sich erzwingen. Oder sich auf ein womöglich dramatisches Kopf-an-Kopf-Rennen einstellen müssen. Und das nach einer Saison ohne Titel, die jetzt doch unbedingt wiedergutgemacht werden soll. Aber von solchen Szenarien wollen sie nichts wissen. Thomas Müller sagt: "Es geht Schlag auf Schlag mit Back-to-back-Wochen. Let's rock it!"

Ob noch vor dieser frühen Crunchtime der Saison alle Dinge erledigt sind, die den FC Bayern abseits des Rasens umtreiben, so wie Sportvorstand Max Eberl sich das gewünscht hat? Man kann es sich kaum vorstellen, immer wieder heißt es zwar, dass die Signale an den offenen Vertragsflanken positiv seien. Aber Entscheidungen gibt es noch nicht. Zumindest sind sie nicht bekannt. Das ist vor allem der Fall Jamal Musiala, der den Klub offenbar ans Limit treibt. Der Spielmacher ist nicht nur auf dem Feld längst zur Schlüsselfigur geworden, sondern auch in den Planungen der Münchner. Um ihn herum und um Joshua Kimmich soll das Team der Zukunft entstehen. Musiala und Kimmich sind als Gesichter einer neuen Erfolgsära vorgesehen. Erst recht, wenn Thomas Müllers Zeit endet. Wann das sein wird, vielleicht schon im Sommer (?), offen. Wie auch die Zukunft von Musiala, dessen Vertrag im Sommer 2026 ausläuft, wie die Zukunft von Kimmich, Alphonso Davies und so vielen anderen im Kader.

Eberl unter Beobachtung?

Weil sich der Verein nicht nur auf den fußballerischen Teil seines Daseins konzentrieren kann, sondern auch noch die Kaderfragen beantworten muss, rückt offenbar die Arbeit von Max Eberl intern verstärkt in den Fokus. Der "Kicker" berichtet unter anderem davon, dass der Sportvorstand mit der Klubführung nicht ausreichend spricht und Alleingänge unternimmt. Vor allem beim Thema Vertragsgesprächen. So sollen die aufgerufenen Zahlen für eine Verlängerung mit Kimmich und Davies für Verwunderung sorgen. Der Aufsichtsrat soll sogar ein Veto gegen ein 100-Millionen-Euro-Paket für den Außenverteidiger aus Kanada eingelegt haben. Denn eigentlich hatte Eberl die Vorgaben, die Gehaltskosten beim Rekordmeister, der wohl rote Zahlen schreiben wird, einzudämmen. Dazu sollten auch hoch bezahlte Verkaufskandidaten wie Leon Goretzka und Kingsley Coman abgegeben werden.

Für Eberl, der in den vergangenen Wochen in Gesprächen mit Reportern bisweilen dünnhäutig reagiert hatte, ist die Lage indes alles andere als einfach. Seine eigene Planung scheint bereits jetzt über den Haufen geworden, die Crunchtime naht, Ergebnisse gibt es nicht. Auch dieses sich ewig hinziehende Verhandlungstheater soll die Bosse unruhig machen. Und dennoch bleibt Eberl angesichts der angeblich internen Kritik, wie er sagt, gelassen (wie hier nachlesen können).

Die Zukunft des FC Bayern hängt an Jamal Musiala. Der 21-Jährige ist schon jetzt so groß geworden, dass er für seinen Karriereweg aus zahlreichen Top-Optionen die beste für sich wählen kann. Musiala will große Titel gewinnen, zu den besten Spielern der Welt gehören. Vielleicht einmal selbst der Beste der Welt sein. Als Spieler der Bundesliga ist das eine überdimensionale Aufgabe, wie ein Blick in die Siegerlisten der letzten Jahrzehnte zeigt. Mit seiner immensen Bedeutung kann Musiala hoch pokern. Zuletzt war von einer Ausstiegsklausel in Höhe von 175 Millionen Euro die Rede. Der FC Bayern hätte, wenn Musiala sich mit einem anderen Klub einigt und der zahlt, keine Handhabe. Das passt nicht zum Selbstverständnis des Klubs.

Auch Neuer fällt ein scharfes Urteil

Hinzu kommt, dass Musiala durchblicken lässt, dass er auch darauf schaut, wie es mit Davies und Leroy Sané über den Sommer hinaus weitergeht. Davies soll bleiben, bei Sané scheint alles offen, vor allem wegen seines hohen Gehalts in Kombination mit seiner rätselhaften Inkonstanz. Die "Kumpels" haben offenbar großen Einfluss auf Musialas eigene Planung. Alles hängt mit allem zusammen. Und Kimmich mittendrin. Seine Spitzenteam-außer-Dienst-Abrechnung nach der Pleite bei Feyenoord Rotterdam hatte hohen Wellen geschlagen. Und nach dem Spiel gegen Bratislava legte Manuel Neuer nach: "Wir haben Federn gelassen. Deshalb ist es verdient, dass wir nicht unter den Top 8 sind. Wir haben es nicht verdient - und deshalb gehen wir in die Playoffs." Aber die Spitze, das ist der Anspruch, den Musiala hat, Kimmich und all die anderen.

Und in einen turbulenten Februar mit sieben Spielen in 28 Tagen. Nach denen wird auch die Arbeit von Trainer Vincent Kompany noch einmal neu bewertet. In der weitgehend souveränen Hinrunde verdiente er sich Lob für seine Art und seinen Plan, wie die Bayern Fußball spielen. Aber nach einigen nicht gewonnenen Top-Spielen kam Kritik auf, ob sein defensiver Plan vielleicht zu riskant ist. Nach dem Slovan-Spiel durfte er sich dann den Vorwurf anhören, sich mit der Aufstellung verzockt zu haben. Die beste offensive Elf hatte er nicht aufs Feld geschickt. Musiala wurde geschont, der formstarke Kingsley Coman ebenfalls. Dafür spielten der weiter wankelmütige Sané und Mathys Tel, um den es immer dichtere Abgangsgerüchte mit astronomischen Summen gibt.

Kompany verteidigt seine Aufstellung

Ob Kompany nun wirklich eine Chance leichtfertig weggeworfen hat, den FC Bayern in den Playoffs in eine bessere Position zu bringen, ist ein Vorwurf, der sich kaum halten lässt. Die neue Champions League hatte mit ihrem Modus ein spannendes Chaos herbeigeführt. Nichts war klar, während des gigantischen Abschlussspieltags flogen die Mannschaften in der Tabelle hin und her. Auf Ergebnis, auf mögliche kommende Gegner zu spielen, war schlicht unmöglich. Womöglich wären die Münchner bei anderer Aufstellung am BVB vorbeigezogen und hätten jetzt einen deutlichen angenehmeren Weg vor sich. Aber nichts war vorhersehbar. "Wir hatten eine Menge Offensivspieler auf dem Platz", verteidigte sich Kompany. Chancen für mehr Tore seien dagewesen.

Fortwährende Rotationen für den Mammutmonat schließt er nun indes aus. "Wir gehen voll rein in jedes Spiel. Wir wollen grundsätzlich jedes Spiel so stark wie möglich angehen. Ich mache mir keine Sorgen, der Kader ist für diese Momente gebaut", sagte Kompany vor dem Spiel am Samstagmittag (15.30 Uhr bei Sky und im Liveticker bei ntv.de) gegen Kiel. Es sei dennoch wichtig, schob er nach, "einen Kader zu haben, wo wir tauschen können. Der Hintergedanke ist, dass die Spieler fit bleiben müssen." Auch Thomas Müller wollte das Belastungsthema nicht überbewerten. "Wir sind Profis und es gewohnt, alle drei Tage zu spielen." Es geht für alle um alles.

Quelle: ntv.de

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